Carsten Witte – Vom Krebspatienten zum Psychoonkologen und wie er mit „Jung und Krebs“ junge Menschen stärkt
In der aktuellen Folge des „Visionäre der Gesundheit“-Podcasts
begrüßt Gastgeberin Inga Bergen den Psychoonkologen Carsten Witte.
Seine berufliche Laufbahn ist nicht nur durch Fachwissen, sondern
auch durch persönliche Erfahrung geprägt.
50 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 1 Jahr
In der aktuellen Folge des „Visionäre der Gesundheit“-Podcasts
begrüßt Gastgeberin Inga Bergen den Psychoonkologen Carsten
Witte. Seine berufliche Laufbahn ist nicht nur durch Fachwissen,
sondern auch durch persönliche Erfahrung geprägt. Nach seiner
eigenen Krebserkrankung entschloss sich Witte, die Erfahrungen,
die er als Patient gemacht hatte, in seine berufliche Tätigkeit
einfließen zu lassen. Dabei geht es ihm nicht nur um die
Behandlung von Krebs, sondern auch um den ganzheitlichen Umgang
mit den psychosozialen Folgen der Erkrankung. Im Podcast spricht
er offen über die Herausforderungen von Krebspatient*innen, seine
Kritik am aktuellen Gesundheitssystem und die Notwendigkeit eines
umfassenderen Ansatzes in der Krebsbehandlung.
Carsten Witte: Vom Soldaten zum
Psychoonkologen
Carsten Witte hatte in seinen Zwanzigern eine lange Karriere bei
der Bundeswehr eingeschlagen, bevor eine schicksalhafte Diagnose
sein Leben komplett veränderte. Nach wiederkehrenden Schmerzen in
seinem linken Arm wurde bei ihm ein bösartiger Knochentumor
diagnostiziert. Diese Erfahrung, die ihn fast ein Jahr lang aus
dem Leben riss, führte ihn schließlich zu der Entscheidung, sein
Leben und seine Karriere neu auszurichten. Nach seiner Genesung
kehrte er zur Bundeswehr zurück, doch ihm wurde schnell klar,
dass er etwas ändern musste. Er entschied sich, sein Abitur
nachzuholen und Gesundheitspädagogik zu studieren. Dieser Weg
führte ihn zur Psychoonkologie, wo er heute Patient*innen in
einer Freiburger Strahlentherapie-Praxis betreut.
Jung und Krebs: Eine persönliche Mission
Eine der prägendsten Erfahrungen für Witte war das Gefühl der
Isolation, das er während seiner Krankheit erlebt. Besonders
während seiner dritten Lungenmetastase fühlte er sich in den
Kliniken allein gelassen. Diese Erfahrung motivierte ihn zur
Gründung des Vereins „Jung und Krebs“, um jungen
Krebspatient*innen eine Plattform zu bieten, sich auszutauschen
und gegenseitig zu unterstützen. Carsten Witte betont im Podcast
die Bedeutung von Selbsthilfegruppen, die helfen, geringfügige
Störungen zu bewältigen, bevor sie sich zu schwerwiegenden
psychischen Problemen entwickeln.
Herausforderungen in der Nachsorge und im
Gesundheitssystem
Ein zentraler Punkt in Wittes Arbeit und auch in seiner Kritik am
Gesundheitssystem ist die Nachsorge von Krebspatient*innen. Er
betont, dass das System derzeit stark auf die medizinische
Versorgung fokussiert ist, psychosoziale Aspekte jedoch oft
vernachlässigt werden. Viele Patient*innen fühlen sich nach der
stationären Behandlung verloren, da sie keine klare Anleitung für
die Nachsorge erhalten. Carsten Witte fordert daher einen
ganzheitlichen Ansatz, der körperliche, psychische und soziale
Aspekte gleichwertig behandelt. Er schlägt vor, dass
Patient*innen während und nach der Behandlung aktiv in ihre
Nachsorge eingebunden werden sollten, beispielsweise durch
regelmäßige Reha-Aufenthalte und ein proaktives Betreuungsmodell,
das auch psychosoziale Unterstützung umfasst.
Eigenverantwortung und Gesundheitskompetenz
Ein weiteres wichtiges Thema, worüber Inga und Carsten
diskutieren, ist die Rolle der Eigenverantwortung und
Gesundheitskompetenz. Carsten Witte betont, dass viele
Patient*innen nicht wissen, welche Rechte und Möglichkeiten sie
haben. Und dass es an strukturierten Informationen fehlt. Er
fordert eine frühere und umfassendere Aufklärung, die bereits in
der Schule beginnen sollte. Dabei geht es nicht nur um
Prävention, sondern auch um die Stärkung der Eigenverantwortung
in Bezug auf die eigene Gesundheit. Witte plädiert für einen
„Health in All Policies“-Ansatz, bei dem gesundheitliche Aspekte
in allen gesellschaftlichen Bereichen mitgedacht werden.
Der Wert von Humor in der Behandlung
Humor spielt in Carsten Wittes Arbeit eine wichtige Rolle. Er
sieht darin ein Mittel, um die Schwere der Situation zu lindern.
Des Weiteren hilft er Patienten, ihre Situation besser zu
bewältigen. Ein Beispiel aus seiner eigenen Erfahrung zeigt, wie
er Humor nutzt, um schwierige Momente zu überstehen: Nach einer
weiteren Operation ließ er sich auf die Brust schreiben „Bitte
diesmal nichts vergessen“, was im OP-Saal für große Erheiterung
sorgte. Witte betont, dass Humor nicht die Ernsthaftigkeit nimmt,
sondern die Perspektive verändert und den Raum öffnet für eine
ehrlichere Begegnung.
Die Notwendigkeit eines patientenzentrierten
Gesundheitssystems
Abschließend formuliert Carsten Witte seine Forderungen für ein
patientenzentriertes Gesundheitssystem. Er plädiert für einen
ganzheitlichen Ansatz, der die Gesundheit als biopsychosoziales
Modell versteht. Dabei sollen Patienten nicht nur als Empfänger
von medizinischen Leistungen gesehen werden, sondern aktiv in den
Gestaltungsprozess ihrer Behandlung und Nachsorge einbezogen
werden. Nur so könne das Gesundheitssystem nachhaltig verbessert
und auf die individuellen Bedürfnisse der Patient*innen
zugeschnitten werden.
Der Beitrag Carsten Witte – Vom Krebspatienten zum
Psychoonkologen und wie er mit „Jung und Krebs“ junge Menschen
stärkt erschien zuerst auf Visionäre der Gesundheit.
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