056 — Kunst und Zukunft

056 — Kunst und Zukunft

In der heutigen Episode möchte ich ein Thema aufgreifen, über das ich schon längere Zeit nachdenke, wo ich aber bisher noch keinen guten Zugang gefunden habe. Das Thema ist »Kunst und Zukunft«. Mit anderen Worten: Welche Rolle spielt Kunst und Kultur...
1 Stunde 7 Minuten
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Woher kommen wir, wo stehen wir und wie finden wir unsere Zukunft wieder?

Beschreibung

vor 1 Jahr

In der heutigen Episode möchte ich ein Thema aufgreifen, über das
ich schon längere Zeit nachdenke, wo ich aber bisher noch keinen
guten Zugang gefunden habe. Das Thema ist »Kunst und Zukunft«.
Mit anderen Worten: Welche Rolle spielt Kunst und Kultur in
Betrachtung und Gestaltung unserer Zukunft, aber auch umgekehrt:
wie wirkt Zukunft auf Kunst.


Ich freue mich daher ganz besonders für diese erste Episode in
diesem Themenenbereich Hanno Rauterberg gewonnen zu haben: 


Hanno Rauterberg ist Kunsthistoriker und stellvertretender
Ressortleiter des Feuilletons der Wochenzeitung Die Zeit sowie
Autor zahlreicher hervorragender Sachbücher. 


Das Buch, das diese Episode motiviert hat ist »Die Kunst der
Zukunft.« Daneben hat er aber eine Reihe weiterer Bücher
veröffentlicht, unter anderem »Wie frei ist die Kunst« oder »Die
Kunst und das gute Leben«. 


In dieser Episode sprechen wir über die Kunst in der Zukunft aber
auch über die Rolle, die Kunst spielt mit der Zukunft umzugehen.


Ich beginne mit der nur schwer zu beantwortenden Frage: Was ist
Kunst? ist eine Definition möglich? Hier stellt sich auch
eine Machtfrage: wer bestimmt (über Kunst)? Welche Aufgabe,
welche Funktion hat die Kunst?


Ist Kunst eine konservative / konservierende / tradierende Brücke
in die Vergangenheit oder ein progressiver, kritischer Blick der
Gegenwart sowie ein Seismograph der Zukunft? Ist die Kunst gar
elitär, belehrend oder ein Luxusgut, welche Rolle spielt der
moderne Kunstmarkt? Muss Kunst Erwartungen enttäuschen? Will
Kunst eine heilende Funktion wahrnehmen?


Dann sprechen wir über die Rolle des Museums. Geht es um Auswahl,
Selektion oder um Verhandlung, was Kunst ist? Welche Rolle
spielen dabei die klassischen Kriterien wie Komposition,
Originalität, Ikonographie, handwerkliche Aspekte, Innovation
technischer Merkmale? Tritt Produktion und Ästhetik in den
Hintergrund? Wird Kunst zur Deklaration, »Ready Made« à la Marcel
Duchamp, zur reinen Pose? Wann ist ein Werk abgeschlossen, wie
verhält es sich mit Performance und Immersion?


»Die Kamera der Gegenwart ist ein hochgezüchteter Computer, eine
Manipulationsmaschine, die darauf ausgelegt ist, das Wirkliche
dem Idealbild ihrer Programmierer anzugleichen — und die zugleich
dazu auffordert, das Foto nicht als Endprodukt zu verstehen,
sondern als Rohmaterial, das lustvoll bearbeitet und den inneren
Bildern der Fotografen angeglichen werden will.«


Welche Rolle spielt(e) Technik für Schöpfung (Methoden der
Produktion, Distribution verändern sich nachhaltig) aber auch für
die Rezeption und Interaktion mit Kunst und Künstlern? Das
Private und öffentliche Leben sind nicht mehr so klar voneinander
getrennt wie in der Vergangenheit, was sind die Folgen?


»Das Private wird als etwas öffentliches gestaltet und das
Öffentliche als etwas Privates«


Der Technikphilosoph Günter Anders wesentliche Trends, die wir
heute beobachten bereits in den 1960er Jahren beschrieben:


»Wenn das Ferne zu nahe tritt, entfernt oder verwischt sich das
Nahe.«


sowie


»Wenn das Ereignis in seiner Reproduktionsform sozial wichtiger
wird als in seiner Originalform, dann muß das Original sich nach
seiner Reproduktion richten, das Ereignis also zur bloßen Matrize
ihrer Reproduktion werden.«


Dann sprechen wir über die Rolle von Machine Learning sowie neuen
Formen der Vermarktung, wie etwa NFTs. Sind Maschinen kreativ und
schaffen sie Kunst? Ist Kreativität das nicht vorhersehbare, was
sind dann die Bilder von Wombo?


»In dem Maße, in dem Maschinen kreativ erscheinen,  als
begabte, künstlerhafte Wesen erscheinen, kann man sie auch für
zivilisiert halten. […] Die Technik rückt uns Menschen näher.«


Die Technik soll also über »Kunst« anders in der Welt verankert
werden!


»Nur die Maschine weiß noch, wie wir aus der Krise herauskommen
[…]  darum müssen wir uns ihr anvertrauen« 


Damit kommen wir von der menschlichen zur maschinellen Avant
Garde? Ist das der freie Weg zum Transhumanismus? Die Maschinen
als bessere Menschen?


»So überwindet der Mensch alles, was ihm fremd und bedrohlich
scheint, nur um mit sich selbst zu fremdeln und das eigene Tun
als Bedrohung wahrzunehmen.« 


Zuletzt stelle ich die Frage, welche Rolle die Kunst in der
Bewältigung unserer Zukunft spielt? Wir sprechen über
gemeinschaftsstiftende Funktion der Kunst. Aber auch die schwere
Greifbarkent. Die Kunst ist unwirklich, aber wie wirkt sie dann
auf die Wirklichkeit?


»Das Bedürfnis nach dem Eigentlichen nimmt in dem Maße zu indem
wir uns im Uneigentlichen Bewegen« 


Ambivalenz wird somit produktiv erfahrbar?


Referenzen


Andere Episoden


Episode 29: Fakten oder Geschichten? Wie gestalten wir die
Zukunft?

Episode 43: Deep Fakes: Wer bist du, und – was passiert da
eigentlich?

Episode 53 und 54: Data Science und Machine Learning, Hype
und Realität



fachliche Referenzen


Hanno Rauterberg, Die Kunst der Zukunft (2021)

Hanno Rauterberg, Wie frei ist die Kunst? (2018)

Hanno Rauterberg, Die Kunst und das gute Leben: Über die
Ethik der Ästhetik (2015)

Günther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen Teil 1 und
Teil 2

Wombo Art

Anicka Yi (Gladstone Gallery)

Anicka Yi (Tate Gallery)



 

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