(28) Hugo Ball »1. Dada-Abend«

(28) Hugo Ball »1. Dada-Abend«

6 Minuten
Podcast
Podcaster

Beschreibung

vor 16 Jahren
Eröffnungs-Manifest Zürich, 14. Juli 1916
].]]]..].]]]..]].].]]]..]].]]. Dada ist eine neue Kunstrichtung.
Das kann man daran erkennen, daß bisher niemand etwas davon wußte
und morgen ganz Zürich davon reden wird. Dada stammt aus dem
Lexikon. Es ist furchtbar einfach. Im Französischen bedeutet’s
Steckenpferd. Im Deutschen heißt’s Addio, steigts mir den Rücken
runter. Auf Wiedersehen ein andermal! Im Rumänischen: »Ja
wahrhaftig, Sie haben recht, so ist’s. Jawohl, wirklich, machen
wir.« Und so weiter. Ein internationales Wort. Nur ein Wort und das
Wort als Bewegung. Sehr leicht zu verstehen. Es ist ganz furchtbar
einfach. Wenn man eine Kunstrichtung daraus macht, muß das
bedeuten, man will Komplikationen wegnehmen. Dada Psychologie, Dada
Deutschland samt Indigestionen und Nebelkrämpfen, Dada Literatur,
Dada Bourgeoisie, und ihr, verehrteste Dichter, die ihr immer mit
Worten, aber nie das Wort selber gedichtet habt, die ihr um den
nackten Punkt herumdichtet. Dada Weltkrieg und kein Ende, Dada
Revolution und kein Anfang, Dada ihr Freunde und Auchdichter,
allerwerteste, Manufakturisten und Evangelisten Dada Tzara, Dada
Huelsenbeck, Dada m’dada, Dada m’dada Dada mhm, dada dera dada Dada
Hue, Dada Tza. ].]]]..]].]].]]]..]].]]..]].]. Wie erlangt man die
ewige Seligkeit? Indem man Dada sagt. Wie wird man berühmt? Indem
man Dada sagt. Mit edlem Gestus und mit feinem Anstand. Bis zum
Irrsinn. Bis zur Bewußtlosigkeit. Wie kann man alles Journalige,
Aalige, alles Nette und Adrette, Bornierte, Vermoralisierte,
Europäisierte*//.Enervierte,*//.abtun? Indem man Dada sagt. Dada
ist die Weltseele, Dada ist der Clou. Dada ist die beste
Lilienmilchseife der Welt. Dada Herr Rubiner, Dada Herr Krokodi.
Dada Herr Anastasius Lilienstein. ].]]]].]]].].]]]..]]..]]…]]. Das
heißt auf Deutsch: Die Gastfreundschaft der Schweiz ist über alles
zu schätzen. Und im Ästhetischen kommt es auf die Qualität an.
].]]]..].]]]..].]]]..]].]].]]. Ich lese Verse, die nichts weniger
vorhaben als: auf die konventionelle Sprache zu verzichten, ad acta
zu legen. Dada Johann Fuchsgang Goethe. Dada Stendhal. Dada Dalai
Lama, Buddha, Bibel und Nietzsche. Dada m’dada. Dada mhm dada da.
Auf die Verbindung kommt es an, und daß sie vorher ein bißchen
unterbrochen wird. Ich will keine Worte, die andere erfunden haben.
Alle Worte haben andre erfunden. Ich will meinen eigenen Unfug,
meinen eigenen Rhythmus und Vokale und Konsonanten dazu, die ihm
entsprechen, die von mir selbst sind. Wenn diese Schwingung sieben
Ellen lang ist, will ich füglich Worte dazu, die sieben Ellen lang
sind. Die Worte des Herrn Schulze haben nur zweieinhalb Zentimeter.
].]]]..]].]]].]]]..]].]..]].]. Da kann man nun so recht sehen, wie
die artikulierte Sprache entsteht. Ich lasse die Vokale kobolzen.
Ich lasse die Laute ganz einfach fallen, etwa wie eine Katze miaut…
Worte tauchen auf, Schultern von Worten, Beine, Arme, Hände von
Worten. Au, oi, uh. Man soll nicht zu viel Worte aufkommen lassen.
Ein Vers ist die Gelegenheit, allen Schmutz abzutun. Ich wollte die
Sprache hier selber fallen lassen. Diese vermaledeite Sprache, an
der Schmutz klebt, wie von Maklerhänden, die die Münzen abgegriffen
haben. Das Wort will ich haben, wo es aufhört und wo es anfängt.
Dada ist das Herz der Worte. ].]]]].]]]..]].]]]..]].]…]]. Jede
Sache hat ihr Wort, aber das Wort ist eine Sache für sich geworden.
Warum soll ich es nicht finden? Warum kann der Baum nicht
»Pluplusch«… (weiterlesen auf
https://podcast-lesung.de/28-hugo-ball-1-dada-abend/)

Kommentare (0)

Lade Inhalte...
15
15
:
: