SG #193: Gastarbeiter in Deutschland

SG #193: Gastarbeiter in Deutschland

Heute erzähle ich Dir etwas über Gastarbeiter. Das sind die Menschen gewesen, die ab 1955 freiwillig aus anderen Ländern nach Deutschland kamen, um hier zu arbeiten. Es war die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
7 Minuten

Beschreibung

vor 6 Jahren

Heute erzähle ich Dir etwas über Gastarbeiter. Das sind die
Menschen gewesen, die ab 1955 freiwillig aus anderen Ländern nach
Deutschland kamen, um hier zu arbeiten. Es war die Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg. In Deutschland herrschte ein
Arbeitskräftemangel. Viele Männer waren im Krieg gefallen oder
verwundet nach Hause zurückgekehrt. Dazu kam die Zeit des
Wirtschaftswunders, der jungen Bundesrepublik ging es immer
besser, es wurde viel produziert.


Vor allem in der Industrie wurden Gastarbeiter gebraucht. Also
hatte die deutsche Politik mit Italien ein Abkommen
unterzeichnet. Sie einigten sich darauf, dass Italiener nach
Deutschland kommen sollten, um hier zu arbeiten. Solche so
genannten Anwerbeabkommen schloss Deutschland noch mit anderen
Ländern ab. 1960 mit Spanien und Griechenland, 1961 mit der
Türkei, 1963 mit Marokko und Südkorea, 1964 mit Portugal, 1965
mit Tunesien und 1968 mit dem damaligen Jugoslawien. Vor allem
nach dem Bau der Mauer, als aus dem Osten des Landes keine
Arbeitskräfte mehr kamen, waren Gastarbeiter wichtig für
Deutschland.


Die Gastarbeiter hatten zu Beginn der 60er-Jahre ein schweres
Leben. Sie waren meist ungelernte Arbeiter. Sie mussten schwere
und schmutzige Arbeit in der Industrie machen. Oft arbeiteten sie
für wenig Geld im Schichtsystem, also zu verschiedenen
Tageszeiten. Sie standen zum Beispiel am Fließband in einer
Fabrik. Dafür bekamen sie weniger Geld als deutsche Arbeiter –
für die Unternehmen war es also ein Gewinn, ausländische Arbeiter
anzustellen. Untergebracht waren die Gastarbeiter oft in
einfachen Holzbaracken.


1964 kam der millionste Gastarbeiter nach Deutschland. Als
Geschenk bekam er damals ein Moped. Sein Name war Armando
Rodrigues de Sá aus Portugal. Er wurde feierlich vom
Bundesinnenminister begrüßt.


Wie der Begriff Gastarbeiter schon sagt, wollten die Menschen aus
den Nachbarländern damals eigentlich nur für ein paar Jahre in
Deutschland bleiben. Sie wollten hier arbeiten, gutes Geld
verdienen und dann wieder nach Hause zurückkehren. Viele von
ihnen hatten Heimweh. Sie hatten Sprachprobleme, fühlten sich
fremd und waren oft fern von ihren Familien. Einen großen Teil
ihres Einkommens schickten sie nach Hause oder sie sparten.


1973 gab es eine Wirtschaftskrise in Deutschland und daraus
folgte ein Anwerbestopp. 14 Millionen Gastarbeiter kamen zwischen
1955 und 1974 nach Deutschland. Elf Millionen gingen wieder
zurück in ihre Heimatländer.


Viele der Gastarbeiter in Deutschland entschlossen sich zu
bleiben. Ihre Arbeitskraft wurde gebraucht, sie holten ihre
Familien ins Land. Die ersten Kinder der Gastarbeiter wurden in
Deutschland geboren, eine neue Generation wuchs heran. Diese
Kinder hatten keine Sprachprobleme, sie fühlten sich hier schnell
zu Hause. Und für die Eltern war das ein weiterer Grund zu
bleiben. Viele wurden deutsche Staatsbürger.


Noch heute ist deutlich zu merken, woher die meisten Gastarbeiter
kamen. Die größte Gruppe unter den Ausländern in Deutschland
machen die Türken aus. 1,6 Millionen Türken leben heute in
Deutschland. Manche von ihnen schon in der dritten Generation.
Viele sind gut integriert, aber nicht alle. Jeder fünfte Türke
spricht die deutsche Sprache nur mangelhaft, was dann wieder
Probleme mit sich bringt wenn es um Schule oder Beruf geht.


Hier im Video siehst Du Mustafa Akci, einen Gastarbeiter, der aus
der Türkei nach Deutschland kam und blieb:


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg193kurz.pdf

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