Auswanderung aus Deutschland – SG #247
In den Nachrichten hört man viel von Menschen, die nach Deutschland
einwandern wollen. Aber wusstest du auch, dass jedes Jahr 180.000
Menschen Deutschland verlassen, um im Ausland zu leben? Drei
Viertel von ihnen sind Akademiker.
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vor 3 Jahren
In den Nachrichten hört man viel von Menschen, die nach
Deutschland einwandern wollen. Aber wusstest du auch, dass jedes
Jahr 180.000 Menschen Deutschland verlassen, um im Ausland zu
leben? Drei Viertel von ihnen sind Akademiker.
Aber wie war das in der Vergangenheit? Ich habe die Geschichte
von Franz Daniel Pastorius gefunden. Er wanderte mit einer Gruppe
deutscher Siedler im Jahr 1683 nach Pennsylvania in den
Vereinigten Staaten von Amerika aus. Mit 13 Familien aus Krefeld
gründete er die Siedlung Germantown, die heute ein Vorort von
Philadelphia ist.
In den kommenden Jahren verließen viele Deutsche ihre Heimat. Der
Grund war eine große Hungersnot, später auch die Überbevölkerung
der Gegend. Denn durch die Industrialisierung und Fortschritte in
der Medizin starben immer weniger Kinder, die Familien waren also
sehr groß. Es gab aber nicht für alle genug zu essen, die
Arbeitslosigkeit war groß. Die Menschen hofften auf ein neues
Leben in der Fremde.
Die USA waren das Hauptziel der deutschen Auswanderer. Manche
zogen aber auch nach Brasilien, Kanada oder Argentinien. Und
einige gingen in die deutschen Kolonien, das habe ich ja schon in
einer anderen Slow German-Episode erzählt. In der ersten Phase
bis 1865 wanderten meistens ganze Familien aus. Das heißt die
Auswanderer hatten Kinder dabei. Die meisten von ihnen hatten
einen Beruf erlernt und konnten im neuen Land daher gut arbeiten.
In den nächsten 30 Jahren waren es dann eher einzelne Menschen,
die auswanderten. Sie hatten oft keinen Beruf. Auch wenn man
meinen könnte, dass das vor allem Männer waren, stimmt das nicht:
auch Frauen machten sich alleine auf den Weg in die Ferne.
Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs kamen noch viele
Industriearbeiter nach Amerika. Zwei Drittel der Auswanderer
waren alleine unterwegs, fast 40% von ihnen waren Frauen.
Im 20. Jahrhundert wurde es immer schwieriger, in andere Länder
auszuwandern. Denn die weltweite Wirtschaftskrise sorgte dafür,
dass zum Beispiel die USA die Immigration kontrollierten. Es gab
neue Gesetze, damit nicht zu viele Menschen ins Land kamen.
Und dann waren da die beiden Weltkriege, vor allem der Zweite
Weltkrieg mit der Judenverfolgung durch die Nazis. Viele Juden
verließen Deutschland, dazu noch viele Künstler und
Wissenschaftler oder Politiker. Eine halbe Million Menschen
verließ Deutschland, weil sie die Gefahr zum Glück rechtzeitig
erkannt hatten. Viele der Emigranten sind heute noch berühmt,
Albert Einstein zum Beispiel, Marlene Dietrich, Thomas Mann oder
Bertolt Brecht.
Nach dem Krieg blieb Nordamerika das Land, in das die Deutschen
auswandern wollten. Eine halbe Million Menschen wanderten in den
50er-Jahren dorthin aus.
Was sind die Gründe dafür, sein eigenes Land zu verlassen, um
woanders ein neues Leben zu beginnen? Man spricht in diesem
Zusammenhang von Push- und Pullfaktoren. Entweder man wird aus
dem eigenen Land sozusagen vertrieben durch Krieg, Bedrohung oder
Hunger, oder man wird von einem anderen Land angezogen,
beispielsweise weil es dort mehr Land gibt, ein besseres Klima
oder andere Vorteile.
Die OECD schätzt, dass 3,4 Millionen in Deutschland Geborene in
einem anderen OECD-Land leben. Sie arbeiten dort, viele von ihnen
als Führungskräfte, als Akademiker, Techniker oder im Bildungs-
und Gesundheitswesen. Wer von Deutschen im Ausland spricht,
spricht heute also eher von hochqualifizierten
Arbeitskräften.
Deutschland gilt als Migrationsland. Viele Menschen ziehen weg,
andere kommen neu hinzu. Zum Beispiel die Gastarbeiter, aber
davon habe ich dir ja schon erzählt.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg247kurz.pdf
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