(24) Friedrich Schiller »Die Bürgschaft«

(24) Friedrich Schiller »Die Bürgschaft«

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Beschreibung

vor 17 Jahren
Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande; Ihn
schlugen die Häscher in Bande. »Was wolltest du mit dem Dolche,
sprich!« Entgegnet ihm finster der Wüterich. »Die Stadt vom
Tyrannen befreien!« »Das sollst du am Kreuze bereuen.« »Ich bin«,
spricht jener, »zu sterben bereit Und bitte nicht um mein Leben;
Doch willst du Gnade mir geben, Ich flehe dich um drei Tage Zeit,
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit; Ich lasse den Freund dir
als Bürgen, Ihn magst du, entrinn‘ ich, erwürgen.« Da lächelt der
König mit arger List Und spricht nach kurzem Bedenken: »Drei Tage
will ich dir schenken. Doch wisse! wenn sie verstrichen, die Frist,
Eh du zurück mir gegeben bist, So muß er statt deiner erblassen,
Doch dir ist die Strafe erlassen.« Und er kommt zum Freunde: »Der
König gebeut, Daß ich am Kreuz mit dem Leben Bezahle das frevelnde
Streben; Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit, Bis ich die
Schwester dem Gatten gefreit. So bleib du dem König zum Pfande, Bis
ich komme, zu lösen die Bande.« Und schweigend umarmt ihn der treue
Freund Und liefert sich aus dem Tyrannen; Der andere ziehet von
dannen. Und ehe das dritte Morgenrot scheint, Hat er schnell mit
dem Gatten die Schwester vereint, Eilt heim mit sorgender Seele,
Damit er die Frist nicht verfehle. Da gießt unendlicher Regen
herab, Von den Bergen stürzen die Quellen; Und die Bäche, die
Ströme schwellen. Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab, Da
reißet die Brücke der Strudel hinab, Und donnernd sprengen die
Wogen Dem Gewölbes krachenden Bogen. Und trostlos irrt er an Ufers
Rand: Wie weit er auch spähet und blicket Und die Stimme, die
rufende, schicket. Da stößet kein Nachen vom sichern Strand, Der
ihn setze an das gewünschte Land, Kein Schiffer lenket die Fähre,
Und der wilde Strom wird zum Meere. Da sinkt er ans Ufer und weint
und fleht, Die Hände zum Zeus erhoben: »O hemme des Stromes Toben!
Es eilen die Stunden, im Mittag steht Die Sonne, und wenn sie
niedergeht Und ich kann die Stadt nicht erreichen, So muß der
Freund mir erbleichen.« Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut,
Und Welle auf Welle zerrinnet, Und Stunde an Stunde ertrinnet. Da
treibt ihn die Angst, da faßt er sich Mut Und wirft sich hinein in
die brausende Flut Und teilt mit gewaltigen Armen Den Strom, und
ein Gott hat Erbarmen. Und gewinnt das Ufer und eilet fort Und
danket dem rettenden Gotte; Da stürzet die raubende Rotte Hervor
aus des Waldes nächtlichem Ort, Den Pfad ihm sperrend, und
schnaubert Mord Und hemmet des Wanderers Eile Mit drohend
geschwungener Keule. »Was wollt ihr?« ruft er, vor Schrecken
bleich, »Ich habe nichts als mein Leben, Das muß ich dem Könige
geben!« Und entreißt die Keule dem nächsten gleich: »Um des
Freundes willen erbarmet euch!« Und drei mit gewaltigen Streichen,
Erlegt er, die andern entweichen. Und die Sonne versendet glühenden
Brand, Und von der unendlichen Mühe Ermattet sinken die Knie: »O
hast du mich gnädig aus Räubershand, Aus dem Strom mich gerettet
ans heilige Land, Und soll hier verschmachtend verderben, Und der
Freund mir, der liebende, sterben!« Und horch! da sprudelt es
silberhell, Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen, Und stille hält er,
zu lauschen; Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,
Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell, Und freudig bückt er
sich nieder Und erfrischet die brennenden Glieder. Und die Sonne
blickt durch der Zweige Grün Und malt auf den glänzende…
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