SG #028: Kleidung

SG #028: Kleidung

Barbara hat mir eine Mail geschrieben. Sie reist im Juli nach Deutschland und möchte nicht als Touristin auffallen. Sie ist 50 Jahre alt und fragt, ob sie Jeans tragen kann, oder ob sie einen Rock anziehen soll. Ich finde es toll,
12 Minuten

Beschreibung

vor 17 Jahren

Barbara hat mir eine Mail geschrieben. Sie reist
im Juli nach Deutschland und möchte nicht als Touristin
auffallen. Sie ist 50 Jahre alt und fragt, ob sie Jeans tragen
kann, oder ob sie einen Rock anziehen soll. Ich finde es toll,
dass sie sich über so etwas Gedanken macht! Also werde ich in
dieser Folge über Kleidung sprechen. In der Umgangssprache kann
man Kleidung auch Klamotten nennen.


Früher gab es einen großen Unterschied zwischen Ost- und
Westdeutschland, was Kleidung angeht.  Heute ist dieser
Unterschied viel kleiner geworden. Überhaupt werden die
Unterschiede immer kleiner, weil es in jeder Stadt die gleichen
Geschäfte gibt. Der Grund dafür ist die Globalisierung – viele
Läden sind Ladenketten. Also gibt es in jeder Stadt einen
C&A, H&M, Benetton oder Esprit. Weil viele Deutsche ihre
Kleidung über das Internet bestellen, sehen auch die meisten
Deutschen ähnlich aus.


Generell gibt es wenige Regeln, was die Kleidung angeht.
Schuluniformen gibt es in Deutschland nicht, Kinder können
anziehen, was sie wollen. Teenager tragen natürlich sehr modische
Kleidung – die Jungs mögen Baggy Pants, momentan tragen alle auch
wieder Chucks an ihren Füßen. Das sind diese Basketball-Schuhe
von Converse. Auch Leggings sind wieder in Mode. Es sieht
momentan alles so aus wie in den 80er-Jahren.


Junge Erwachsene kleiden sich unterschiedlich, je nachdem ob sie
auf dem Land wohnen oder in der Stadt. Es spielt auch eine Rolle,
was sie beruflich machen. Wer im Büro arbeitet, trägt natürlich
sehr offizielle Kleidung. Männer tragen einen Anzug, Frauen
entweder einen Hosenanzug oder ein Kostüm (also ein Jackett und
einen Rock). Zu Jackett kann man übrigens auch Blazer oder Sakko
sagen. In den Großstädten sind viele Menschen modisch gekleidet.
In Berlin sieht man viele sehr „schräge“ Outfits, die Frauen
haben dort oft einen sehr individuellen, kreativen Stil.
Ansonsten haben sehr viele Menschen einfach Jeans und T-Shirts
an, das ist immer in Ordnung im Alltag.


Ich kann aber sagen, was hier eher unüblich ist und was die
Deutschen zum Beispiel von Amerikanern unterscheidet. Fangen wir
an mit alten Menschen. In den USA haben viele alte Menschen Jeans
an und tragen Baseball-Kappen. Das macht in Deutschland niemand.
Alte deutsche Frauen – und damit meine ich Frauen ungefähr ab 75,
tragen in den meisten Fällen Röcke. Junge Frauen seltener. Hosen
sind praktischer, deswegen tragen viele junge Frauen Hosen.


Mir fallen amerikanische Touristen oft dadurch auf, dass sie
weiße Socken tragen. Tennissocken. Und dazu weiße Turnschuhe. Das
macht kaum ein Deutscher. Hier trägt man eher dunkle Schuhe.
Viele Touristen fallen auch durch ihre Taschen auf, oder durch
ihre Fotoapparate. Und sie kaufen gerne Sweatshirts, wo groß
„University of Harvard“ draufsteht oder „Hofbräuhaus München“.
Aber das ist alles nicht schlimm. Was mich stört: Touristen
benehmen sich oft sehr laut – das trifft aber auch auf Deutsche
im Ausland zu. Mein Tipp daher: Jeans und T-Shirt ist tagsüber in
Ordnung, im Sommer wenn es heiß ist auch gerne ein Kleid oder ein
Rock. Aber auch dazu darf man bequeme Schuhe tragen, denn als
Tourist in Deutschland muss man viel zu Fuß gehen.


Der Sommer kann in Deutschland sehr wechselhaft sein. Mal ist es
kalt und es regnet, dann scheint wieder die Sonne und es ist
heiß. Daher empfehle ich allen Besuchern den so genannten
Zwiebellook. Ein T-Shirt, einen Pullover, eine leichte Jacke und
eventuell noch ein Regencape dabeihaben. Das ist das perfekte
Touristenoutfit. So kann man auch in Museen gehen oder in
Kirchen, und es ist kein Problem. Und immer dran denken: In
Deutschland gibt es noch nicht so viele Gebäude mit Klimaanlage
wie in den USA! Es kann also auch drinnen richtig warm werden.


Einen Unterschied gibt es allerdings noch zwischen USA und
Deutschland: Während es in Amerika niemanden stört, dass man in
Bermuda-Shorts in ein Fünf-Sterne-Hotel geht, wäre das in
Deutschland undenkbar. Wer hier in ein teures Hotel oder ein
teures Restaurant geht, sollte sich entsprechend elegant und
teuer kleiden.


Ich finde es wichtig, dass man sich in seiner Kleidung wohl
fühlt. Dann hat man eine selbstsichere Ausstrahlung und andere
Menschen werden solch einen Touristen bestimmt sympathisch
finden. Und falls Du gerne einkaufen gehst, liebe Barbara, dann
geh doch in Deutschland shoppen und suche Dir typisch europäische
Kleidung! Viel Spaß wünsche ich Dir auf Deiner Reise!


Musik habe ich auch wieder mit dabei, und zwar diesmal von Simon
Saiz das Stück „Echte Liebe – wenn der Mond lacht“ vom Podsafe
Music Network.


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg28kurz.pdf

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