Große Wohnungen, kleine Gefühle
Liebe, Einsamkeit und ein Bekenntnis zu Lübeck. Der Bücherpodcast
knöpft sich Neuerscheinungen des noch jungen Jahres vor. Und kommt
natürlich an einem Mann nicht vorbei.
44 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 10 Monaten
In der neuen Folge unseres Buch-Podcasts "Was liest du gerade?"
sprechen Iris Radisch und Adam Soboczynski über aktuelle
Neuerscheinungen des neuen Jahres. Julia Schoch hat ihre
autofiktionale Trilogie "Biographie einer Frau" abgeschlossen, in
der sie dem Wandel der Liebe in verschiedenen Lebensabschnitten
nachgeht. Trifft es zu, dass wir im Lauf unseres Lebens immer
größere Wohnungen, aber immer kleinere Gefühle haben? Heute geht es
um den letzten Band "Wild nach einem wilden Traum", in dem die
Autorin von einer lange zurückliegenden "love affair" mit einem
katalanischen Schriftsteller erzählt. Die Liebe, bekennt sie, steht
in ihrem Leben immer für etwas Früheres, Älteres, das verloren
gegangen ist. Ist sie am Ende vielleicht vor allem Einbildung, also
Literatur? In dem großen Roman "Sehr geehrte Frau Ministerin" von
Ursula Krechel ist die Liebe von Einsamkeit und hellsichtiger
Desillusion abgelöst worden. Hier werden vier Frauenleben erzählt
und kunstvoll miteinander verlinkt: das Leben einer älteren
Fachverkäuferin für Reformhausartikel mit ihrem erwachsenen Sohn,
das einer Lateinlehrerin mit ihrem Faible für Agrippina, der Mutter
des römischen Imperators Nero, und das einer Justizministerin, die
beinahe das Schicksal von Agrippina erleidet. Ursula Krechel
erzählt von rätselhaften Mutter-Sohn-Beziehungen, von Alter,
Krankheit und Gewalt gegen Frauen. "Die Frau", heißt es lakonisch,
"ist lästig in der Geschichte, sie muss verschwinden. Am besten,
sie räumt sich selber aus dem Weg, sodass kein Schatten von ihr auf
die Geschichte fällt und die Männergeschichte unaufhaltsam ihren
Lauf nimmt." Unser Klassiker ist die kleine Rede "Lübeck als
geistige Lebensform" aus dem Jahr 1926, in der Thomas Mann, der vor
150 Jahren geboren wurde, sich zu seinen Wurzeln bekannt hat.
Lübeck hat dem Jubilar beim Schreiben stets als Kompass gedient.
Vom Lübecker Bürger ist er zum Weltbürger geworden, der mit
norddeutscher Nüchternheit und Humor zu einem europäischen
Humanismus fand. Unser Zitat des Monats stammt dieses Mal aus
dem neuen Roman Wackelkontakt von Wolf Haas. Das Team von "Was
liest du gerade?" erreichen Sie
unter buecher@zeit.de. Literaturangaben: Julia
Schoch: Wild nach einem wilden Traum, dtv, 176 Seiten, 23 Euro
Ursula Krechel: Sehr geehrte Frau Ministerin, Klett-Cotta, 368
Seiten, 26 Euro Thomas Mann: Lübeck als geistige Lebensform,
erschienen in Essays III, 1926 bis 1933 als Teil der Gesamtausgabe
im S. Fischer Verlag Wolf Haas: Wackelkontakt, Hanser, 240 Seiten,
25 Euro [ANZEIGE] Mehr über die Angebote unserer Werbepartnerinnen
und -partner finden Sie HIER. [ANZEIGE] Mehr hören? Dann
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sprechen Iris Radisch und Adam Soboczynski über aktuelle
Neuerscheinungen des neuen Jahres. Julia Schoch hat ihre
autofiktionale Trilogie "Biographie einer Frau" abgeschlossen, in
der sie dem Wandel der Liebe in verschiedenen Lebensabschnitten
nachgeht. Trifft es zu, dass wir im Lauf unseres Lebens immer
größere Wohnungen, aber immer kleinere Gefühle haben? Heute geht es
um den letzten Band "Wild nach einem wilden Traum", in dem die
Autorin von einer lange zurückliegenden "love affair" mit einem
katalanischen Schriftsteller erzählt. Die Liebe, bekennt sie, steht
in ihrem Leben immer für etwas Früheres, Älteres, das verloren
gegangen ist. Ist sie am Ende vielleicht vor allem Einbildung, also
Literatur? In dem großen Roman "Sehr geehrte Frau Ministerin" von
Ursula Krechel ist die Liebe von Einsamkeit und hellsichtiger
Desillusion abgelöst worden. Hier werden vier Frauenleben erzählt
und kunstvoll miteinander verlinkt: das Leben einer älteren
Fachverkäuferin für Reformhausartikel mit ihrem erwachsenen Sohn,
das einer Lateinlehrerin mit ihrem Faible für Agrippina, der Mutter
des römischen Imperators Nero, und das einer Justizministerin, die
beinahe das Schicksal von Agrippina erleidet. Ursula Krechel
erzählt von rätselhaften Mutter-Sohn-Beziehungen, von Alter,
Krankheit und Gewalt gegen Frauen. "Die Frau", heißt es lakonisch,
"ist lästig in der Geschichte, sie muss verschwinden. Am besten,
sie räumt sich selber aus dem Weg, sodass kein Schatten von ihr auf
die Geschichte fällt und die Männergeschichte unaufhaltsam ihren
Lauf nimmt." Unser Klassiker ist die kleine Rede "Lübeck als
geistige Lebensform" aus dem Jahr 1926, in der Thomas Mann, der vor
150 Jahren geboren wurde, sich zu seinen Wurzeln bekannt hat.
Lübeck hat dem Jubilar beim Schreiben stets als Kompass gedient.
Vom Lübecker Bürger ist er zum Weltbürger geworden, der mit
norddeutscher Nüchternheit und Humor zu einem europäischen
Humanismus fand. Unser Zitat des Monats stammt dieses Mal aus
dem neuen Roman Wackelkontakt von Wolf Haas. Das Team von "Was
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Schoch: Wild nach einem wilden Traum, dtv, 176 Seiten, 23 Euro
Ursula Krechel: Sehr geehrte Frau Ministerin, Klett-Cotta, 368
Seiten, 26 Euro Thomas Mann: Lübeck als geistige Lebensform,
erschienen in Essays III, 1926 bis 1933 als Teil der Gesamtausgabe
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