Vergleichende Betrachtung der tierärztlichen Ausbildung in Deutschland und in Frankreich am Beispiel der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Ecole Nationale Vétérinaire de Toulouse

Vergleichende Betrachtung der tierärztlichen Ausbildung in Deutschland und in Frankreich am Beispiel der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Ecole Nationale Vétérinaire de Toulouse

Beschreibung

vor 21 Jahren
Das Ziel dieser Arbeit war es, anhand einer vergleichenden
Darstellung der Tierärztlichen Ausbildung in Deutschland und
Frankreich die wichtigsten Strukturunterschiede, aber auch die
Gemeinsamkeiten des Studiums der Tiermedizin am Beispiel der
Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians Universität (LMU)
München und der Ecole Nationale Vétérinaire de Toulouse (ENVT)
aufzuzeigen. Mit Hilfe dieser vergleichenden Darstellung wird
ersichtlich, dass es einen erheblichen Unterschied in Aufbau und
Durchführung des Tiermedizinischen Studiums in beiden Län-dern
gibt. Diese Unterschiede müssen für die geplante Angleichung der
Studiensysteme in Europa zunächst herausgearbeitet und verdeutlicht
werden. Lediglich eine genaue Kenntnis des Aufbaus und Ablaufes des
Studiums in den einzelnen europäischen Län-dern ermöglicht eine
Gleichstellung des Studiums der Tiermedizin. Im Rahmen dieser
Arbeit sind folgende gravierende Unterschiede zwischen den beiden
Ausbildungsstätten herausgearbeitet worden: In Frankreich ist für
eine Zulassung an einer der vier „ENV’s“ das erfolgreiche Bestehen
eines „Concours“ Voraussetzung. In Deutschland erfolgt die
Zulassung zum Studium über die Zentralstelle für die Vergabe von
Studienplätzen mittels Abiturnote bzw. für die restli-chen Plätze
mittels eines Auswahlgespräches oder im Nachrückverfahren. Die
Zulassungsmodalitäten bezüglich der Anzahl der zugelassenen
Studierenden sind in Deutschland gesetzlich durch die
Kapazitätsverordnung geregelt und nicht dem Bedarf an
tierärztlichen Nachwuchs angepasst. In Frankreich erfolgt die
Festlegung der Zahl der Studienanfänger über den errechneten
aktuellen Bedarf an tierärztlichem Nachwuchs. Der Aufbau des
Studiums in Deutschland und Frankreich unterscheidet sich vor allem
in der Gestaltung der praktischen Ausbildung der Studenten, auf die
an der ENVT ein be-sonderer Wert gelegt wird. Sie findet in
Frankreich in Form kleiner sog. „Travaux-Pratiques“ (TP)-Gruppen
statt. Diese ermöglicht den Studenten einen besseren und enge-ren
klinischen Kontakt sowohl mit den Patienten als auch mit dem
Lehrpersonal, als dies an der Tiermedizinischen Fakultät der LMU
München möglich ist. Während des Studiums sowie bei einem Vergleich
der Pflichtpraktika fällt deutlich der weitaus größere Umfang des
Unterrichts in den lebensmittelkundlichen Fächern an der
Tiermedizinischen Fakultät der LMU München auf. In Frankreich kann
dies in Form eines Kurses nach dem Studium nachgeholt werden. Eine
Besonderheit an der Ecole Nationale Vétérinaire de Toulouse ist das
System der „Roneo“, das den Studenten als Hauptgrundlage zur
Prüfungsvorbereitung dient. Die Stu-denten eines jeden
Studienjahres erstellen Mitschriften der Vorlesungen, die
wöchentlich zusammengetragen und vervielfältigt werden. Das Studium
anhand von Lehrbüchern spielt eine weit geringere Rolle als in
Deutschland. Die Prüfungen finden an der Ecole Nationale
Vétérinaire de Toulouse in Form von schrift-lichen, mündlichen und
praktischen Abschnitts- und Abschlussprüfungen statt. An der
Tierärztlichen Fakultät der LMU München hingegen sind die Prüfungen
bisher lediglich in mündlicher und eventuell je nach Fach,
praktischer Form abzulegen. Fertiger Tierarzt, mit der Erlaubnis
zur freien Berufsausübung, ist man in Frankreich nur bei ebenfalls
abgeschlossener Promotion. Das Diplom über den Abschluss des
Studiums der Tiermedizin alleine berechtigt nicht zum selbständigen
Arbeiten. In Deutschland hin-gegen können die Absolventen mit
Erhalt der Approbation den Beruf des Tierarztes direkt ausüben.
Eine absolvierte Promotion ist dafür nicht Voraussetzung. Aus
diesem Grund wird die Ecole Nationale Vétérinaire de Toulouse ab
dem Hochschul-jahr 2005 sowohl das „LMD-System“
(Licence-Master-Doctorat), als auch das „European Creditpoint
Transfer Systems“ einführen. Derartige Anpassungen des Studiums der
Tier-medizin sind für Deutschland bisher entweder noch nicht
vorgesehen, bzw. erst in Pla-nung. Zusammenfassend kann nach einer
kritischen Betrachtung der Studienreformen gesagt werden, dass der
bedeutendste Unterschied in der Tiermedizinischen Ausbildung
zwi-schen der Tierärztlichen Fakultät der LMU München und der Ecole
Nationale Vétérinaire de Toulouse die praktische Ausbildung der
Studenten ist. Diese ist an der ENVT deutlich intensiver und besser
organisiert und bereitet ihre Absolventen nachweislich besser auf
die späteren Hauptbetätigungsfelder in der Tierärztlichen Praxis
oder Klinik vor. Die Vermittlung praktischer Fähigkeiten weist
zwischen den tierärztlichen Ausbildungsstätten der beiden Länder
erhebliche Unterschiede auf. Unzulänglichkeiten auf diesem Gebiet
werden den hiesigen tierärztlichen Ausbildungsstätten von Seiten
der „Association Européenne des Etablissements d’Enseignement
Vétérinaire“ (AEEEV) vorgehalten.

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