SG #151: Jugendsprache
Jede Jugend hat ihre eigene Sprache. In der Jugendsprache werden
neue Wörter erfunden, manchmal andere Betonungen oder Akzente
nachgeahmt. Natürlich gibt es keine deutschlandweite Jugendsprache
- jede Gruppe erfindet ihre eigene Sprache.
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vor 8 Jahren
Jede Jugend hat ihre eigene Sprache. In der Jugendsprache werden
neue Wörter erfunden, manchmal andere Betonungen oder Akzente
nachgeahmt. Natürlich gibt es keine deutschlandweite
Jugendsprache – jede Gruppe erfindet ihre eigene Sprache. Die
Erwachsenen verstehen dann manchmal nur Bahnhof – also gar
nichts.
In meiner Teenagerzeit haben wir „geil“ gesagt, wenn wir etwas
toll fanden. Ich erinnere mich noch daran, dass meine Mutter
damals erschrocken ist, als ich das gesagt habe. Für sie war das
ein Schimpfwort. „Geil“ bedeutete nämlich eigentlich, dass man
große Lust auf Sex hat. Wir Teenager wussten das nicht, für uns
hieß geil einfach nur super. Das zeigt, dass sich die Sprache
verändert – Wörter wie prima, knorke, dufte bedeuteten früher
ebenfalls „super“, benutzt aber heute kaum noch jemand. Die
Steigerung von „geil“ war dann übrigens „endgeil“ – das hört man
heute noch ziemlich oft auf der Straße.
Es gibt übrigens jedes Jahr auch das Jugendwort des Jahres. Es
wird seit 2008 von einer Jury ausgewählt. 2012 war das „YOLO“,
die Abkürzung für „You Only Live Once“. Bei mir hieß das noch
„Carpe Diem“, also nutze den Tag. YOLO ist Netzjargon, diese
Abkürzung kommt aus der Internet-Welt.
2015 landete auf dem zweiten Platz das Wort „merkeln“ – also wie
unsere Kanzlerin Angela Merkel nichts tun, keine Entscheidung
treffen. Böse, oder? In diesem Jahr wurde es „I bims“ – das ist
eigentlich weniger Jugendsprache als Internet-Sprache. Es gab
eine Witzreihe, die die deutsche Sprache ziemlich verhunzte. Aus
„Ich bin’s“ wurde „I bims“.
Gerne werden natürlich englische Begriffe in die Jugendsprache
übernommen – zum Beispiel „chillen“, wenn man sich ausruhen
möchte und nichts tun. Gerne erfinden die Jugendlichen auch
politisch inkorrekte Schimpfwörter. Sie beschimpfen andere
Teenager als „Mongo“ oder „Spasti“ – beides bezieht sich auf
angeborene Gendefekte oder Behinderungen. Klar – Jugendliche
provozieren gerne. Und manchmal denken sie auch einfach nicht
darüber nach, was sie da sagen. Wenn etwas kitschig oder
gefühlvoll ist, bezeichnen sie es auch gerne als „voll schwul“,
also homosexuell.
Jugendlichen ist oft auch die Grammatik egal: „Gehst du Bus“
anstatt „Gehst Du zum Bus?“ sind dann normal. Diese Art zu
sprechen hat oft etwas mit multikulturellen Gegenden zu tun, also
mit Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. „Kanak
Sprak“ wird das auch gerne genannt, also Deutsch mit türkischen
Einflüssen. Das finden wiederum deutsche Jugendliche so cool,
dass sie auch so sprechen. Habt Ihr es gemerkt? Ich habe „cool“
gesagt. Früher Jugendsprache, heute sagt’s jeder. Das Gegenteil
ist übrigens uncool.
Viele Jugendsprache-Wörter haben die Erwachsenen mittlerweile
übernommen. Wenn ein Haus zum Beispiel heruntergekommen ist, also
dreckig und lange nicht renoviert, dann ist es „abgefuckt“. Kommt
natürlich aus dem Englischen, würde aber kein Engländer mehr
verstehen. Ein deutsches Wort aber ebenso Jugendsprache für das
gleiche ist „versifft“. Wenn jemand „breit“ ist oder
„hackedicht“, ist er betrunken. Wenn wir uns schlecht über
jemanden äußern, dann „dissen“ wir diese Person. Gerne werden
Wörter auch einfach abgekürzt, aus „funktionieren“ wird „funzen“,
aus „telefonieren“ wird „telen“. Oft ist schwer nachzuvollziehen,
woher das neue Wort kommt: „Hammer“ steht für gut, „Pfosten“ für
eine dumme Person, gesteigert wird das gerne auch in
„Vollpfosten“.
Und das letzte Wort für heute: „vorglühen“. Könnt Ihr Euch
vorstellen, was das bedeutet? Es bedeutet, dass man Alkohol
trinkt, bevor man zu einer Party geht, um in Stimmung zu kommen.
Oft auch, um Geld zu sparen, weil der Alkohol zu Hause billiger
ist als in einer Bar.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg151kurz.pdf
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