Die Kreuzzüge – SG 284
Heute erzähle ich dir etwas über ein Thema aus der Geschichte, und
zwar über die Kreuzzüge, und welche Rolle Deutschland dabei
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vor 1 Jahr
Heute erzähle ich dir etwas über ein Thema aus der Geschichte,
und zwar über die Kreuzzüge, und welche Rolle Deutschland dabei
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Die Kreuzzüge waren Kriege, die im Mittelalter stattfanden, vor
allem zwischen Christen und Muslimen. Sie begannen im Jahr 1096
und endeten im 13. Jahrhundert. Es ging hauptsächlich um die
Kontrolle von Jerusalem und anderen heiligen Orten im Nahen
Osten. Aber wusstest du, dass auch viele Menschen aus dem Gebiet
des heutigen Deutschlands an den Kreuzzügen beteiligt waren?
Im 11. Jahrhundert war das Gebiet des heutigen Deutschlands ein
Teil des Heiligen Römischen Reichs. Dieses Reich wurde von
Kaisern regiert, die enge Verbindungen zur katholischen Kirche
hatten. Papst Urban II. rief 1095 zum ersten Kreuzzug auf. Viele
deutsche Adellige, Ritter und sogar einfache Leute folgten seinem
Aufruf. Sie fühlten sich dazu berufen, das „Heilige Land“ von den
Muslimen zurückzuerobern und den christlichen Glauben zu
verteidigen.
Aber es gab nicht nur religiöse Gründe. Viele deutsche Ritter
sahen in den Kreuzzügen auch eine Möglichkeit, Ruhm und Ehre zu
erlangen oder ihre Macht zu vergrößern. Es war eine Chance,
Abenteuer zu erleben und sich in der weiten Welt zu beweisen.
Gleichzeitig versprach die Kirche den Teilnehmern die Vergebung
ihrer Sünden, und das war für viele Menschen damals ein sehr
starkes Motiv.
Kommen wir zu den deutschen Rittern. Beim zweiten Kreuzzug
(1147-1149) zum Beispiel führte der deutsche König Konrad III.
eine große Armee in den Nahen Osten. Konrad war der erste
deutsche König, der aktiv an einem Kreuzzug teilnahm. Aber sein
Kreuzzug war nicht sehr erfolgreich: Seine Armee wurde in der
heutigen Türkei von den Muslimen besiegt, und nur wenige Ritter
kehrten nach Hause zurück.
Der dritte Kreuzzug (1189-1192) ist der vielleicht bekannteste in
der deutschen Geschichte. Papst Gregor VIII hatte zu diesem
Kriegszug aufgerufen, weil die Stadt Jerusalem erobert worden
war. An diesem Kreuzzug nahm der Kaiser des römisch-deutschen
Reiches, Friedrich I., teil, besser bekannt als Friedrich
Barbarossa. Barbarossa war einer der mächtigsten Herrscher seiner
Zeit. Er führte eine große Armee nach Jerusalem, aber seine Reise
endete tragisch: Auf dem Weg durch die heutige Türkei ertrank
Barbarossa in einem Fluss, als er sich baden wollte. Das führte
dazu, dass viele seiner Soldaten den Kreuzzug abbrachen und
wieder nach Hause gingen.
Stell dir das mal vor! Das war eine Zeit lange vor Eisenbahn,
Flugzeug oder Auto. Die Menschen sind also zu Fuß und mit Pferden
aus Europa bis in den Nahen Osten gezogen. Sie nutzten aber
natürlich auch Schiffe. Friedrich startete seine Reise
beispielsweise in Regensburg, einer kleinen und wunderschönen
Stadt hier in Bayern, direkt an der Donau gelegen. Angeblich
hatte er 100.000 Mann mit dabei. Auch hier musst du dir wieder
vorstellen, dass das eine Zeit ohne Internet, Zeitungen und
ähnliches war. Also allein diese große Menge an Menschen
zusammenzurufen, war gar nicht so einfach. Wanderprediger sorgten
dafür, dass sich Informationen verbreiteten. Und übrigens waren
nicht nur Kämpfer unterwegs, sondern ganze Familien. Das waren
Menschen, die noch nie über ihr Dorf hinaus gekommen waren. Jetzt
packten sie ihre Sachen und machten sich auf den Weg in die
Fremde.
Eine wichtige Gruppe, die aus den Kreuzzügen hervorging, waren
die sogenannten Deutschordensritter. Der Deutsche Orden wurde im
Jahr 1190 gegründet. Ursprünglich war der Orden eine
Krankenpflegergemeinschaft. Sie sollte verwundete Kreuzritter
pflegen. Später wurde er aber zu einem mächtigen Ritterorden. Die
Deutschordensritter trugen weiße Mäntel mit einem schwarzen Kreuz
und kämpften nicht nur im Heiligen Land, sondern auch in
Osteuropa. Besonders bekannt wurde der Deutsche Orden durch seine
Kreuzzüge im heutigen Polen, in Litauen und Russland. Sie
gründeten dort den Staat des Deutschen Ordens, der für viele
Jahre eine wichtige Macht in der Region war.
Übrigens fanden die Kreuzzüge nicht nur im Nahen Osten statt.
Auch im heutigen Deutschland gab es Kreuzzüge, zum Beispiel den
Wendenkreuzzug im Jahr 1147. Dieser Kreuzzug richtete sich gegen
die slawischen Völker im Nordosten des heutigen Deutschlands, die
sogenannten Wenden. Diese Völker waren keine Christen, und so
sahen die deutschen Herrscher und Ritter eine Gelegenheit, sie zu
christianisieren und gleichzeitig ihr eigenes Territorium zu
erweitern.
Aber zurück zu den Kreuzzügen, die in den Nahen Osten
aufgebrochen waren. Da gibt es Berichte, dass die deutschen
Ritter oft unter den extremen Temperaturen litten. In ihren
schweren Rüstungen schwitzten sie so stark, dass sie manchmal
ohnmächtig wurden. Außerdem hatten viele Ritter Schwierigkeiten,
sich in den fremden Ländern zurechtzufinden. Das kann ich sehr
gut verstehen. Du auch, oder?
Was mich bei der Recherche zu diesem Thema schockiert hat, war
der sogenannte „Kinderkreuzzug“ von 1212. In Deutschland glaubten
viele Menschen, dass Gott ihnen durch Kinder den Sieg im Heiligen
Land bringen würde. Tausende Kinder zogen also los, wie viele es
genau waren, ist nicht bekannt. Die meisten von ihnen kamen nie
an. Viele wurden unterwegs krank oder als Sklaven verkauft.
Manche kehrten nach Hause zurück.
Aber was für eine Bedeutung hatten die Kreuzzüge für die späteren
europäischen Länder? Durch die Teilnahme an den Kreuzzügen kamen
die Ritter und Kaufleute in Kontakt mit neuen Kulturen und Ideen.
Es gab einen regen Austausch von Waren und Wissen. So wurden in
Deutschland durch die Kreuzzüge neue Gewürze, Stoffe und sogar
medizinisches Wissen bekannt. Durch neue Handelsrouten gab es
plötzlich viel mehr Austausch zwischen Europa und dem Orient.
Außerdem beeinflussten die Kreuzzüge das Bild des Ritters in der
deutschen Kultur. Die Kreuzzüge wurden als ehrenvolle Aufgabe
gesehen, und viele Ritterorden, wie der Deutsche Orden, hatten
ihren Ursprung in dieser Zeit.
Wie viele Menschen durch die Kreuzzüge insgesamt ums Leben kamen,
kann ich nicht sagen. Ich habe unterschiedliche Zahlen gefunden,
sie reichen von mehreren Hunderttausend bis über eine Million.
Eine Quelle bezifferte sogar 22 Millionen Menschen. Dabei geht es
natürlich nicht nur um die Ritter, sondern auch um Zivilisten,
die durch Plünderungen, Belagerungen, Krankheiten und Hungersnöte
starben.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg284kurz.pdf
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