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Beschreibung
vor 4 Jahren
Es ist wieder einmal Sonntag. Und wieder einmal befinden sich
Gudrun und Hubert auf ihrer täglichen Spazierrunde. Seit
mittlerweile sieben Jahren laufen sie täglich über die Feldwege
südlich von Göbrichen. Hubert rechnet in Gedanken nach: Seit fast
genau jenem Tag, als sie die Mischlingshündin Aphrodite aus dem
Tierheim gerettet haben, muss er diesen Spazierwahnsinn ertragen –
dabei wollte er nie einen Hund. Es ist ein stiller Sonntag. Kühle
Herbstwinde fegen durch die Bäume, die nassen Feldwege geben unter
ihren Schritten nach. Einzig das Schmatzen des morastigen Bodens
ist zu hören. »Lass doch den Hund nicht immer ohne Leine laufen,
Gudrun. Der haut doch ständig ab«, keift Hubert genervt. Er wäre
lieber auf der Couch geblieben und hätte die Zeitung vom Vortag
durchblättert. »Mein Schatz braucht halt ihren Freiraum«, gibt
Gudrun genervt zurück. »Aphrodite! Bei Fuß! Komm zu Mama!« Gudruns
betuliche Stimme füllt sich zusehend mit Angst. »Na toll, jetzt
darf ich sie wieder suchen.« Sichtlich resigniert schlägt Hubert
sich ins Gebüsch abseits der Wege. Eine schier endlose Zeit
vergeht. »Hoffentlich ist meinem Schatz nichts passiert«,
durchbricht Gudrun das angespannte Schweigen. Gemeinsam bahnen sie
sich ihren Weg durch das lichter werdende Unterholz, als sie auf
einen geöffneten Gully stoßen. »Da ist sie bestimmt hineingefallen.
Hubert, tu was!« Gudrun kann die aufsteigende Panik kaum mehr
unterdrücken. Allein der Gedanke, dass sich ihr süßer kleiner
Schatz in einem dunklen Abwassersystem verlaufen hat, ist schier
unerträglich. In der Hoffnung, Aphrodites vertrautes Bellen zu
hören, ruft sie in den Schacht: »Mein Schatz, bist du da unten?«
Was folgt ist Stille – keine Reaktion der sonst so aufgeregten
Mischlingshündin. Da fasst Gudrun sich ein Herz und steigt selbst
hinab, auf Hubert kann sie wohl jetzt nicht mehr zählen. »Da
runter? Bist du wahnsinnig!«, ruft Hubert ihr nach. Unten
angekommen, unternimmt sie einen weiteren Versuch, ihren Ehemann
endlich davon zu überzeugen, hinabzusteigen. »Alles in Ordnung, du
kannst herunterkommen!«, ruft Gudrun hoffnungsvoll. »In diese
Kloake? Niemals!«, gibt Hubert pampig zurück. Nun gibt ein Wort das
andere. Die gedämpften Stimmen, das entfernte Plätschern des
Wassers und das Echo, das sich unaufhörlich an den Wänden bricht,
macht ein Gespräch fast unmöglich. Hat er sie gerade fett genannt?
Warum ist er immer so gemein zu ihr? Und warum sorgt sie sich mehr
um den Hund als um mich? Plötzlich ertönt vertrautes Bellen hinter
Hubert. »Hey, da bist du alter Streuner ja wieder. Bist wohl wieder
in den Fuchsbau geklettert, was? Komm, wir schließen schnell den
Gully. Es soll ja schließlich niemand hineinfallen.« DAS ORIGINAL
Ein Küferknecht von Eisingen, der mit dem Bösen im Bunde stand,
stieg öfters bei Tag allein in das Loch und klopfte mit einem
Schlüssel – stets mit demselben – auf eine gewisse Stelle des
Bodens. Es tat sich eine Tür auf, durch die er in eine Stube
gelangte. In deren Mitte stand eine Kiste mit Geld, auf dem
Kistendeckel lag ein schwarzer Pudel. Dieser sprang, sobald der
Küfer den Deckel hob, herab und ließ ihn ruhig von dem Geld nehmen.
Jedoch konnte der Küfer sein Geheimnis nicht für sich behalten: Er
erzählte anderen von der sagenhaften Stube und dem darin
befindlichen Schatz. Seine Geschwätzigkeit wurde ihm zum
Verhängnis: Als er erneut in das Loch hinabsteigen wollte, fand er
die Tür nicht mehr. Fortan musste er wieder sein Brot durch
ehrliche Arbeit verdienen.
Gudrun und Hubert auf ihrer täglichen Spazierrunde. Seit
mittlerweile sieben Jahren laufen sie täglich über die Feldwege
südlich von Göbrichen. Hubert rechnet in Gedanken nach: Seit fast
genau jenem Tag, als sie die Mischlingshündin Aphrodite aus dem
Tierheim gerettet haben, muss er diesen Spazierwahnsinn ertragen –
dabei wollte er nie einen Hund. Es ist ein stiller Sonntag. Kühle
Herbstwinde fegen durch die Bäume, die nassen Feldwege geben unter
ihren Schritten nach. Einzig das Schmatzen des morastigen Bodens
ist zu hören. »Lass doch den Hund nicht immer ohne Leine laufen,
Gudrun. Der haut doch ständig ab«, keift Hubert genervt. Er wäre
lieber auf der Couch geblieben und hätte die Zeitung vom Vortag
durchblättert. »Mein Schatz braucht halt ihren Freiraum«, gibt
Gudrun genervt zurück. »Aphrodite! Bei Fuß! Komm zu Mama!« Gudruns
betuliche Stimme füllt sich zusehend mit Angst. »Na toll, jetzt
darf ich sie wieder suchen.« Sichtlich resigniert schlägt Hubert
sich ins Gebüsch abseits der Wege. Eine schier endlose Zeit
vergeht. »Hoffentlich ist meinem Schatz nichts passiert«,
durchbricht Gudrun das angespannte Schweigen. Gemeinsam bahnen sie
sich ihren Weg durch das lichter werdende Unterholz, als sie auf
einen geöffneten Gully stoßen. »Da ist sie bestimmt hineingefallen.
Hubert, tu was!« Gudrun kann die aufsteigende Panik kaum mehr
unterdrücken. Allein der Gedanke, dass sich ihr süßer kleiner
Schatz in einem dunklen Abwassersystem verlaufen hat, ist schier
unerträglich. In der Hoffnung, Aphrodites vertrautes Bellen zu
hören, ruft sie in den Schacht: »Mein Schatz, bist du da unten?«
Was folgt ist Stille – keine Reaktion der sonst so aufgeregten
Mischlingshündin. Da fasst Gudrun sich ein Herz und steigt selbst
hinab, auf Hubert kann sie wohl jetzt nicht mehr zählen. »Da
runter? Bist du wahnsinnig!«, ruft Hubert ihr nach. Unten
angekommen, unternimmt sie einen weiteren Versuch, ihren Ehemann
endlich davon zu überzeugen, hinabzusteigen. »Alles in Ordnung, du
kannst herunterkommen!«, ruft Gudrun hoffnungsvoll. »In diese
Kloake? Niemals!«, gibt Hubert pampig zurück. Nun gibt ein Wort das
andere. Die gedämpften Stimmen, das entfernte Plätschern des
Wassers und das Echo, das sich unaufhörlich an den Wänden bricht,
macht ein Gespräch fast unmöglich. Hat er sie gerade fett genannt?
Warum ist er immer so gemein zu ihr? Und warum sorgt sie sich mehr
um den Hund als um mich? Plötzlich ertönt vertrautes Bellen hinter
Hubert. »Hey, da bist du alter Streuner ja wieder. Bist wohl wieder
in den Fuchsbau geklettert, was? Komm, wir schließen schnell den
Gully. Es soll ja schließlich niemand hineinfallen.« DAS ORIGINAL
Ein Küferknecht von Eisingen, der mit dem Bösen im Bunde stand,
stieg öfters bei Tag allein in das Loch und klopfte mit einem
Schlüssel – stets mit demselben – auf eine gewisse Stelle des
Bodens. Es tat sich eine Tür auf, durch die er in eine Stube
gelangte. In deren Mitte stand eine Kiste mit Geld, auf dem
Kistendeckel lag ein schwarzer Pudel. Dieser sprang, sobald der
Küfer den Deckel hob, herab und ließ ihn ruhig von dem Geld nehmen.
Jedoch konnte der Küfer sein Geheimnis nicht für sich behalten: Er
erzählte anderen von der sagenhaften Stube und dem darin
befindlichen Schatz. Seine Geschwätzigkeit wurde ihm zum
Verhängnis: Als er erneut in das Loch hinabsteigen wollte, fand er
die Tür nicht mehr. Fortan musste er wieder sein Brot durch
ehrliche Arbeit verdienen.
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