Was von Marx zu lernen wäre: Alles Nötige über Arbeit und Reichtum im Kapitalismus

Was von Marx zu lernen wäre: Alles Nötige über Arbeit und Reichtum im Kapitalismus

3 Stunden 19 Minuten

Beschreibung

vor 17 Jahren

Linke Parteien zählen den Theoretiker des 19. Jahrhunderts,
dessen Gedanken einmal die Welt bewegt haben, zu ihrem
Traditionsbestand, seine Schriften aber kennen sie nicht mehr.
Marx ist heute ein toter Hund. Um so mehr als man ihn an
Universitäten, sofern man sich seiner erinnert, höflich ins
geistesgeschichtliche deutsche Erbe eingemeindet – und zwar als
einen Großen: Ein großer Philosoph soll er gewesen sein, dem es
nach Hegel noch einmal gelungen sei, dialektisch zu


denken; ein großer Soziologe, der ein System gebastelt habe, in
dem die Gesellschaft von der materiellen Basis bis zum Überbau
der Ideen auf ein einziges Prinzip gebracht ist, ein großer
Prophet, der die Globalisierung früh vorhergesehen habe, ein
großer Utopist, der sich eine schöne bessere Welt ausgedacht
haben soll.


Dass Marx selbst, wenn er gefragt würde, nichts von dem genannten
Großen vollbracht haben wollte, ja sich dieses Lob verbitten
würde, kann seine geistesgeschichtlichen Freunde nicht bremsen..
Sie verzeihen ihm ja sogar, dass er Kommunist gewesen ist. Er
selbst sah seine Leistung einzig und allein in dem, was der
Untertitel seines theoretischen Hauptwerkes ankündigt: in der
"Kritik der politischen Ökonomie" des Kapitalismus. Marx war,
wenn irgendetwas, Ökonom. Die Wirtschaftswissenschaften
allerdings haben keine gute Erinnerung an diesen Klassiker, ja
eigentlich überhaupt keine. Kein Wunder. Schließlich hat er nicht
nur die menschenfeindliche und absurde Rationalität des
Wirtschafsystems aufs Korn genommen, das sie so vernünftig
finden, er hat auch ihre verständnisvollen Theorien darüber
wider- und zerlegt.


An dem Kapitalismus, den Marx in der Phase seines Entstehens
analysierte und kritisierte, hat sich seit seinen Tagen dies und
das, aber nichts Wesentliches geändert. Immer noch ist die
Vermehrung des Geldes der beherrschende Zweck, für den gearbeitet
wird – und das ist keineswegs ein geschickter Umweg zur besseren
Befriedigung der Bedürfnisse; noch immer sind die arbeitenden
Menschen Kostenfaktor, also die negative Größe des
Betriebszwecks; noch immer findet die Entwicklung der
Produktivkraft der Arbeit, der größten Quelle des materiellen
Reichtums, ausschließlich statt, um Löhne zu sparen und
Arbeitskräfte zu entlassen – also um den Arbeiter ärmer zu
machen.


Wegen dieser Aktualität, und nur wegen ihr, verdient es der
längst verblichene Denker, dass man sich seiner erinnert. Seine
Bücher helfen, die ökonomische Wirklichkeit heute zu erklären.
Das will der Vortrag anhand von Zitaten aus dem ersten Kapitel
von "Das Kapital" Band 1, "Die Ware" demonstrieren. Angeboten
werden ungewohnte Gedanken über Gebrauchswert und Tauschwert,
konkrete und abstrakte Arbeit, Geld und Nutzen, Arbeit und
Reichtum – paarweise Bestimmungen, die unsere moderne Welt nicht
mehr auseinander halten kann, während sie tatsächlich die
härtesten Gegensätze enthalten. Der Vortrag wird einführen in
"Das Kapital" und für eine längerfristige Kapital-Lektüre werben,
zu der sich gerade ein für alle Interessierte offener Lesekreis
bildet.


Am Rand bleibt für Kenner eine Abgrenzung zu den Marxologen
nachzutragen, die sich ausgerechnet, weil es keinen Sozialismus
in der Realität mehr gibt, zu einer "Neuen Marxlektüre" befreit
und herausgefordert sehen. Sie wollen nichts mehr zu tun haben
mit der Arbeiterklasse und dem Anprangern der Ausbeutung;
entdecken vielmehr in allen Gegenständen und Themen des
dreibändigen Werkes eintönig immer dasselbe: "Fetischisierte
Vergesellschaftung". Sie studieren Marx, aber weniger, um der
ausgearbeiteten Kritik des Kapitalismus seine Kritik zu
entnehmen; sie lesen das Buch mehr als eine gelungene Antwort auf
ihre Frage, warum die praktische Kritik, die der Kapitalismus
verdient hätte, immerzu ausbleibt. Sie erklären nicht sich und
anderen, warum die kapitalistische Wirtschaftsweise nicht zu
ihnen passt und abgeschafft gehört, sondern warum sie in Gedanken
und Praxis so gut zu ihr passen. Damit wollen wir nicht
verwechselt werden.


Veranstalter: AK Gegenargumente

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