SG #055: Fernsehen

SG #055: Fernsehen

Toshada und viele andere von Euch haben mich gebeten, über das Thema Fernsehen in Deutschland zu sprechen. Gerne! Könnt Ihr Euch vorstellen, dass schon 1929 ein regelmäßiges Fernsehprogramm ausgestrahlt wurde? Zwar noch in schlechter Auflösung,
14 Minuten

Beschreibung

vor 16 Jahren

Toshada und viele andere von Euch haben mich gebeten, über das
Thema Fernsehen in Deutschland zu sprechen. Gerne!


Könnt Ihr Euch vorstellen, dass schon 1929 ein regelmäßiges
Fernsehprogramm ausgestrahlt wurde? Zwar noch in schlechter
Auflösung, aber immerhin! 1936 wurden die Olympischen
Sommerspiele im Fernsehen gezeigt, ein großes Ereignis für das
Dritte Reich. Natürlich war damals noch alles schwarz-weiß zu
sehen. Das Farbfernsehen gab es in Deutschland erst ab 1967 für
alle Zuschauer, die ein passendes Gerät hatten. Heute haben 95%
der deutschen Haushalte ein Fernsehgerät.


Zu Beginn war Fernsehen Luxus – und eher langweilig. Denn es gab
nur wenige Fernsehsender und diese sendeten auch nur kurze Zeit.
Sogar als ich ein Kind war, war das Fernsehen noch ganz anders
als heute. Nachts gab es nur ein Testbild zu sehen, eine bunte
Grafik, und die Sender haben sich ausgeschaltet. Es gab die
beiden großen öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF, die
dritten Programme, das sind Regionalsender für jedes Bundesland,
und erst ab 1984 gab es auch private Fernsehsender in
Deutschland. Am bekanntesten sind hier RTL, SAT1 und ProSieben.
Weil es am Anfang so wenige Sender gab, wurden sie von den
Zuschauern nummeriert – und dieses Phänomen gibt es noch heute.
Die ARD heißt „Das Erste“, mit dem Zweiten meint man das ZDF, das
Zweite Deutsche Fernsehen, und die Dritten sind die
Regionalprogramme.


ARD und ZDF sowie die Dritten finanzieren sich größtenteils aus
Rundfunkgebühren. Jeder Deutsche, der Geld verdient und einen
Fernseher hat, zahlt dafür Gebühren an die so genannte GEZ.
Abends ab 20 Uhr dürfen diese Sender keine Werbung mehr zeigen.
Die öffentlich-rechtlichen Sender haben einen Bildungsauftrag,
sie sollen vor allem Information bieten. Heute leisten sie aber
auch einen Beitrag zur Unterhaltung. Am Freitagabend gibt es in
den Dritten gute Talkshows wie „3 nach 9“ oder die „NDR
Talkshow“, am Samstagabend gibt es Unterhaltungsshows und am
Sonntag Abend in der ARD den „Tatort“, den wohl berühmtesten
deutschen Krimi nach „Derrick“. Am Sonntag läuft auch die
„Lindenstrasse“, eine wöchentliche Serie, die seit 1985 läuft. Es
gibt drei große deutsche Talkerinnen, sie sind allesamt sehr gute
Journalistinnen: Anne Will, Maybrit Illner und Sandra
Maischberger. Für Kinder produziert die ARD auch wunderbare
Sendungen, zum Beispiel die berühmte „Sendung mit der Maus“, eine
Wissenssendung, die auch viele Erwachsene sehen.


Die privaten Sender finanzieren sich ausschließlich aus
Werbeeinnahmen. Es gibt vor allem zwei große Konzerne in
Deutschland, die Fernsehen machen: Die ProSiebenSat1 Media AG hat
ihren Sitz in München, und zu ihr gehören vier Fernsehsender. Wie
der Titel schon sagt sind das ProSieben, Sat1, dazu noch kabel
eins wo viele amerikanische Sitcoms laufen und N24, ein
Nachrichtensender.


Die zweite große Firma ist die RTL Group in Köln, zu ihr gehören
der Sender RTL, der Nachrichtensender n-tv und Teile von RTL2,
VOX und Super RTL. RTL startete 1992 die erste deutsche
Seifenoper, also eine Soap. Sie heißt „Gute Zeiten, schlechte
Zeiten“, und läuft täglich im Fernsehen. Seit einigen Jahren gibt
es auch Telenovelas in Deutschland. Abends laufen aber meistens
die großen amerikanischen Serien wie „Dr. House“, „Desperate
Housewives“ und so weiter, sie sind alle ins Deutsche übersetzt
und synchronisiert.


Es gibt noch viele andere Sender, zum Beispiel Musiksender wie
MTV oder VIVA, wir empfangen CNN und in manchen Gegenden die BBC.
Ich selber habe Kabelfernsehen, mein Fernsehprogramm kommt also
aus der Steckdose. Ich habe 34 Sender zur Auswahl, das meiste
davon ist Quatsch, wie zum Beispiel Shoppingsender. Man kann aber
auch eine Satellitenschüssel installieren, dann hat man eine
größere Auswahl an weltweiten Angeboten. Oder man nutzt Pay-TV
und bezahlt für eine Settop-Box, dann kann man ebenfalls weitere
Kanäle sehen. In Deutschland hieß der Pay-TV-Anbieter bis vor
kurzem Premiere, jetzt heißt er Sky.


Rein subjektiv kann ich euch sagen, dass ARD und ZDF qualitativ
meistens gute Sendungen machen, allerdings oft für ein älteres
Publikum. Dort laufen also auch Volksmusiksendungen am Abend. Die
beste Sendezeit beginnt bei uns übrigens um 20.15 Uhr, denn um 20
Uhr läuft die bekannteste Nachrichtensendung Deutschlands, die
Tagesschau, die es übrigens auch als Podcast gibt. RTL macht
hauptsächlich Unterhaltung, dort laufen Spielfilme und die
Sendungen „Wer wird Millionär“ oder „Deutschland sucht den
Superstar“, die aus dem amerikanischen kopiert wurden.
„Deutschland sucht den Superstar“ heißt im Original „American
Idol“. Sat1 und ProSieben liefern ebenfalls Spielfilme und
Unterhaltungsshows, momentan ist ProSieben bekannt dafür, Formate
wie „Popstars“ oder Heidi Klums Topmodel-Show auszustrahlen.
Derzeit sind überhaupt Casting-Formate der große Renner in
Deutschland. Sie machen Quote, das bedeutet: Die Einschaltquote
ist hoch, viele Menschen sehen diese Sendungen.


Die wohl bekannteste deutsche Sendung ist allerdings keine
amerikanische Kopie, sondern eine rein deutsche Idee: „Wetten,
dass…?“. Es gibt sie seit 1981. In der Sendung schließen Menschen
Wetten ab. Das sind oft kuriose Dinge. Zum Beispiel hat ein Mann
gewettet, dass er schneller eine Schüssel Wasser austrinken kann
als sein Hund. Als Wettpaten werden Prominente eingeladen. Sie
sagen dann: Ja, der Mann schafft das. Oder: Nein, er schafft es
nicht. Wenn sie verlieren, müssen sie etwas tun – zum Beispiel in
Frauenkleidern auftreten oder durch einen brennenden Reifen
springen. Thomas Gottschalk moderiert diese Sendung seit 1987. Er
ist damit der bekannteste Showmaster Deutschlands. Welche
wichtigen Menschen gibt es in der deutschen Fernsehlandschaft
noch? Zum Beispiel Günther Jauch. Er moderiert „Wer wird
Millionär“ und „Stern.TV“, ein journalistisches Magazin. Er ist
so beliebt in Deutschland, dass er bei Umfragen immer zum
Bundespräsidenten gewählt wird. Frech und sarkastisch ist Harald
Schmidt, der  lange als Nighttalker aktiv war in der Rolle,
die in den USA Jay Leno und David Letterman innehaben. Es gibt
noch viele andere, Stefan Raab, Johannes B. Kerner, Jörg Pilawa,
Oliver Pocher, Reinhold Beckmann. Aber für heute habe ich genug
erzählt. Ihr merkt schon, man kann viel zu diesem Thema sagen!
Wenn Ihr Lust auf deutsches Fernsehen habt: ARD und ZDF haben
eine Mediathek, in der man im Internet stöbern kann. Und alle
Sender haben mittlerweile eigene Sendungen oder Teile davon als
Podcast ins Internet gestellt. Die Sendung mit der Maus kann ich
Euch wärmstens empfehlen!


Jetzt aber wieder Musik, und zwar von den Liedermachern „Simon
& Jan“. Das Stück heißt „Die Tafel“ und ist auf MySpace zu
finden: http://www.myspace.com/simonundjan


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg55kurz.pdf

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