Was wären wir ohne Internet? SG #238

Was wären wir ohne Internet? SG #238

Vor einigen Wochen hatten wir knapp 24 Stunden lang kein Internet und kein Telefon. An diesem Tag haben wir als Familie gemerkt, wie abhängig wir mittlerweile von dieser Technologie sind. Du auch? Es fing mit der Unterhaltung an.
7 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

Vor einigen Wochen hatten wir knapp 24 Stunden lang kein Internet
und kein Telefon. An diesem Tag haben wir als Familie gemerkt,
wie abhängig wir mittlerweile von dieser Technologie sind. Du
auch? Es fing mit der Unterhaltung an. Ich höre gerne und viele
Podcasts – am Freitag immer einen Kinopodcast der BBC. Diesen
konnte ich nicht herunterladen. Naja, das war natürlich nicht
schlimm, aber ich dachte mir: Ok, dann höre ich eben Musik. Ich
höre Musik mittlerweile immer über Spotify – auch das ist ein
Internetdienst und war demzufolge nicht verfügbar. Kein Podcast,
keine Musik. Auch kein Hörbuch von Audible, denn ich hatte keines
heruntergeladen. Nichts zu hören! Selbst das Radio streamen wir
heute über das Internet. CD-Player oder Schallplattenspieler
haben wir nicht mehr. Nur ein DAB-Radio im Bad konnte uns helfen,
kurz die Nachrichten zu hören. Mein Sohn konnte nicht Minecraft
spielen, sein Tablet war nutzlos. Eine neue Episode Slow German
machen oder ein neues Video für YouTube – auch nicht möglich.


Am Abend wollten wir einen Film sehen, aber auch da wurde uns
klar: Unsere Fernsehgewohnheiten haben sich geändert. Während wir
früher einfach das sahen, was gerade im Live-Fernsehen kam,
schauen wir heute nur noch über Netflix oder Amazon Prime und all
diese Dienste fern. Wir schauen gezielt Filme oder Serien im
Stream. Auch das war ohne Internet nicht möglich. Die Mediatheken
der großen Sender waren ebenfalls lahmgelegt. Also blieb nur das
Live-Fernsehen, und das war an diesem Abend langweilig. Für mich
alles kein Problem, denn ich bin eine Leseratte. Mein Buch
funktionierte auch ohne Strom und Internet. Das von meinem Sohn
auch. Aber mein Mann surft gerne abends im Internet, er liest
viel auf dem iPad – ihm war also langweilig.


Der nächste Tag brachte dann noch mehr Probleme mit sich.Ich
fange morgens immer an, erstmal eine halbe Stunde Yoga zu machen.
Ich nutze dafür eine App, die mir die Asanas zusammenstellt. Ohne
Internet konnte diese App nichts laden. Auch meine
Meditations-App funktionierte natürlich nicht. Meine Arbeit ist
komplett unmöglich ohne das Internet. Zum einen habe ich
Konferenzen mit meinen Kolleg:innen, meistens über Microsoft
Teams oder Zoom. Das war ohne Internet nicht möglich. Außerdem
ist mein Job ja, dass ich als Community Managerin oder Social
Media Managerin arbeite – aber Facebook, Instagram, Twitter und
YouTube sind Dienste im Internet. Ich musste an diesem Tag also
aufgeben und konnte nicht arbeiten, denn auch Mails erreichten
mich nicht. Alleine anzurufen und meinem Chef zu sagen, dass ich
kein Internet habe, war schwierig – denn normalweise rufe ich ihn
über Teams an oder ich schaue in Teams nach seiner Telefonnummer.
Jetzt musste ich sie anders herausfinden.


Auch die Videokonferenz mit meinen Eltern konnte nicht
stattfinden, der Kontakt zu Freunden und Familie in Zeiten der
Pandemie war abgebrochen. Unsere Bestellung bei einem
Lieferdienst für Bio-Lebensmittel war nicht möglich, denn auch
die geht immer über das Internet. Ich konnte keine neuen Bücher
für meinen Sohn bestellen, denn auch das mache ich bei einem
sozialen Buchversand über das Internet. Keine neuen Klamotten
kaufen, kein Lego, kein Geschenk für den nächsten
Kindergeburtstag. Das Internet hat sich mittlerweile in so viele
unserer Lebensbereiche eingeschlichen! Wir sind abhängig von
Online-Banking und Online-Shopping, Online-Arbeit und
Online-Homeschooling.


Gut, ich gebe zu, ich habe hier etwas übertrieben. Denn natürlich
habe ich sofort einen Hotspot über mein Handy eingerichtet und
die wichtigsten Dinge dann über meinen mobilen Datentarif
gemacht. Aber dennoch haben diese 24 Stunden uns die Augen
geöffnet. Unser Leben hat sich in den vergangenen Jahren sehr
geändert. Es ist normal geworden, eine gute Datenverbindung zu
haben und Filme ohne Ruckeln im Stream anzusehen. Dabei ist
Deutschland übrigens gar nicht so gut im Vergleich mit anderen
Ländern! Was die Datenrate angeht ist Deutschland derzeit auf dem
31. Platz weltweit. Und jetzt sag mal ganz ehrlich: Bist Du auch
so abhängig vom Internet wie wir? Und dann ist da noch der
nächste, viel schlimmere Gedanke: Was wäre, wenn wir keinen Strom
hätten?


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg238kurz.pdf

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