Sascha Platen & Lisa Geist über die Frage, ob uns Roboter in der Zukunft pflegen werden

Sascha Platen & Lisa Geist über die Frage, ob uns Roboter in der Zukunft pflegen werden

Lisa Geist und Sascha Platen haben einen elementaren Vorteil gegenüber vielen anderen in ihrer Feld. Sie konnten bereits einschlägige Berufserfahrung in der Pflegebranche sammeln, bevor sie sich dem Studium und der Digitalisierung widmeten.
41 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Lisa Geist und Sascha Platen haben einen elementaren Vorteil
gegenüber vielen anderen in ihrer Feld. Sie konnten bereits
einschlägige Berufserfahrung in der Pflegebranche sammeln, bevor
sie sich dem Studium und der Digitalisierung widmeten. Heute
sprechen die beiden mit Inga Bergen darüber, welches Potenzial in
der Digitalisierung der Pflegebranche steckt und wie das Beispiel
China zeigt, warum wir uns gerade in Pflegeberufen keine Sorgen
machen müssen, irgendwann von Maschinen ersetzt zu werden.
Es gibt zu wenig Anerkennung für die
Pflege 

Lisa Geist ist gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin und hat
sowohl in der Notaufnahme als auch auf der Normalstation
gearbeitet. Jetzt studiert sie im Master Digital Health am
Hasso-Plattner-Institut in Potsdam, Krankenhäuser sind nach wie
vor sehr hierarchisch. Während Pfleger*innen und Ärzt*innen in
der Notaufnahme viel interdisziplinärer arbeiten, gibt es auf den
Normalstationen eher wenige Schnittpunkte. Auch gibt es viel
Druck von „oben“ auf junge Ärzt*innen und Pflegekräfte. Ein
Problem: Viele, auch Ärzt*innen, wissen gar nicht genau, was
Pflege bedeutet und welche Anerkennung sie verdient.
Deutschland hat nach wie vor eines der besten
Pflegesysteme der Welt 

Sascha Platen hat eine Ausbildung zum Pflegeassistenten gemacht,
auch um neben dem theoretischen Wissen aus dem Studium an der
Universität St. Gallen zu sehen, wie die Pflegebranche
funktioniert. Heute treibt er die Digitalisierung von
Pflegeheimen voran. Zuletzt gab es eine große Pleitewelle bei
deutschen Pflegeheimen. Er sieht das aber auch als Chance, denn
die Krise hat endlich den Blick auf die Pflegebranche gelenkt und
viele Reformen angestoßen.
Das deutsche Gesundheitssystem ist
Ärzt*innen-zentriert

Schon heute gibt es hochtechnologische Anwendungen wie OP-Roboter
und Co. Die Digitalisierung der Grundpflege wurde allerdings
bisher massiv vernachlässigt. Das geht so weit, dass heute noch
Menschen im vierstelligen Bereich in der Pflege verdursten. Auch
dafür gibt es noch keine wirkliche Lösung. Gerade deshalb sind
Menschen wie Lisa Geist und Sascha Platen wichtig. Sie kommen
selbst aus der Pflege und können so die Digitalisierung in den
Pflegeberufen nachhaltig beeinflussen.
Digitalisierung bedeutet Zeitersparnis

Allein mit den Lösungen, die uns heute schon zur Verfügung
stehen, könnten zwischen 20 und 34 % der Arbeitszeit eingespart
werden. Diese wertvolle Zeit könnte dann für zwischenmenschliche
Interaktion oder andere Dinge genutzt werden. Newcare macht es
vor. Die Pflegeheimbetreiber aus Nordrhein-Westfalen haben ein
Konzept entwickelt, in dem sie Pflegeheime komplett
digitalisieren. Alles in Rücksprache mit den Bewohner*innen und
Pflegekräften. Sie schauen, welche Tools wirklich gebraucht
werden und können so seit 2020 erfolgreich wachsen und
expandieren. Sie zeigen also: Es geht!
Der schmale Grad der Digitalisierung 

In China wird alles digitalisiert. Darunter leidet besonders der
zwischenmenschliche Kontakt. Denn mit Kameraüberwachung rund um
die Uhr und der Messung von Vitalparametern über Armbänder können
einige wenige Pflegekräfte ein ganzes Heim managen. Lisa Geist
und Sascha Platen sind sich einig: Das ist extrem unsozial und
darf in der deutschen Pflegebranche auf keinen Fall passieren.
Denn in der Regel geht man aus einem Grund in die Pflege: Man
will sie verbessern.
Zwischenmenschlicher Kontakt bleibt
unvergütet 

Seien es Gespräche mit Angehörigen, die eine Diagnose nicht
verstanden haben, Trauergespräche nach einem Todesfall oder
einfach soziale Interaktion. In Deutschland wird nach wie vor nur
die pflegerische Leistung vergütet. Dabei ist Pflege so viel
mehr. Zwischen dem hektischen Krankenhausalltag oder der Pflege
von vielen Bewohner*innen nehmen sich Pflegekräfte immer wieder
die unvergütete Zeit, um sich auch zwischenmenschlich um ihre
Patient*innen zu kümmern. Dieser Kontakt und diese Menschlichkeit
sind unglaublich wichtig. Die Digitalisierung und der Einsatz von
Maschinen könnte die Belastung der Pflegenden immens reduzieren
und diesen essentiellen menschlichen Tätigkeiten endlich die
dringend benötigte Zeit zurückgeben. 



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