The Good Doctor | Von Anke Behrend

The Good Doctor | Von Anke Behrend

18 Minuten

Beschreibung

vor 10 Monaten

Für Jack Piper


Ein Standpunkt von Anke Behrend.


Die Geschichte klingt wie ein groteskes Schauspiel: dreist,
skrupellos und in ihrem Ausmaß unglaublich. Wie konnte so etwas
überhaupt passieren? Hatte man wirklich nichts aus vergangenen
Skandalen gelernt? Wie kann es sein, dass ähnliche Betrügereien
immer wieder passieren? Welche Mechanismen liegen dem zugrunde,
und wird man sie jemals verhindern können?


Aber von vorn …


Als im britischen Wissenschaftsmagazin The Lancet im Februar 1998
eine Studie als „Early Report“ erschien, war das zunächst nichts
Außergewöhnliches (1). Eine Peer-Review war wohl erfolgt, doch
zum damaligen Zeitpunkt, war es noch nicht üblich, Rohdaten von
Studien offenzulegen. Dies machte eine Überprüfung der Daten und
Ergebnisse unmöglich. So gelangte ein unscheinbares 11-seitiges
Paper in eines der renommiertesten Wissenschaftsmagazine der
Welt. Der Autor des Papers, nennen wir ihn Dr. W., hielt
unmittelbar danach – und das war ungewöhnlich – eine
Pressekonferenz ab und informierte die Medien, darunter The Sun,
Daily Mail und Daily Telegraph, über seine hochbrisante
Entdeckung. Ihre Veröffentlichung duldete keinen Aufschub, ging
es doch um die Sicherheit tausender Kinder in Großbritannien,
wenn nicht sogar in der ganzen Welt!


Kameras klickten, Blitzlichter zuckten, und alle großen
Medienhäuser hatten ihre Mikrofone auf dem Tisch vor Dr. W.
platziert, als er erklärte, möglicherweise ein neues Syndrom
entdeckt zu haben – eine Krankheit, die als Nebenwirkung eines
Medikaments auftreten könne, das täglich Hunderten von Kindern
verabreicht wurde. Diese Krankheit war real und bekannt, wenn
auch selten. Sollte sie tatsächlich auf noch unklare Weise als
Nebenwirkung eines Medikamentes auftreten, müsste sofort
gehandelt und das Medikament aus dem Verkehr gezogen werden.


Ein Pharmaskandal ungeahnten Ausmaßes schien sich anzubahnen. Die
britische Yellow Press stürzte sich auf den Retter der Kinder und
schon tourte der Posterboy, Dr. W. durch alle Kanäle, erklärte
die Besorgnis erregenden Ergebnisse seiner Studie und hatte auch
schon eine sichere Alternative parat – ein Medikament, an dessen
Entwicklung und Vertrieb er, wie sich später herausstellen
sollte, selbst maßgeblich beteiligt war. Eine bis dahin
beispiellose Angstkampagne begann die britischen Inseln und
später viele weitere Länder, besonders die USA zu erfassen.


Die Nachfrage nach W.’s Statements stieg ins schier
Unermessliche, und W. musste bald einen Manager beschäftigen, um
die Flut der Anfragen zu bewältigen. Schließlich ging es um
unsere Kinder, nicht wahr? Ja gut, die Studie war nur ein „Early
Report“. Die Peer-Review ohne Rohdaten fragwürdig. Es waren nur
elf Seiten und einige spärliche Abbildungen. Aber immerhin hatte
Dr. W. viele andere Studien zitiert. Damals, 1998, machte sich
kaum jemand die Mühe, eine Studie selbst zu lesen. Es gab sie.
Was wollte man mehr?...hier weiterlesen:
https://apolut.net/the-good-doctor-von-anke-behrend/


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