Der unheimliche Riese von Bad Liebenzell

Der unheimliche Riese von Bad Liebenzell

Es ist ein grauer Novemberabend in Bad Liebenzell…
4 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Es ist ein grauer Novemberabend in Bad Liebenzell. Die wenigen
Gäste im besten Hotel der Stadt haben es sich bereits auf ihren
Zimmern gemütlich gemacht. Rezeptionistin Peggy und ihre junge
Kollegin Irene schieben heute zum ersten Mal gemeinsam
Nachtschicht. Minütlich schauen sie auf die alte Wanduhr in der
Mitte der Lobby. Schwer wie Blei schiebt sich der Zeiger von einer
Minute zu nächsten. Die Nacht scheint unendlich zu sein. »Die erste
Nachtschicht, Irenchen! Bin mal gespannt, ob du durchhältst«,
unterbricht Peggy die leise säuselnde Musik in der Lobby. »Klar,
ist doch nichts los hier«, entgegnet Irene, die erst seit kurzem an
der Rezeption tätig ist. »Deshalb ja! Nicht einschlafen«, erwidert
Peggy mit süffisantem Unterton. Plötzlich durchschneidet ein
schrilles Klingeln die nächtliche Stille. Unbekümmert und charmant
nimmt Irene den ersten Anruf des Abends entgegen. »Hallo, hier ist
Zimmer 104! Bringen Sie mir mal ein paar von Ihren saftigen
Leckerbissen hoch! Aber nur das gute Zeug! Ich mag meine
Schnittchen hübsch garniert. Kostet ja schließlich ordentlich!«,
spricht die männliche Stimme am anderen Ende – freundlich und
dennoch schwer deutbar. Pflichtbewusst verspricht Irene dem etwas
seltsam anmutendem Gast, seinen Snackwunsch zu erfüllen. »Alles
ok?«, erkundigt sich Peggy, die das Gespräch belauscht hat. »Hat
der mich gerade angegraben? Dieser riesige Typ, der vorhin
eingecheckt hat?« Peggy rollt abschätzig mit den Augen und klärt
die unerfahrene Irene auf, dass das schon einmal vorkommen kann,
insbesondere, wenn die Herren auf Dienstreise sind. »3.30 Uhr – die
Hälfte haben wir geschafft. Und ich bin immer noch wach«, frohlockt
Peggy. Und wieder klingt das Telefon. »Sagen Sie mal! War das schon
alles? Das waren doch keine ordentlichen Häppchen! Bringen Sie mir
bitte noch was Knackiges hoch. Und kümmern Sie sich am besten
persönlich drum«, meldet sich der Gast erneut. Dieses Mal ist der
freundliche Ton aus seiner Stimme verschwunden. Irene entschuldigt
sich und gibt zugleich zu, dass die Küche nun bereits geschlossen
ist, sie aber mit Studentenfutter aushelfen könne. »Ohhh jaaa! Was
Schnelles für Zwischendurch!«, antwortet der Gast, nun merklich
lüsterner. Irene legt hastig den Hörer zurück. »Der will mich aufs
Zimmer locken!« Und wieder klingelt es. »Sie wollten doch gleich
raufkommen! Wo bleiben meine Nüsse?« »Kommen Sie doch herunter. Ich
muss hier an der Rezeption die Stellung halten.« Geräuschvoll wirft
Irene den Hörer zurück. »Hey, nun werde mal nicht pampig«, greift
Peggy ein. »Du musst diesen Widerling ja nicht ertragen.« Erneut
klingelt es. Nun reicht es Peggy, bestimmt aber freundlich nimmt
sie das Gespräch entgegen: »Ich möchte Ihnen wirklich nicht zu nahe
treten, aber meine Kollegin fühlt sich von Ihnen langsam ein
bisschen belästigt.« »Belästigt? Da wirft jemand Knochen auf meinen
Balkon!« Was hat es mit dem unheimlichen Anrufer auf sich? DAS
ORIGINAL Der Riese Erkinger entführte gerne junge Bräute und
verspeiste sie im Turm von Bad Liebenzell. Die Knochen warf er aus
dem obersten Fenster, sodass ein Berg entstand – das heutige Dorf
Beinberg. Burg und Turm des Riesen befinden sich noch immer in Bad
Liebenzell und können besichtigt werden.

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