095 — Geopolitik und Militär, ein Gespräch mit Brigadier Prof. Walter Feichtinger

095 — Geopolitik und Militär, ein Gespräch mit Brigadier Prof. Walter Feichtinger

Seit Längerem liegt mir ein Thema am Herzen, nämlich die Frage, welche Rolle Militär in der heutigen Zeit spielt, wie sich die Situation über die letzten Jahrzehnte — zur Überraschung vieler, auch mir — verändert hat und was wir in Zukunft erwarten k...
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Woher kommen wir, wo stehen wir und wie finden wir unsere Zukunft wieder?

Beschreibung

vor 2 Wochen

Seit Längerem liegt mir ein Thema am Herzen, nämlich die Frage,
welche Rolle Militär in der heutigen Zeit spielt, wie sich die
Situation über die letzten Jahrzehnte — zur Überraschung vieler,
auch mir — verändert hat und was wir in Zukunft erwarten können.


Nun ist es mir zum Glück gelungen, einen der führenden Experten
in diesem Themenbereich zu einem Gespräch einzuladen, Prof.
Walter Feichtinger.


Prof. Feichtinger ist Sicherheitsexperte, Brigadier im Ruhestand,
und Präsident des Center for Strategic Analysis. 


Vor einigen Jahrzehnten wurde vom »Ende der Geschichte«
gesprochen, die Berliner Mauer ist gefallen, die liberale
Marktwirtschaft wird dominieren und Staaten, die voneinander
immer stärker ökonomisch abhängig sind, greifen einander nicht
an. Militär wird also zunehmend überflüssig. So meine Logik und
die Logik vieler anderer damals. 


Wie konnte ich so falsch liegen?


Die Idee, dass der Weste das Weltgeschehen dominiert —
wirtschaftlich und kulturell — gilt heute wohl nicht mehr? Hat
Realitätsverweigerung dominiert?


Jedenfalls wurde Militär systematisch abgerüstet. Was sind die
Folgen?


Was passiert in den wirklichen Konfliktfeldern der Welt, haben
wir es dort mit rationalen Akteuren zu tun? Denken wir an den
Irak, Westbalkan, Afghanistan, Russland?


Was ist beim Arabischen Frühling (2011) passiert? Ist spätestens
zu diesem Zeitpunkt die klare Ablehnung westlicher
Lebensvorstellungen offensichtlich geworden?


Je mehr Interdependenz, desto mehr geopolitische Sicherheit hat
sich wohl als schwerwiegende Fehleinschätzung herausgestellt;
aber wie sollen wir international mit Abhängigkeiten umgehen?


Ähnliche Fehler wurden schon in der Vergangenheit begangen,
denken wir an die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, ohne dass wir
die Lehren daraus gezogen hätten; wie Thomas Sowell schreibt:


“Being a pacifist in the 1920s and 1930s was a badge of honor,
and pacifist phrases facilitated admission to the circles of the
self-congratulatory elites. […] 


At a 1935 rally of the British Labor Party, economist Roy Harrod
heard a candidate proclaim that Britain ought to disarm 'as an
example to the others'—a very common argument at that time.
[…] 


If Britain would reduce its armed forces, as Bertrand Russell
advocated, 'we should threaten no one, and no one would have any
motive to make war on us.'”


Was bedeutet nun Friede und wie kann dieser erreicht werden?


»Si vis pacem para bellum«


Wie zwischen sinnvoller Abschreckung und Rüstungswettlauf
navigieren?


»Das Phänomen Krieg besteht noch immer im politischen Alltag.«


Abschreckung — siehe Kalter Krieg in den 1980ern — ist immer ein
wesentliches Element in internationalen Beziehungen. Abschreckung
setzt aber militärische und entsprechende politische Stärke
gleichermaßen voraus.


Welche Rolle spielt Rüstungskontrolle in diesem Kontext?


Wer sind heute eigentlich die Akteure, die Großen und die
Mittelmächte; wie hat sich die Situation verändert? Erleben wir
neue Stellvertreterkriege mit der Gefahr ungewollter Eskalation
durch Mittelmächte?


Was ist die Rolle der UNO und anderer internationaler
Organisationen, im Besonderen auch des Sicherheitsrates;
einerseits in der historischen, andererseits in der aktuellen
Perspektive und mit Blick in die Zukunft?


Wer hat die bisherige Weltordnung dominiert und wer fordert die
bisherigen Akteure heraus? Der Westen ist stark in die Defensive
geraten — kommen wir aus dieser Position der globalen Schwäche
wieder heraus?


»Das höchste Gut ist die Glaubwürdigkeit.«


Was ist heute eigentlich das Schlachtfeld? Kann ein Krieg heute
überhaupt gewonnen werden?


»Wir befinden uns heute in einer Sphäre der permanenten
Auseinandersetzung«


Der Kampf der Narrative! Nichts ist schwarz-weiß, welcher
Geschichte darf man hier überhaupt noch Glauben schenken?


»Es geht darum, dem Gegner den eigenen Willen aufzuzwingen und
dies muss nicht mit Militär geschehen.«


Es gibt kein einfaches »Freund/Feind« Schema mehr. Wie sollen wir
damit umgehen? Bei der heutigen hybriden Machtprojektion gibt es
selten einen klaren Sieger.


»Den Krieg im herkömmlichen Sinne gibt es nicht mehr«


Welche Rolle spielt das neue Kampfmittel »Drone«? Sowohl am
»konventionellen« Schlachtfeld als auch in der zu erwartenden
Zukunft? Welche Rolle spielt — allgemeiner gefragt — die
Digitalisierung in diesen hybriden Kriegen?


Wie verändert sich die zeitliche Dimension am Schlachtfeld und
was hat dies für systemische Effekte? Welche Rolle kann der
Mensch unter diesen Rahmenbedingungen noch spielen?


»Die Technologie ist immer schneller als die Regulierung«


Sind Attacken in der Zukunft überhaupt noch Akteuren zuordenbar?


Wir erleben »die Enthegung des Krieges durch technische
Neuerungen«


Wie bekommen wir wieder mehr Resilienz in die globalen Systeme?


Welche globalen Akteure haben überhaupt die technologische
Stärke, um eine Rolle spielen zu können? Wie sieht die Situation
im Nahen und Mittleren Osten aus? Alles düster oder gibt es Grund
zur Hoffnung?


Welche Rolle spielt CSA Austria und Österreich als neutrales Land
in dieser Gemengelage?


Referenzen


Andere Episoden


Episode 94: Systemisches Denken und gesellschaftliche
Verwundbarkeit, ein Gespräch mit Herbert Saurugg

Episode 90: Unintended Consequences (Unerwartete Folgen)

Episode 88: Liberalismus und Freiheitsgrade, ein Gespräch mit
Prof. Christoph Möllers

Episode 61: Digitaler Humanismus, ein Gespräch mit Erich Prem

Episode 51: Vorbereiten auf die Disruption? Ein Gespräch mit
Herbert Saurugg und John Haas

Episode 37: Probleme und Lösungen



Prof. Feichtinger


Brigadier Prof. Dr. Walter Feichtinger

Center for Strategic Analysis



Fachliche Referenzen


Francis Fukuyama, Das Ende der Geschichte, Hoffmann und Campe
(2022)

The Truth About War with Combat Veteran Kelsi Sheren,
Triggernometry (2024)

Thomas Sowell, Intellectuals and Society, Basic Books (2012)

The Spy War: How the C.I.A. Secretly Helps Ukraine Fight
Putin, New York Times, 25. Feb 2024; Archive.is

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