SG #032: Wohnungen mieten

SG #032: Wohnungen mieten

Timo aus Finnland zieht im Herbst nach Deutschland. Er hat mich gefragt, wie man hier eine Wohnung findet. Ich bin ja selber gerade erst umgezogen, daher werde ich versuchen, es zu erklären. Am einfachsten ist es natürlich über Mundpropaganda.
11 Minuten

Beschreibung

vor 17 Jahren

Timo aus Finnland zieht im Herbst nach
Deutschland. Er hat mich gefragt, wie man hier eine Wohnung
findet. Ich bin ja selber gerade erst umgezogen, daher werde ich
versuchen, es zu erklären.


Am einfachsten ist es natürlich über Mundpropaganda. Das heißt
man hört über Freunde oder die Familie, dass irgendwo eine
Wohnung frei wird. Aber so funktioniert das eben nicht immer.
Also muss man entweder in Tageszeitungen eine Anzeige aufgeben
oder die Anzeigen im Immobilienmarkt lesen, also in dem Teil der
Zeitung, in dem es um Wohnungen und Häuser geht. Oder man sucht
im Internet, die größte Börse ist hier immobilienscout24.de.


In Deutschland misst man die Größe einer Wohnung erstmal in
Zimmern. Eine 2-Zimmer-Wohnung heißt also, man hat Küche, Bad und
zwei Zimmer. Bei einer 4-Zimmer-Wohnung hat man Küche, Bad und
vier Zimmer. Aber Vorsicht: Oft ist die Küche leer. Das bedeutet,
es gibt zwar einen Raum für die Küche, aber es gibt dort keine
Möbel, keine Geräte. Der Raum ist leer. Man muss also oft noch
viel Geld investieren und eine komplette neue Küche kaufen, wenn
man eine Wohnung mieten will. Ihr werdet oft die Abkürzung EBK
sehen, das bedeutet Einbauküche. Wenn das also bei einer Anzeige
dabeisteht, bedeutet das, die Wohnung hat eine Küche.


Die Größe einer Wohnung wird natürlich auch in Quadratmetern
gemessen. Wobei es einen Unterschied gibt: Wenn zum Beispiel ein
großer Balkon oder eine Terrasse dabei sind, dann werden diese
Flächen nicht ganz mitgezählt. Wer also 30 Quadratmeter Terrasse
hat, bei dem wird das als 15 Quadratmeter Nutzfläche berechnet.
Kompliziert, oder?


Noch zwei wichtige Unterschiede: Kaltmiete und Warmmiete. Bei der
Warmmiete ist alles inklusive. Das ist also der Betrag, den man
wirklich an den Vermieter zahlen muss. Normalerweise steht in
Anzeigen aber nur die Kaltmiete. Zur Kaltmiete hinzu kommen die
so genannten Nebenkosten. Das sind Kosten für die Müllabfuhr, das
Wasser, die Heizung, manchmal auch für die Beleuchtung des Hauses
oder den Kabelanschluss. Stromkosten und Telefonkosten zahlt man
normalerweise direkt an die Strom- oder Telefonkonzerne, das hat
mit dem Vermieter nichts zu tun.


Wenn man dann im Internet oder in einer Zeitung eine Wohnung
gefunden hat, macht man einen Besichtigungstermin. Manchmal
organisiert diese Termine der Vermieter selber. Normalerweise
aber übernimmt das ein Makler. Man darf sich also die Wohnung
ansehen und Fragen stellen. Oft ist die Konkurrenz groß, vor
allem in Städten wie München. Viele Menschen wollen die Wohnung
haben, und der Vermieter kann sich für einen Mieter entscheiden.
Damit ihm diese Entscheidung leichter fällt, verlangt er meist
eine so genannte Selbstauskunft. Das ist ein Blatt Papier, ein
Formular, auf dem der potenzielle Mieter Informationen über sich
selbst ausfüllt. Welchen Beruf er hat, wieviel Geld er verdient,
wo er vorher gewohnt hat, manchmal sogar ob er ein Instrument
spielt (wegen der Lautstärke) oder nicht. Wenn dann alles in
Ordnung ist, kann man den Mietvertrag unterschreiben.


All das ist natürlich mit Kosten verbunden. Der Makler verlangt
eine so genannte Provision. Diese darf bis zu 2,38 Monatsmieten
hoch sein. Das heißt, angenommen die Miete kostet 1000 Euro
Miete, dann zahlt man 2380 Euro an den Makler. Der Vermieter
verlangt dann noch eine Kaution. Meistens sind das auch drei Mal
die Kaltmiete – also in unserem Fall auch rund 3000 Euro. Wenn
dann noch eine Küche bereits eingebaut ist, oder zum Beispiel ein
Einbauschrank, verlangt der Vormieter eine Ablöse. Man kauft ihm
also die Küche und den Schrank ab. Kein Wunder, dass die
Deutschen nicht so gerne umziehen, oder?


Damit man versteht, was in Wohnungsanzeigen steht, ist diese
Liste aus der Wikipedia sehr nützlich, mit allen Abkürzungen:
Abkürzungen bei Wohnungsanzeigen


Und wieder deutsche Musik zum Schluss, diesmal von Störte
Priester das Stück „Heiliges Kind“, die neue CD der Band ist ab
1. August auf dem Markt.


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg32kurz.pdf

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15