Dr. Markus Leyck Dieken – Leiter der Gematik – darüber, wie die deutsche Mentalität und der Datenschutz Innovation im Gesundheitswesen bestimmt
Dr. Markus Leyck Dieken ist bereits zum zweiten Mal bei uns im
Podcast. Heute erzählt er uns, was sich in den letzten drei Jahren
bei der Gematik getan hat und gibt uns einen Einblick in das
elektronische Rezept,
47 Minuten
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Podcaster
Beschreibung
vor 2 Jahren
Dr. Markus Leyck Dieken ist bereits zum zweiten Mal bei uns
im Podcast. Heute erzählt er uns, was sich in den letzten drei
Jahren bei der Gematik getan hat und gibt uns einen Einblick in
das elektronische Rezept, was wir bereits gelernt haben und
welche Potentiale es noch gibt. In der Podcastfolge sprechen Inga
und Dr. Leyck Dieken außerdem darüber, ob wir für die
Digitalisierung neue Prozesse brauchen und wie sich Datenschutz
und Gesundheitsschutz ändern müssen.
Die Gematik treibt aktiv Schlüsselstellen der Digitalisierung und
Innovation im deutschen Gesundheitswesen voran. So werden z.B.
bereits 90% aller Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen elektronisch
über den Service KIM versendet. So konnte die Gematik bereits
einige Erfolge verbuchen, aber es gibt noch große Hürden zu
überwinden.
Die deutsche Mentalität steht der Innovation im
Wege
In Deutschland geht es aber nicht nur um Technologie, sondern
auch um die Bereitschaft der Gesellschaft, dem Staat zu vertrauen
und sich weiterzuentwickeln.Und das zeigt sich in allen
Lebensbereichen.
Wer mehr über die Person Dr. Markus Leyck Dieken erfahren möchte,
kann sich gerne die erste Folge mit ihm anhören.
Die Arbeit der Gematik gliedert sich grundsätzlich in drei
Phasen: die Design-, die Bau- und die Rollout-Phase. In jeder
dieser Phasen musste sich die Gematik in den letzten drei Jahren
verbessern. Am besten ist dies bisher in der ersten Phase
gelungen. So wird heute bereits in der Design-Phase mehr auf die
Nutzenden und deren Mehrwert geachtet. Es werden Workshops
gegeben, die Design-Phase geöffnet und so die Nutzer:innen direkt
mit herangezogen.
In Deutschland neigt man dazu alle Eventualitäten
absichern zu wollen
Auch die Phase des Aufbaus konnte etwas verbessert werden. Es
wird versucht, die Konzepte für die Industrie besser umsetzbar zu
machen. Aber auch hier gibt es ein großes kulturelles Problem.
Die Deutschen versuchen in der Regel schon vor dem Rollout alle
Eventualitäten abzubilden, das Produkt muss alle abholen und
perfekt sein. Das ist aber unmöglich.
Digitale Produkte haben in der Regel eines gemeinsam. Sie haben
immer ein spielerisches Element, so dass auch Jugendliche mühelos
damit umgehen können. Dies kollidiert stark mit der deutschen
Mentalität. So werden spielerische Elemente hier eher als
unseriös und nicht tragfähig angesehen. Dabei zeigt sich in der
Praxis das Gegenteil: Je verspielter ein digitales Produkt ist,
desto eher wird es von den User:innen angenommen. Diese
Erkenntnis muss sich auch in Deutschland langsam durchsetzen.
Der Datenschutz macht den Rollout
schwer
Diese Tendenz zum Perfektionismus im deutschen System macht die
Rollout-Phase besonders kompliziert. So wird erwartet, dass man
ein perfektes Produkt auf dem Markt bekommt, doch dies ist
eigentlich gar nicht möglich. Ein gewisser Feinschliff wird immer
erst in der Rollout-Phase möglich sein.
Vieles ist bereits digital, wie das Buchen von Bahn- und
Flugtickets oder viele andere Anwendungen, da stellt sich die
Frage, warum es im Gesundheitswesen so langsam vorangeht. Inga
und Dr. Markus Leyck Dieken sind sich sicher, dass ein strenger
Datenschutz die Hauptrolle spielt.
Daten teilen heißt auch Erfahrung teilen im
Gesundheitswesen
Sei es das elektronische Rezept, der digitale Medikationsplan
oder die digitale Patientenakte. Alle haben faktisch einen
enormen Vorteil, sowohl kostentechnisch als auch zeittechnisch
für Patient:innen, Krankenkassen, Arztpraxen und Apotheken. Durch
den digitalen Medikationsplan wären alle Etagen im
Gesundheitswesen in der Lage, die Entverbraucher:innen besser zu
behandeln und mit ihnen besser zu kommunizieren. Es muss
ermöglicht werden, dass geholfen werden kann. Wenn aber niemand
wirklich auf die Daten zugreifen kann, kann auch niemandem
geholfen werden. Das kostet viel Zeit und Geld. Es könnten 25 bis
40 % an Zeit und Geld eingespart werden, wenn
Mehrfachuntersuchungen vermieden und Daten strukturierter
weitergegeben würden.
Die Brüssler sagen: „The Germans like it safe, their house has no
doors and no windows“
Inzwischen sprechen sich auch über 2/3 der Bürger:innen für eine
digitale Patientenakte aus. Der Umdenkprozess in der Gesellschaft
ist also schon weit fortgeschritten, unser Parlament wird immer
jünger. Was jetzt noch fehlt, ist der Mut und die Courage, solche
Projekte auch endlich umzusetzen. Dänemark beispielsweise hat
bereits seit 14 Jahren eine digitale Patientenakte und zeigt
einmal mehr, dass wir von unseren Nachbarn in Sachen Datenschutz
und Innovation im Gesundheitswesen noch einiges lernen können.
Einige Landesdatenschutzbeauftragte stehen der Digitalisierung
und Innovation im Gesundheitswesen jedoch deutlich offener
gegenüber. Inga hat in einer anderen Podcastfolge mit Dr. Henrik
Matthies genau über dieses Thema gesprochen.
Die Gematik steht letztendlich dafür, die Daten der Bürger:innen
zu schützen, dabei aber auch Innovationen möglich zu machen. Sie
versuchen eine Balance zwischen Schützen und Ermöglichen zu
finden und so die Digitalisierung voranzutreiben.
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darüber, wie die deutsche Mentalität und der Datenschutz
Innovation im Gesundheitswesen bestimmt erschien zuerst auf
Visionäre der Gesundheit.
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