Wohnzimmer statt Wartezimmer: Marek Rydzewski über die digitale Transformation der Barmer und die Zukunft der Gesundheitsversorgung

Wohnzimmer statt Wartezimmer: Marek Rydzewski über die digitale Transformation der Barmer und die Zukunft der Gesundheitsversorgung

Marek Rydzewski ist der Chief Digital Officer (CDO) der Barmer, einer der größten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland mit etwa neun Millionen Versicherten. Vor seiner Tätigkeit bei der Barmer war er bei der AOK Nordost tätig und wechselte dann zu...
42 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Marek Rydzewski ist der Chief Digital Officer (CDO) der Barmer,
einer der größten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland mit
etwa neun Millionen Versicherten. Vor seiner Tätigkeit bei der
Barmer war er bei der AOK Nordost tätig und wechselte dann zur
Barmer, um die Digitalisierung der Krankenkasse voranzutreiben.
Unter seiner Führung hat sich die Barmer in den letzten Jahren
von einer eher konservativen Krankenkasse zu einem Vorreiter im
Bereich der digitalen Gesundheitsversorgung entwickelt.
Digitalisierung bei der Barmer

Marek betont, dass die Digitalisierung bei der Barmer nicht
Selbstzweck ist, sondern immer mit einem klaren Mehrwert für die
Versicherten verbunden sein muss. Die Barmer hat eine
Digitalstrategie mit vier Säulen: erstklassige Services für die
Versicherten, interne Prozessoptimierung, Zusammenarbeit mit
Start-ups sowie eine Veränderung der Unternehmenskultur.
Besonders wichtig ist es ihm, unnötige oder ineffiziente Prozesse
nicht einfach zu digitalisieren, sondern die Digitalisierung als
Mittel zur Effizienzsteigerung zu nutzen.
Beispiele für digitale Angebote

Die Barmer bietet mittlerweile eine Vielzahl an digitalen
Services an, darunter Symptomchecker, Teledermatologie,
Telemedizin und Test-Kits zur Darmkrebsfrüherkennung. Diese
Angebote ermöglichen es den Versicherten, bequem von zu Hause aus
medizinische Unterstützung zu erhalten. Marek hebt besonders die
Kooperationen mit Start-ups wie Seven Mind und Oviva hervor, die
bereits vor der Einführung digitaler Gesundheitsanwendungen
(DiGA) erfolgreich waren.
Akzeptanz und Herausforderungen

Die digitalen Angebote der Barmer werden von den Versicherten gut
angenommen, besonders der Teledoktor und der digitale Hautcheck
stoßen auf positive Resonanz. Marek betont jedoch, dass die
breite Akzeptanz von Telemedizin und digitalen
Gesundheitslösungen in Deutschland noch ausbaufähig ist. Ein
wichtiger Schritt sei es, die Versicherten gezielt anzusprechen
und ihnen positive Beispiele aufzuzeigen. Zudem ist eine hybride
Versorgung – eine Kombination aus digitalen und physischen
Angeboten – entscheidend für den Erfolg.
Prävention und Lotsenfunktion

Ein zentrales Thema ist die sogenannte Lotsenfunktion der Barmer,
bei der die Krankenkasse eine proaktive Rolle in der
Gesundheitsvorsorge einnimmt. Durch gezielte Datennutzung, z.B.
im Rahmen des neuen § 25b SGB V, will die Barmer ihre
Versicherten frühzeitig auf mögliche Gesundheitsrisiken hinweisen
und präventive Maßnahmen anbieten. Marek sieht hier großes
Potenzial, warnt jedoch auch vor möglichen Herausforderungen in
Bezug auf Datenschutz und Akzeptanz bei den Versicherten.
Prozesse und Regulatorik

Ein wiederkehrendes Thema im Gespräch sind ineffiziente Prozesse,
die durch die Digitalisierung sichtbar und verbesserbar werden.
Marek kritisiert, dass viele regulatorische Hürden den
Fortschritt behindern, und plädiert für ein Umdenken in der
Politik. Er betont, dass die Sicherheit im Gesundheitswesen zwar
wichtig ist, aber nicht zu einem vollständigen Stillstand führen
darf. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sicherheit und
Innovationskraft sei entscheidend, um die Digitalisierung
erfolgreich voranzutreiben.
Elektronische Patientenakte (EPA)

Ein weiteres zentrales Thema ist die elektronische Patientenakte
(EPA). Marek sieht in der EPA ein großes Potenzial, die
Gesundheitsversorgung zu verbessern, und plädiert dafür, dass die
Akzeptanz durch gezielte Aufklärung und positive
Nutzererfahrungen gesteigert werden muss. Die Barmer setzt auf
eine schrittweise Einführung der EPA, die durch Testzugänge und
eine proaktive Kommunikation begleitet wird.
Zukunftsausblick

Marek ist optimistisch, dass die Digitalisierung der
Gesundheitsversorgung in Deutschland weiter voranschreiten wird.
Er sieht die Barmer in einer Schlüsselrolle, insbesondere durch
ihre Größe und die Möglichkeit, die Versicherten gezielt
anzusprechen. Die zukünftige Herausforderung wird darin bestehen,
die digitalen Angebote weiter auszubauen und gleichzeitig das
Vertrauen der Versicherten zu gewinnen.


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die digitale Transformation der Barmer und die Zukunft der
Gesundheitsversorgung erschien zuerst auf Visionäre der
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