SG #198: Banken und Finanzen in Deutschland

SG #198: Banken und Finanzen in Deutschland

Die Stadt Frankfurt am Main ist das Finanzzentrum Deutschlands. Hier haben die großen Banken ihre Zentrale. Es wird höchste Zeit, dieses Thema mal anzupacken, auch wenn Wirtschaft und Finanzen eher trocken sind.
9 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren

Die Stadt Frankfurt am Main ist das Finanzzentrum Deutschlands.
Hier haben die großen Banken ihre Zentrale. Es wird höchste Zeit,
dieses Thema mal anzupacken, auch wenn Wirtschaft und Finanzen
eher trocken sind. Wenn ein Thema trocken ist bedeutet das, dass
es nicht sehr spannend ist, sondern sehr theoretisch. Ich
versuche es trotzdem für Dich so spannend wie möglich zu machen,
ok? Das Bankensystem nennt man übrigens Bankwesen. Und das
deutsche Bankwesen ist eines der größten der Welt. Was Du genau
bei einer Bank machen kannst, darüber habe ich schon in Episode
54 von Slow German geredet.


Es gibt aber eine Sache, die ist im deutschen Bankwesen anders
als im Rest der Welt. Bevor ich Dir verrate, was das ist, muss
ich Dir erstmal erklären, welche drei wichtigen Arten von Banken
es in Deutschland gibt. Man nennt das auch ein Dreisäulensystem.


Erstens: die öffentlich-rechtlichen Banken. Das sind Banken wie
die Sparkasse. Diese Banken gehören der Gemeinde, dem Landkreis
oder dem Bundesland. Sie sind regional beschränkt, arbeiten also
nicht in ganz Deutschland, sondern in ihrem kleinen Gebiet.
Sparkassen siehst Du überall, in jedem kleinen Dorf. Hier tragen
Kinder ihr Taschengeld hin und zahlen es auf das erste Sparkonto
ein. Denn die Sparkasse ist wie der Name schon sagt dafür da,
dass die Menschen ihr Vermögen vermehren durch Sparen. Sparkassen
geben aber natürlich auch Kredite.


Zweitens: die Genossenschaftsbanken. Bei einer
Genossenschaftsbank kannst Du nicht nur Kunde sein, sondern
Mitglied. Du kannst sogenannte Genossenschaftsanteile kaufen.
Dadurch gehört Dir dann ein kleiner Teil der Bank. Die
bekannteste Genossenschaftsbank in Deutschland ist wohl die
Volks- und Raiffeisenbank. Auch sie arbeitet regional und hat in
vielen kleinen Gemeinden eine Filiale.


Drittens: die Privatbanken. Zu den Privatbanken gehören die
großen internationalen Banken aber auch deutsche Banken wie die
Commerzbank und die Deutsche Bank.


Und was ist jetzt anders in Deutschland als im Rest der Welt? Ich
verrate es Dir: In Deutschland haben die Privatbanken einen sehr
niedrigen Anteil. Fast 1900 Geldinstitute gibt es in Deutschland,
insgesamt mit mehr als 32.000 Filialen. Sind die Deutschen gut,
was das Bankwesen angeht? Nein. Verglichen mit anderen Ländern
sind die deutschen Banken nicht sehr profitabel.


Kurz ein paar Worte zur Geschichte der Banken: Die erste deutsche
Bank gab es schon 1486. Es war die Fugger-Bank. Wer die Fugger
waren, muss ich Dir unbedingt bald erzählen, das ist eine sehr
interessante Familie. Später entstanden die ersten Sparkassen.
Ihr Sinn war es, dass ärmere Menschen ihr Geld einzahlen konnten
und dieses dann durch Zinsen mehr wurde – damit sie im Alter oder
bei Krankheit darauf zurückgreifen konnten.


Auch die ersten Genossenschaftsbanken wollten etwas Gutes für die
Menschen tun. Nachdem es im Jahr 1842 eine sehr schlechte Ernte
gab, bei der die Bauern kaum Gewinne einfahren konnten, rief ein
Herr namens Friedrich Wilhelm Raiffeisen eine
Kreditgenossenschaft ins Leben. Hier sparten die Mitglieder Geld
an, konnten sich aber auch Geld günstig leihen, wenn sie zum
Beispiel Vieh oder Geräte kaufen wollten. Die Menschen halfen
einander.


Und die Großbanken, die wir heute kennen, sind auch schon sehr
alt: 1870 entstand die Commerzbank, einen Monat später die
Deutsche Bank und zwei Jahre später die Dresdner Bank.


Die Commerzbank übernahm 2008 für fast 10 Milliarden Euro die
Dresdner Bank. Zwei Wochen später ging Lehman Brothers pleite –
und die Finanzkrise war da. Die Commerzbank musste vom deutschen
Staat gerettet werden. Viele Milliarden Euro an Steuergeldern
wurden investiert. Seither gehören 15% der Commerzbank dem
deutschen Staat. 2019 wurde über eine mögliche Fusion von der
Commerzbank mit der Deutschen Bank berichtet – aus der wurde aber
nichts.


So, und jetzt noch ein Satz zur sogenannten Bundesbank. Das ist
die Zentralbank von Deutschland. Sie ist eine Bundesbehörde. Sie
versorgt uns als Notenbank mit unserem Bargeld. Sie ist auch bei
der Bankenaufsicht dabei: da werden die Banken überwacht und
geprüft, damit das System stabil bleibt. Die Bundesbank ist auch
eine normale Bank für andere Behörden – hier können diese ihre
kostenlosen Konten haben. Und: Die Bundesbank hat
Währungsreserven. Also zum Beispiel Gold für den Notfall. Und mit
diesem schönen Bild in Deinem Kopf beende ich die Episode über
das deutsche Bankwesen.


Hier noch ein Video zum Dreisäulensystem:


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg198kurz.pdf

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