Was ist uns gemeinsames Gebet wert?

Was ist uns gemeinsames Gebet wert?

Was ist uns gemeinsames Gebet wert?
4 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Kennen Sie Nowa Huta? Das ist heute ein Stadtteil von Krakau in
Polen. Dieser Stadtteil wurde 1947 von der kommunistischen
Regierung in Warschau geplant als Trabantenstadt rund um ein
Stahlwerk, "Die Neue Hütte". Es wurden neue Wohnblocks, Schulen,
Geschäfte, Theater und andere Kultureinrichtungen gebaut, aber
keine Kirche. Es sollte eine Stadt ohne Gott werden. Man wollte den
Glauben aus den Herzen der Menschen reißen und hier ein Exempel
statuieren gegen den Glauben und die Kirche, gegen Gott. Es hat
aber nicht lange gedauert, da haben die Menschen dort gespürt, dass
das nicht geht. Menschen aus ganz Polen, die im festen Glauben an
Gott aufgewachsen sind, haben zunächst eine gewisse Freiheit
verspürt, wie es junge Leute tun, wenn sie von zuhause ausziehen
und erstmal nicht mehr zur Kirche gehen. Aber dann haben die
Menschen in Nova Huta ein Kreuz auf einem Platz errichtet und sich
dort zum Gebet getroffen. Tausende Menschen, bei jedem Wetter,
jeden Sonntag. Und die Kommunisten sahen ihr Projekt bedroht und
haben Leute geschickt, das Kreuz abzureißen. Und es wurde neu
errichtet, und wieder eingerissen immer weiter. Und irgendwann
wurde das Gelände doch vom Staat freigegeben und eine
Baugenehmigung erteilt. Aber niemand durfte für die Kirche
Material, Beton, Stahl, Holz liefern. Und jeden Tag wurden auf der
Baustelle Gottesdienste gefeiert, frühmorgens und abends. Und immer
im Freien bei Schnee, Eis, Kälte, Regen und Hitze. Die
Grundsteinlegung 1967 wird mit mehr als 50.000 Menschen gefeiert.
Und erst mit der Hilfe der Katholiken aus den umliegenden Ländern,
die unglaubliche Spenden geleistet haben, konnten Material und
Maschinen gekauft werden. Die Leute von Nova Huta haben ihre Kirche
quasi mit ihren eigenen Händen gebaut und jahrelang nach ihrer
eigenen Schicht auf dem Bau oder im Stahlwerk abends und nachts an
der Kirche gebaut. Die Kirche wurde als Arche gebaut. Eine rettende
Arche über dem roten Meer der kommunistischen Stadt, so hat es der
damalige Pfarrer beschrieben. 1977 wird sie vom damaligen Kardinal
Woytyla eingeweiht und ist bis heute ein Symbol für den Kampf der
Glaubenden um die Ausübung ihres Glaubens gegen Unterdrückung und
Unfreiheit. Mittlerweile gibt es in Nova Huta mehr als 15 Kirchen.
Advents- und Weihnachtsgottesdienste im Freien in klirrender Kälte
mit zehntausenden Menschen über viele Jahre, das hat mich mehr als
beeindruckt. Weil für die Menschen der Glaube an Gott und die Feier
der Eucharistie jedes eigene Opfer mehr als wert war. Mir fiel
diese Geschichte ein, als es in den letzten Wochen wegen der
Energiekrise um das Heizen der Kirchen hier bei uns im Land ging.
Was ist uns gemeinsames Gebet und die Feier der Eucharistie wert,
wenn ich nur einen Mantel, und vielleicht einen Schal anziehen muss
und meinen Glauben nicht über Jahrzehnte gegen ein
glaubensfeindliches Regime zu verteidigen habe?

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