Arm und reich in Deutschland – SG #223

Arm und reich in Deutschland – SG #223

Wie arm oder reich sind die Menschen in Deutschland? Ich habe es herausgefunden. Allerdings sind die Zahlen von 2017. Sie stammen aus dem 5. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Also: 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leben in Armu...
7 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

Wie arm oder reich sind die Menschen in Deutschland? Ich habe es
herausgefunden. Allerdings sind die Zahlen von 2017. Sie stammen
aus dem 5. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung.
Also: 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leben in Armut
oder an der Armutsgrenze. Das sind ungefähr 13 Millionen
Menschen. Oft sind das kranke und alte Menschen, Menschen ohne
Arbeit oder Familien mit vielen Kindern. Besonders betroffen sind
auch Alleinerziehende, also Vater oder Mutter, die alleine mit
den Kindern leben. Leider sind 19 Prozent aller Kinder arm, das
ist also jedes fünfte Kind in Deutschland.


Aber was heißt denn überhaupt „arm“? Immerhin ist so etwas immer
relativ. Denn Deutschland ist ein wohlhabendes Land, wenn man es
mit vielen anderen Ländern der Erde vergleicht. Also berechnen
wir aus allen Menschen in Deutschland erst einmal einen
Durchschnitt. Wer dann viel weniger hat als diesen Durchschnitt,
den nennen wir arm. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sagt,
wenn ein Mensch weniger als die Hälfte des durchschnittlichen
Einkommens seines Landes hat, dann ist er arm. Die Berechnungen
der Bundesregierung definieren Armut mit weniger als 60% des
mittleren Einkommens.


Ein Beispiel mit Zahlen: 2015 war man in Deutschland arm, wenn
man weniger als 12.192 Euro pro Jahr verdiente. Netto, also nach
Abzug von Steuern und Abgaben. Reich war man mit 40,639 Euro
netto pro Jahr.


In Deutschland lag die Armutsgrenze im Jahr 2018 für einen
Erwachsenen bei 1135 Euro Einkommen pro Monat. Hungern muss in
Deutschland kaum jemand, es gibt soziale Hilfen. Aber arme
Menschen sind öfter krank und sterben früher, Frauen acht und
Männer elf Jahre früher.


Sorgen macht mir, dass es immer mehr arme Menschen gibt. Und
immer mehr reiche Menschen. Was weniger wird, ist die
Mittelschicht. Also die Menschen, die ein mittleres Einkommen
haben, denen es eigentlich ganz gut geht.


Die Menschen in Ostdeutschland sind sechs Mal so häufig von Armut
betroffen wie die in Westdeutschland. Und so richtig reich sind
vor allem Männer im Westen: 95 Prozent der Reichen sind Männer,
die im Westen leben. 1,35 Millionen Menschen in Deutschland
besitzen mindestens eine Million Euro. Und 2400 davon haben mehr
als 100 Millionen Dollar.


Bleiben wir kurz bei den Reichen. Das reichste Prozent der
Deutschen hat 35% des Gesamtvermögens auf ihrem Konto. Einem
hundertstel der Menschen gehören also ein Drittel der Gelder.
Wenn wir die obersten zehn Prozent nehmen, dann sind es sogar
zwei Drittel des Vermögens.


Die reichsten Deutschen sind Beate Heister und Karl Albrecht Jr.
und die Familie Theo Albrecht. Alle drei haben ihr Geld dem
Lebensmittel-Discounter Aldi zu verdanken. Danach kommt Dieter
Schwarz, ebenfalls Lebensmittel. Er ist die reichste Einzelperson
Deutschlands mit einem geschätzten Vermögen von 41,5 Milliarden
Euro. An Platz vier ist die Familie Reimann, von der ich ehrlich
gesagt noch nie gehört hatte. Dahinter steckt die Chemiefirma
Benckiser. Und an Platz 5 der reichsten Deutschen steht Susanne
Klatten, die BMW-Erbin.


Bis 1996 gab es in Deutschland eine Vermögenssteuer. Besonders
reiche Menschen mussten also einen Teil ihres Vermögens abgeben.
Dann entschied allerdings das Bundesverfassungsgericht, dass das
nicht gerecht sei: Die Menschen müssen laut dem Grundgesetz
gleich behandelt werden.


Ich würde mir wünschen, dass viele der besonders reichen Menschen
einen großen Teil ihres Vermögens abgeben. Freiwillig. Dass sie
damit Gutes tun, arme Menschen unterstützen, für Bildung sorgen
oder für gesundheitliche Aufklärung oder Forschung. Manche tun
das – die meisten aber tun es nicht.


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg223kurz.pdf

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