Knigge und die Benimmregeln – SG #261
Knigge ist ein Begriff, den viele von uns kennen, aber nicht jeder
weiß, woher er kommt und was er bedeutet. Es geht um gutes
Benehmen, aber wie hat sich das entwickelt?
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Knigge ist ein Begriff, den viele von uns kennen, aber nicht
jeder weiß, woher er kommt und was er bedeutet. Es geht um gutes
Benehmen, aber wie hat sich das entwickelt?
Benimmregeln und Höflichkeitsformen wurden bereits in antiken
Kulturen praktiziert. Im alten Griechenland und Rom waren
Benehmen und Etikette wichtige Bestandteile des sozialen Lebens.
Es gab klare Regeln, wie man sich in Gesellschaft zu verhalten
hatte und welche Rituale bei verschiedenen Anlässen einzuhalten
waren.
Der Name „Knigge“ stammt jedoch von einem deutschen
Schriftsteller und Adligen namens Adolph Freiherr von Knigge, der
im 18. Jahrhundert lebte. Knigge schrieb das berühmte Werk „Über
den Umgang mit Menschen“, das 1788 veröffentlicht wurde. In
diesem Buch legte er die Grundlagen für modernes gutes Benehmen
fest und betonte die Bedeutung von Respekt, Höflichkeit und
Anstand im sozialen Miteinander.
Knigges Werk war zu seiner Zeit eine Sensation und wurde in ganz
Europa gelesen und diskutiert. Sein Einfluss auf die Gesellschaft
war enorm, und die Menschen begannen, die Knigge-Regeln in ihrem
Alltag zu befolgen. Die Ideen von Knigge wurden jedoch auch
parodiert und karikiert, was zeigt, dass sich nicht jeder mit den
neuen Regeln anfreunden konnte.
Im 19. Jahrhundert wurde die Etikette immer wichtiger, vor allem
für die reichen Menschen. Es gab zahlreiche Bücher und
Anleitungen, die detaillierte Regeln für alle möglichen
Situationen enthielten – vom Essen am Tisch über das Ankleiden
bis hin zu Umgangsformen in der Gesellschaft. Manche dieser
Regeln mögen uns heute seltsam erscheinen, wie zum Beispiel die
Regel, dass Frauen beim Teetrinken ihren kleinen Finger
abgespreizt halten sollten.
Mit der Industrialisierung und dem Aufstieg des Bürgertums im 19.
Jahrhundert wurden die Etikette und gute Manieren auch Mittel, um
sich von der arbeitenden Klasse abzugrenzen. Wer sich an die
Regeln des Knigge hielt, zeigte damit seinen höheren
gesellschaftlichen Status.
Im 20. Jahrhundert lockerten sich viele Etikette-Regeln. Die
beiden Weltkriege und der gesellschaftliche Wandel nach dem
Zweiten Weltkrieg führten zu einem Bruch mit einigen starren
Konventionen. Die Jugendkulturen der 1960er und 1970er-Jahre
rebellierten gegen traditionelle Normen und Konventionen und
prägten eine neue, freiere Art des Miteinanders.
Gutes Benehmen geht heute eher darum, respektvoll und
rücksichtsvoll mit anderen umzugehen, unabhängig von starren
Regeln. Die Digitalisierung und die sozialen Medien haben neue
Herausforderungen geschaffen, die es zu bewältigen gilt, wie z.B.
das angemessene Verhalten in Online-Kommunikation und in sozialen
Netzwerken.
Von den antiken Zivilisationen über das Werk von Adolph Freiherr
von Knigge bis heute haben sich die Regeln und Normen des guten
Benehmens ständig gewandelt. Doch der Kern von Knigges Ideen
bleibt weiterhin relevant: Respekt, Höflichkeit und
Rücksichtnahme bilden die Grundlage für ein harmonisches
Miteinander in jeder Gesellschaft.
Vielleicht sollten wir manchmal auch über uns selbst lachen
können, wenn wir unabsichtlich gegen die Etikette verstoßen oder
in komischen Situationen landen. Denn am Ende des Tages geht es
nicht darum, perfekt zu sein, sondern einander mit Verständnis
und Herzlichkeit zu begegnen – das ist die wahre Essenz des guten
Benehmens.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg261kurz.pdf
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