Jugendschutz in Deutschland – SG #262
Der Jugendschutz möchte Kinder und Jugendliche vor Gefahren und
schädlichen Einflüssen schützen. Doch wie hat sich der Jugendschutz
in Deutschland entwickelt, und welche Maßnahmen gibt es, um die
junge Generation zu schützen?
7 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Der Jugendschutz möchte Kinder und Jugendliche vor Gefahren und
schädlichen Einflüssen schützen. Doch wie hat sich der
Jugendschutz in Deutschland entwickelt, und welche Maßnahmen gibt
es, um die junge Generation zu schützen?
Die Geschichte des Jugendschutzes in Deutschland reicht weit
zurück. 1838 verbot Preußen als erster deutscher Staat zum
Beispiel, dass Kinder unter 9 Jahren in Fabriken arbeiten
durften. Jugendliche unter 16 Jahren durften dann nicht mehr als
10 Stunden pro Tag arbeiten. Klingt trotzdem hart – aber die Zeit
der Industrialisierung war eine schwierige Zeit für alle
Arbeiter.
Das Deutsche Kaiserreich versuchte ebenfalls, die Kinder zu
schützen: Sie durften unter 13 Jahren nicht in Fabriken arbeiten.
Nachtarbeit war verboten.
Im Jahr 1903 wurde das „Gesetz betreffend die Beschäftigung
jugendlicher Arbeiter“ erlassen, das das Mindestalter für die
Arbeit festlegte und bestimmte Arbeitsstunden begrenzte. Dies war
ein wichtiger Schritt, um Kinder vor Ausbeutung zu schützen. Im
Ersten Weltkrieg spielte dieses Gesetz allerdings keine Rolle.
Während der Zeit des Nationalsozialismus in den 1930er und 1940er
Jahren wurde der Jugendschutz politisch missbraucht. Die
Nationalsozialisten nutzten die Jugendorganisationen, um junge
Menschen zu indoktrinieren und für ihre Zwecke zu
instrumentalisieren. Dies führte zu einer starken Beeinflussung
und Unterdrückung der individuellen Entwicklung und Freiheit der
Jugendlichen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Jugendschutz in
Deutschland neu aufgebaut und weiterentwickelt. Die
Bundesrepublik Deutschland verankerte in ihrem Grundgesetz das
Recht auf eine ungestörte kindliche Entwicklung und den Schutz
der Jugend vor negativen Einflüssen.
In den 1950er.Jahren begannen die ersten Bestrebungen, den
Jugendschutz auch auf die Bereiche Film und Fernsehen
auszuweiten. Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft
(FSK) wurde gegründet, um Filme nach Altersfreigaben einzuordnen
und Kindern den Zugang zu ungeeigneten Inhalten zu verwehren.
Diese FSK-Empfehlung seht Ihr heute noch bei allen Kinofilmen und
mittlerweile auch bei Computerspielen.
In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Gesetze und
Regelungen erlassen, um den Jugendschutz zu stärken. Die
Jugendschutzgesetze regeln unter anderem den Verkauf von Alkohol
und Tabak an Minderjährige, den Zugang zu Glücksspielen und die
Teilnahme an Veranstaltungen wie Konzerten oder Diskotheken.
Das Internet und die digitalen Medien haben den Jugendschutz vor
neue Herausforderungen gestellt. Der Schutz vor
jugendgefährdenden Inhalten im Netz ist zu einer wichtigen
Aufgabe geworden. Es gibt Jugendschutzprogramme und Filter, die
dabei helfen sollen, den Zugang zu ungeeigneten Inhalten für
Kinder und Jugendliche zu erschweren.
Eine kuriose Regelung im deutschen Jugendschutz betrifft den
„Taschengeldparagraphen“. Dieser Paragraph besagt, dass
Minderjährige über ihr eigenes Taschengeld frei verfügen können,
auch wenn es für jugendgefährdende Inhalte ausgegeben wird. Diese
Regelung mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, doch sie
soll Jugendlichen eine gewisse finanzielle Eigenverantwortung
ermöglichen.
Der Jugendschutz in Deutschland ist eine gemeinsame Aufgabe von
Staat, Eltern, Schulen, Medien und der Gesellschaft insgesamt. Es
geht darum, Kinder und Jugendliche vor Gefahren wie Gewalt,
Suchtmitteln, radikalen Ideologien und sexuellem Missbrauch zu
schützen. Gleichzeitig sollen junge Menschen auch in ihrer
Entwicklung gefördert und unterstützt werden, um zu
selbstbewussten und verantwortungsbewussten Erwachsenen
heranzuwachsen.
Ich finde es interessant, dass sich unsere Gesellschaft was den
Jugendschutz angeht sehr verändert hat. Wir sind heute zum
Beispiel viel mehr Gewalt und Nacktheit gewohnt. Der erste
„Indiana Jones“-Film hat noch eine alte FSK-Einstufung von 16
Jahren, obwohl er wirklich nach heutigen Maßstäben eher harmlos
ist. So etwas wie Star Wars oder Herr der Ringe kann man mit 12
schon ansehen.
Aber auch wenn wir Erwachsenen die Kinder und Jugendlichen nur
schützen wollen: Jugendliche versuchen natürlich trotzdem oft, an
die verbotenen Inhalte heranzukommen. Das war schon immer so. Was
verboten ist, wird automatisch interessant.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg262kurz.pdf
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