Die Schweiz – SG #212

Die Schweiz – SG #212

Ich bin in Konstanz geboren und aufgewachsen. Das ist eine deutsche Stadt südlich des Bodensees - drumherum ist auf der einen Seite Wasser und auf der anderen die Schweiz. Wir konnten also zu Fuß über die Grenze gehen und in der Schweiz einkaufen.
10 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren

Ich bin in Konstanz geboren und aufgewachsen. Das ist eine
deutsche Stadt südlich des Bodensees – drumherum ist auf der
einen Seite Wasser und auf der anderen die Schweiz. Wir konnten
also zu Fuß über die Grenze gehen und in der Schweiz einkaufen.
Manches war dort billiger als in Deutschland. Und weil man
zumindest in einem Teil der Schweiz Deutsch spricht, stelle ich
Dir heute unser Nachbarland vor.


Die Schweiz ist ein kleines Land, es ist von Norden nach Süden
nur 220 Kilometer lang und von Osten nach Westen fast 350
Kilometer . Die Hälfte des Landes ist bergig, denn die Alpen
führen mitten durch die Schweiz.


8,5 Millionen Menschen leben in der Schweiz. Die größten Städte
sind Zürich, Genf, Basel, Bern, Lausanne, Winterthur und Luzern.
In Zürich leben 415.000 Menschen, damit ist sie die größte Stadt
der Schweiz. Aber nicht nur das: Zürich ist in der Liste der
teuersten Städte der Welt auf Platz 4. Platz 5 ist Genf.


Dieses kleine Land hat gleich vier Amtssprachen: Deutsch,
Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Fast 65% der
Schweizer sprechen Deutsch. Aber Vorsicht, es ist ein anderes
Deutsch, als ich es spreche. Denn in der Schweiz gibt es viele
verschiedene Dialekte, die zusammengefasst als Schweizerdeutsch
bezeichnet werden. Es gibt auch ein Schweizer Hochdeutsch. Auf
slowgerman.com kannst Du hören, wie Schweizerdeutsch klingt:


Jetzt wird es noch komplizierter: Die Schweiz ist nämlich nicht
nur sprachlich aufgeteilt, sondern auch noch in 26 Kantone.
Kantone sind so etwas wie in Deutschland die Bundesländer. Die
Regierung der Kantone trifft sich im Nationalrat, der ein Teil
der Bundesversammlung der Schweiz ist. Parlament und Regierung
befinden sich in Bern. Der Bundeskanzler heißt Walter Thurnherr.


Zum Thema Religion: 38 Prozent der Schweizer sind Katholiken, 25
Prozent gehören zur evangelisch-reformierten Kirche. Die
Religionsfreiheit steht in der Verfassung. Interessant fand ich
zu lesen, dass der Buddhismus in der Schweiz stärker vertreten
ist als in anderen europäischen Ländern – es sind aber nur 0,33
Prozent der Schweizer Buddhisten.


Sausen wir noch kurz durch die Geschichte des Landes: Die Römer
haben es erobert, davor waren die Kelten da. Danach kamen die
Germanen und später die Franken. Ach, es ist zu kompliziert, das
alles aufzuzählen. 1291 jedenfalls schlossen sich die ersten drei
Kantone zusammen. Dies gilt als Geburt der Schweiz und wird auch
heute noch am 1. August als Nationalfeiertag gefeiert.


Napoleon Bonaparte verordnete der Schweiz 1803 eine
föderalistische Verfassung mit autonomen Kantonen. Warum er das
so einfach konnte? Weil die Schweiz zwischenzeitlich zu
Frankreich gehörte. Der Staatsname „Schweizerische
Eidgenossenschaft“ wurde festgelegt – er gilt bis heute. Dann
wurden die Grenzen der Schweiz im Wiener Kongress international
anerkannt. Und 1848 gab es eine neue Bundesverfassung.


Bei so vielen Sprachen und kulturellen Hintergründen frage ich
mich, wie das Land sich eigentlich definiert. Wie hält es
zusammen? Es ist nicht die Sprache, nicht die Kultur, sondern
eher das Schweizer-Sein an sich. Die Schweizer glauben an die
direkte Demokratie, dort werden viel mehr Entscheidungen direkt
vom Volk getroffen als in Deutschland. Außerdem wird vieles
regional entschieden, die Schweizer sind also sehr
selbstbestimmt.


Und bei einer Straßenumfrage zu typischen Merkmalen der Schweiz
würde wahrscheinlich noch ein Wort fallen: Neutralität. Das Land
beteiligt sich nicht an Kriegen zwischen Staaten. 1647
beschlossen die Schweizer durch den schlimmen Dreissigjährigen
Krieg „immerwährende bewaffnete Neutralität“.


Das bedeutet aber nicht, dass das Land keine Armee hat. Es gibt
ein Heer und eine Luftwaffe, um sich verteidigen zu können. Nur
5% der Soldaten sind allerdings bezahlte Soldaten – der Rest sind
Bürger des Landes zwischen 20 und 34 Jahren. Sie haben ihre
persönliche Ausrüstung und ihre Waffe zu Hause. Alle Männer
müssen zum Militärdienst oder alternativ Zivildienst leisten.


Die Schweiz gehört zwar seit 2002 zur UNO, aber nicht zur
Europäischen Union und auch nicht zur NATO – das würde nicht zur
Neutralität passen.


Und wovon leben die Schweizer? Berühmt sind sie für ihre Banken
und Uhrwerke. Und für ihren Käse. Oder? Der Lebensmittelkonzern
Nestlé ist aus der Schweiz, ebenso die wunderbare Schokolade von
Lindt & Sprüngli, die Medizin von Novartis und Roche, die
Uhren von Swatch und Rolex. Und die berühmte Toblerone-Schokolade
wird nur in Bern hergestellt und von dort aus in 120 Länder
verkauft. Denk daran, wenn Du sie das nächste Mal am Flughafen
siehst. Bezahlt wird übrigens mit Schweizer Franken.


Zwei Dinge noch, die unbedingt zur Schweiz gehören: Berühmt ist
die Geschichte von Wilhelm Tell. Er gilt als Nationalheld des
Landes. Weltbekannt wurde die Geschichte nämlich dadurch, dass
Friedrich Schiller sie als Theaterstück aufschrieb.


Und dann ist da noch das Käsefondue, bei dem Käse geschmolzen
wird und dann tunkt man mit einer langen Gabel Brotstücke hinein…
Lecker!


Es gäbe noch eine Menge über dieses kleine, feine Land zu
erzählen. Wenn Du mal eine sehr junge und gute Comedienne aus der
Schweiz sehen möchtest, dann gibt es auf slowgerman.com ein Video
von Hazel Brugger, der „bösesten Frau der Schweiz“.


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg212kurz.pdf

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