SG #030: Hochzeit

SG #030: Hochzeit

Im Sommer heiraten besonders viele Paare. Deswegen habe ich mir gedacht ich erzähle Euch heute etwas über Hochzeiten in Deutschland. Die beliebtesten Monate sind Mai und Juni, aber auch in den anderen Monaten finden viele Hochzeiten statt.
10 Minuten

Beschreibung

vor 17 Jahren

Im Sommer heiraten besonders viele Paare. Deswegen habe ich mir
gedacht ich erzähle Euch heute etwas über Hochzeiten in
Deutschland. Die beliebtesten Monate sind Mai und Juni, aber auch
in den anderen Monaten finden viele Hochzeiten statt. Vor der
Heirat steht die Verlobung. Sie ist in Deutschland viel weniger
wichtig als beispielsweise in den USA. Es gibt weder einen großen
Diamantring, noch eine große Feier.


Wer in Deutschland heiraten möchte, der muss in erster Linie eine
Menge Papierkram erledigen. Also Dokumente vorweisen bei den
staatlichen Behörden. Wenn das erledigt ist, kann man
standesamtlich heiraten. Man geht also an einem vereinbarten
Termin zum Standesamt, und dort wird man vom Staat verheiratet.
Meist geht das sehr schnell. Der Standesbeamte, der die Zeremonie
leitet, spricht aber dennoch einige Worte, um das Paar auf eine
gemeinsame Zukunft einzustimmen.


Es gibt verschiedene Standesämter. Manchmal sind das nur relativ
offizielle Büroräume, ohne Schmuck. Manchmal sind es aber auch
alte Rathaussäle, kleine Schlösser oder man kann auch auf Burgen
oder auf Inseln heiraten. Deutsche heiraten aber fast immer in
Gebäuden. Hochzeiten im Freien, wie sie in Amerika üblich sind,
gibt es hier kaum. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das
Wetter einfach zu schlecht ist.


Zur Heirat im Standesamt braucht man nur als Paar anwesend sein.
Früher war es Pflicht, Trauzeugen zu haben. Das waren zwei
Menschen, die dem Paar nahe standen und die als Zeuge bei der
Trauung anwesend waren. Heute ist das gesetzlich nicht mehr
vorgeschrieben. Wer möchte, kann nach der standesamtlichen
Trauung auch noch einmal kirchlich heiraten. Wer zum Beispiel
katholisch ist, der heiratet dann in einer katholischen Kirche
noch einmal. Da die meisten Deutschen aber nicht sehr religiös
sind, ist ihnen die kirchliche Trauung eher wichtig, weil es hier
um ein feierliches Ritual geht. In der Kirche gibt es festliche
Musik, die Braut trägt ein schönes weißes Kleid, und alle Freunde
und Verwandten können dabei sein.


Wie groß eine Hochzeit ist, bleibt dem Brautpaar überlassen.
Natürlich gibt es Feiern mit über 100 Gästen, aber viele Paare
ziehen es vor, in kleinem Kreis zu feiern. Häufig ist es auch so,
dass man nur mit wenigen Gästen die eigentliche Hochzeit feiert –
und später dann ein großes Fest feiert mit allen anderen Freunden
und Verwandten.


Oft ist es so, dass am Samstag Vormittag im Standesamt geheiratet
wird, und danach in der Kirche. Es gibt aber auch viele Paare,
die zwischen beiden Trauungen Monate oder sogar Jahre vergehen
lassen. Völlig unüblich ist es, mehrere Trauzeugen zu haben, so
wie in den USA. Auch das „Rehearsal Dinner“ gibt es nicht.
Stattdessen gibt es einen Polterabend, bei dem man den letzten
Single-Abend des Paares feiert. Dabei wird Geschirr zerbrochen,
das das Paar dann zusammenkehren und aufräumen muss. Scherben
sollen Glück bringen.


Nach der Eheschließung im Standesamt oder in der Kirche wird
natürlich noch gefeiert. Man isst zusammen, tanzt und freut sich
mit dem Brautpaar. Wichtig ist der erste Tanz von Braut und
Bräutigam, der erste Walzer, den sie gemeinsam tanzen. Dabei
sehen ihnen alle zu, um danach aber mitzutanzen. Ein Brauch ist
es auch, gemeinsam die Hochzeitstorte anzuschneiden. Es gibt
viele verschiedene Rituale und Bräuche. Manchmal sägen Braut und
Bräutigam gemeinsam einen Baumstumpf ab – Teamwork sozusagen.
Viele Feiern gehen bis weit nach Mitternacht, und wenn das
Brautpaar nicht gleich in die Flitterwochen fährt, feiern sie bis
zum Ende mit.


Die Deutschen heiraten sehr spät. 2004 war ein deutscher Mann
statistisch gesehen im Durchschnitt 36 Jahre alt bei der Heirat.
Die Frau war 33 Jahre alt. Übrigens scheitert in Deutschland
ungefähr jede dritte Ehe. Das heißt, dass von drei Ehepaaren sich
eines scheiden lässt.


Passend dazu habe ich Euch heute Musik mitgebracht, und zwar „Die
große Liebe ist vorbei“ von Marc Loehrwald, gefunden im Podsafe
Music Network.


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg30kurz.pdf

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15