„Mühlviertler Hasenjagd“: Zeitzeugin Anna Hackl im Gespräch

„Mühlviertler Hasenjagd“: Zeitzeugin Anna Hackl im Gespräch

54 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

In dieser Sendung geht es um die Geschehnisse rund um die
„Mühlviertler Hasenjagd“ und um Menschen, die sich an der
Mitwirkung der groß angelegten Mordaktion mitmachten oder sich
widersetzten. Die mutige Mühlviertler Bauernfamilie Langthaler
aus Schwertberg widersetzte sich.
Anna Hackl ist hier im Gespräch mit Bernhard Mühleder,
Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Anna war die jüngste
Tochter der Familie Langthaler, damals war sie 14 Jahre alt. Ihre
Familie versteckte zwei aus dem KZ Mauthausen geflüchtete
Häftlinge vor der SS-Truppe, ein mit viel Risiko behaftetes
Unterfangen. Dieser Mut rettete den beiden, Michail Rybcinskij
und Nikolaj Cemkalo, das Leben – ein Versuch, anständig zu
bleiben – er gelang.
Bei diesem Fluchtversuch aus dem KZ-Mauthausen handelte es sich
vor allem um sowjetische kriegsgefangene Offiziere, die nur nach
Mauthausen kamen, um dort ermordet zu werden. Daher fassten sie
den Entschluss zu fliehen. Bewaffnet mit Pflastersteinen,
Feuerlöschern, Seifen- und Kohlestücken griffen sie die Wachtürme
an und warfen feuchte Decken über den elektrisch geladenen
Stacheldraht. Der dadurch herbeigeführte Kurzschluss ermöglichte
es ihnen, die Lagermauer zu überwinden. Wegen ihres schlechten
körperlichen Zustandes brachen viele Flüchtende bald zusammen.
Andere starben im Kugelhagel der Wachmannschaften. 419 Personen
gelang es zu entkommen. Die Meisten wurden an Ort und Stelle
ermordet. Diese Such- und Mordaktion wurde zynisch als
„Mühlviertler Hasenjagd“ bezeichnet.
Mit Namen sind nur acht Menschen bekannt, die diese Mordaktion
überlebt haben, es ist aber davon auszugehen, dass wenige mehr
überlebt haben. In der Landwirtschaft eingesetzte
Zwangsarbeiter*innen und eine Handvoll Mühlviertler
Bauernfamilien, die sich der Mitwirkung an der Mordaktion
widersetzten, rettete den meisten von ihnen das Leben. Andere
beteiligten sich an den Verbrechen an den Geflüchteten.
Seit nunmehr beinahe 30 Jahren ist Anna Hackl als Zeitzeugin in
Schulen unterwegs. Zwischen 30 und 50 Auftritte absolviert sie
pro Jahr die sie schon bis Berlin geführt haben. Sie selber sagt,
die positiven Erfahrungen mit den Schüler*innen motivieren sie
immer und immer wieder.


Beitragsbild: Bernhard Mühleder (KZ-Gedenkstätte Mauthausen) mit
der Zeitzeugin Anna Hackl. Bild: Freies Radio Freistadt


 

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