SG #125: Die Weißwurst
Bayerischer könnte ein Thema nicht sein – ich möchte Euch heute
nämlich etwas über die Weißwurst erzählen. Habt Ihr schonmal davon
gehört? Die Weißwurst ist eine Münchner Spezialität. Es ist eine
recht dicke Wurst, die tatsächlich weiß ist.
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vor 9 Jahren
Bayerischer könnte ein Thema nicht sein – ich möchte Euch heute
nämlich etwas über die Weißwurst erzählen. Habt Ihr schonmal
davon gehört? Die Weißwurst ist eine Münchner Spezialität. Es ist
eine recht dicke Wurst, die tatsächlich weiß ist. Sie wird am
Tisch in einem kleinen Porzellantöpfchen serviert und schwimmt in
heißem Wasser. Denn eine kalte Weißwurst schmeckt überhaupt
nicht.
Aber fangen wir vorne an. Angeblich wurde die Weißwurst 1857
erfunden. Und zwar mitten in München, in einem Gasthaus am
Marienplatz. Dort gab es Bratwürste. Aber die Därme gingen aus –
der Darm ist sozusagen die Hülle für die Wurst. Also musste ein
Junge loslaufen, um neue Därme zu kaufen. Er kaufte die falschen
– sie waren viel zu groß. Der Metzger füllte sie trotzdem, aber
er legte die Würste nicht auf den Grill, weil er Angst hatte, sie
könnten platzen. Stattdessen legte er sie in heißes Wasser – er
brühte sie. Und das ist heute die Weißwurst.
Sie besteht aus feinem Kalbfleisch, Schweinefleisch, Speck und
Gewürzen. Man sieht zum Beispiel deutlich die grünen Punkte – das
ist Petersilie. Auch Zwiebeln sind drin, manchmal sogar Ingwer
und Kardamom.
Hier in München sagt man, dass die Weißwurst das 12-Uhr-Läuten
nicht hören darf. Man soll sie also vor 12 Uhr mittags essen.
Mittlerweile gibt es sie in Gasthäusern aber den ganzen Tag über
zu kaufen, man kann sie auch abends essen. Komisch ist für Euch
wahrscheinlich, dass es vor allem am Wochenende viele Münchner
gibt, die Weißwürste sozusagen zum Brunch essen, also gegen elf
Uhr.
Noch eine Sache ist anders als bei anderen Würsten: Während man
Wiener Würstchen zum Beispiel immer als Paar bestellt, also 2, 4
oder 6 beziehungsweise 1, 2 oder 3 Paar, bestellt man die
Weißwürste einzeln, also pro Stück. Das hängt natürlich damit
zusammen, dass die Würste so groß sind.
Zur Weißwurst gibt es süßen Senf – der ist besonders lecker! Und
dann noch Brezen. Kennt Ihr bayerische Brezn? Sie sehen aus wie
die kleinen knusprigen „Pretzels“, die Ihr vielleicht kennt. Aber
sie sind außen knusprig und innen ganz weich. Wenn Ihr mal nach
Bayern kommt, müsst Ihr unbedingt eine frische Brezel beim Bäcker
kaufen. Aber zurück zur Weißwurst. Als Getränk gehört ein
Weißbier zur Weißwurst. Es wird in einem hohen schönen Glas
ausgeschenkt und schmeckt etwas nach Hefe.
So, jetzt liegt diese schöne Weißwurst also auf Eurem Teller. Was
nun? Die Haut der Weißwurst kann man nicht essen! Wie kriegt man
sie aber ab? Da gibt es verschiedene Techniken. Ihr könnt
natürlich einzelne Stücke runterschneiden und jedes Mal die Haut
abpulen. Das ist schwierig. Einfacher ist es, die Weißwurst der
Länge nach zu halbieren und dann die ganzen Hälfte aus der Pelle
zu schälen. Und wisst Ihr, was die Bayern machen? Sie zuzeln ihre
Weißwurst. Das heißt, sie nehmen die ganze Wurst vorne in den
Mund und saugen sozusagen die Wurst aus der Pelle. Das sieht
nicht schön aus, glaubt mir. Jetzt wünsche ich Euch auf Bayerisch
einen guten Appetit: An guadn!
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg125kurz.pdf
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