SG #140: Die Bayreuther Festspiele / Wagner-Festspiele
Im Sommer freuen sich die Opernfreunde in Deutschland auf die
Bayreuther Festspiele. Sie werden auch Richard-Wagner-Festspiele
genannt, denn das Festival ist den zehn letzten Opern des
Komponisten Richard Wagner gewidmet.
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vor 8 Jahren
Im Sommer freuen sich die Opernfreunde in Deutschland auf die
Bayreuther Festspiele. Sie werden auch Richard-Wagner-Festspiele
genannt, denn das Festival ist den zehn letzten Opern des
Komponisten Richard Wagner gewidmet. Das erste dieser Festivals
gab es 1876, also noch zu Lebzeiten Richard Wagners. Gemeinsam
mit einem Architekten hatte der Komponist das Gebäude geplant, in
dem das Spektakel stattfinden sollte. Er wollte einen Ort haben,
an dem nur seine eigenen Werke gespielt werden konnten, ohne
Ablenkung, abseits des Kulturbetriebes.
Aber so ein Bau war natürlich auch damals schon sehr teuer.
Wagner konnte das nicht allein finanzieren, also wandte er sich
an seine Fans. Wer sich an den Kosten für den Bau beteiligte,
bekam einen Sitzplatz für die kommenden Aufführungen. Heute nennt
man das Fundraising. Dennoch kam nicht genügend Geld zusammen –
das Projekt stand auf der Kippe. Zum Glück sprang ein Freund des
Komponisten mit einem Darlehen ein: König Ludwig II., bekannt als
der Märchenkönig, der das Schloss Neuschwanstein bauen ließ.
Zur ersten Aufführung in Bayreuth waren unter anderem
Tschaikowski, Nietzsche und Tolstoi im Publikum – und auch heute
treffen sich hier wichtige Menschen, beispielsweise Kanzlerin
Merkel oder das schwedische Königspaar, Schauspieler, Sportler,
Botschafter, Politiker, Bischöfe und Geschäftsleute.
Gut 30 Vorführungen gibt es, sie beginnen meist schon am
Nachmittag, denn Wagner-Opern sind lang. Die Eintrittskarten sind
schon lange vorher ausverkauft – die Wartezeit wird teilweise mit
zehn Jahren angegeben. Es ist ein Spektakel, über das sich
Richard Wagner gefreut hätte. Denn am Anfang war das Festival
noch von finanziellen Problemen bedroht, es konnte aus diesem
Grund nicht jedes Jahr stattfinden, weil schlichtweg das Geld
fehlte. Heute ist das kein Problem mehr. Eine Stiftung steht
hinter den Festspielen und der Etat beträgt 16 Millionen Euro.
Die Festspielleitung liegt auch heute noch in Wagner-Hand: wie
die Festspiele künstlerisch aussehen, entscheiden die Nachfahren
des Komponisten.
Noch ein Wort zur Kritik an den Festspielen und an Wagner selbst:
Wagner gilt als Antisemit, und auch bei den Festspielen wurden
jüdische Künstler diskriminiert. Unter Hitler wurde Wagners
Bayreuth zur Nazi-Propaganda-Hochburg. Umstritten ist die Frage,
wie die eine Seite – die Musik Wagners – mit der anderen Seite –
dem Rassismus – zusammenhängt. Kann man Wagner-Musik hören und
mögen, auch wenn der Komponist ein Rassist war? Diese Frage muss
wahrscheinlich jeder für sich entscheiden.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg140kurz.pdf
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