SG #143: Architektur in Deutschland

SG #143: Architektur in Deutschland

Die Porta Nigra in Trier Machen wir eine Zeitreise durch die deutsche Architektur. In der Antike waren die Römer in Deutschland – und brachten natürlich auch ihren Baustil mit. Sie bauten Brücken, Amphitheater oder die Porta Nigra,
8 Minuten

Beschreibung

vor 8 Jahren
Die Porta Nigra in Trier

Machen wir eine Zeitreise durch die deutsche Architektur. In der
Antike waren die Römer in Deutschland – und brachten natürlich
auch ihren Baustil mit. Sie bauten Brücken, Amphitheater oder die
Porta Nigra, ein bekanntes Stadttor in Trier. Die Germanen selbst
lebten in Hütten, waren also architektonisch eher bescheiden.


In der Romanik vor gut 1000 Jahren wurden eifrig Kirchen und
Klöster gebaut, der Lübecker Dom zum Beispiel oder der Dom zu
Speyer. Auch Burgen wurden in dieser Zeit errichtet,
beispielsweise die Nürnberger Burg.


Die Gotik schwappte von Frankreich nach Deutschland und brachte
uns ebenfalls viele Kirchen – der Kölner Dom ist ein typisches
Bauwerk. In der Gotik baute man die Türme so hoch wie möglich,
gerne waren es zwei Türme, dazu wurden die Fassaden reich
verziert und mit Fenstern durchbrochen. Die Statik wurde so weit
es ging von innen nach außen verlagert – so dass es innen keine
oder nur wenige Balken oder Stützpfeiler gab. So wirkten die
Innenräume groß und schwerelos. Die Menschen lebten aber
natürlich nicht in gotischen Kirchen – für sie gab es vor allem
Fachwerkhäuser, das sind Häuser mit einem stabilen Holzskelett,
das mit Mauerwerk ausgefüllt ist.
Die Orangerie in Kassel: Das barocke Schloss wurde ab 1702 nach
französischen Vorbildern gebaut.

Die italienische Renaissance kam im 16. Jahrhundert nach
Deutschland, setzte sich aber nicht so recht durch. Die
Landshuter Stadtresidenz wurde allerdings von italienischen
Handwerksmeistern erbaut und auch die Kirche St. Michael in
München ist im Stil der Renaissance gebaut worden.


Ab 1650 setzte in Deutschland der Barock ein. Vorbild war der
Sonnenkönig in Versailles. Es entstanden der Dresdner Zwinger und
die Frauenkirche und die Würzburger Residenz. Im Barock gab es
prächtige Treppenhäuser, Decken und Wände wurden reich bemalt und
verziert, es wurden Bilder in die Bauten integriert und
Skulpturen – heute würde man diesen Stil wohl überladen nennen.
Die Gärten dieser Zeit waren streng geometrisch angelegt.
Das Fridericianum in Kassel: der erste rein klassizistische Bau
Deutschlands

Nach all dem Prunk hatten die Bauherren wahrscheinlich Lust auf
klare Linien – sie besannen sich auf die Antike zurück, die
Gärten durften wieder wachsen und natürlicher werden, und die
Gebäude brauchten vor allem eines: Säulen. Hier in München gibt
es einige Gebäude aus dieser Zeit, zum Beispiel den Königsplatz
mit seinen Gebäuden. Auch das Schloss Wilhelmshöhe in Kassel
gehört zum Klassizismus.


Ab 1810 gab es dann den Historismus, der wie der Name schon sagt
ebenso in die Vergangenheit blickte, und Elemente aus der Antike,
Renaissance, Gotik oder dem Barock wieder hervorkramte. Der
Berliner Dom oder die Semperoper in Dresden gehören in diese
Zeit.


Meine Lieblingsepoche war sehr kurz: Der Jugendstil. Diese
Bauphase war um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert
und ging auf eine Zeitschrift zurück, die „Die Jugend“ hieß und
in München erschien. Ich habe in zwei Jugendstil-Häusern gelebt,
beide über 100 Jahre alt. Diese Häuser sieht man in München sehr
oft.


Und danach war schon die Moderne da – Industriebauten oder auch
das Bauhaus, von dem ich Euch schon erzählt habe. Man entwickelte
kostengünstige Bauweisen, Wohnhäuser wurden funktional
durchdacht. Linien wurden klarer, es gab keine Schnörkel und
Verzierungen mehr.
Der Bundesrat in Berlin: Neoklassizismus, 1904 gebaut

Aber dann kamen die Nationalsozialisten und brachten auch die
Architektur der Zeit durcheinander. Sie wollten zurück zum
Neoklassizismus und bauten monumentale und überdimensionierte
Betonklötze, die leider auch heute noch stehen. Zum Beispiel die
Zeppelintribüne in Nürnberg oder das Haus der Kunst in München.


Der Zweite Weltkrieg zerstörte viele Gebäude – die Städte waren
zerbombt, sie mussten mit wenig Geld und Mitteln wieder aufgebaut
werden. Daher stehen heute leider in vielen deutschen Städten
sehr hässliche Gebäude, die in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren
entstanden sind.


Und die zeitgenössische Architektur? Ich würde sagen: In
Deutschland besteht sie aus viel Glas und klaren Linien. Und
manche versuchen, nachhaltig zu bauen – sie gestalten die Häuser
so, dass sie natürliche Materialien aus der Region verwenden und
wenn möglich durch Solar- oder Photovoltaikzellen ihren eigenen
Strom oder warmes Wasser erzeugen.


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg143kurz.pdf


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