1.10 Die Geschichte des Deutschen als Männersprache

1.10 Die Geschichte des Deutschen als Männersprache

56 Minuten
Podcast
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der Podcast mit und über Sprache(n)

Beschreibung

vor 2 Monaten

In der 10. und letzten Folge unserer ersten Staffel geht es um
das Deutsche als Männersprache. Dass das so ist, hat Luise F.
Pusch bereits in den 80er Jahren festgestellt und seitdem hat
sich zum Glück einiges getan. Aber nicht nur das moderne Deutsche
kann als Männersprache verstanden werden, auch die historischen
Sprachstufen des Deutschen waren Männersprachen. 

Besonders augenscheinlich wird das daran, wie das Deutsche Frauen
bezeichnet und wie sich diese Bezeichnungen im Laufe der
Jahrhunderte verändert haben. Worte ändern nämlich über die Zeit
nicht nur ihre Form (z.B. entwickelt sich aus *frouwa* unsere
*Frau*), sondern auch ihre Bedeutung. Um nicht
durcheinanderzukommen, setzt man in der Sprachwissenschaft die
Bedeutung eines Wortes in 'einfache
Anführungszeichen'. 

Was früher 'Dame' bedeutet hat, ist heute ganz neutral *Frau*.
Aus dem Wort, das früher 'Frau' bedeutet hat, wurde *Weib*. Die
*Magd* bedeutete früher 'Mädchen', die *Dirne* war mal eine
'Dienerin', davor sogar einfach ein 'Mädchen'.  

Alle diese Worte verschlechtern nach gesellschaftlichen Maßstäben
ihre Bedeutung auf irgendeine Art und Weise. Wie kommt es zu
diesr sogenannten Pejorisierung bei Frauenbezeichnungen? Und
warum verschlechtern sich parallele männliche Bezeichnungen
nicht? Der *Mann* bleibt der 'Mann' und der *Herr* der 'Herr'.
Die Antwort ist eigentlich keine Überraschung und leider immer
noch Realität in unserer und vielen anderen Gesellschaften.
___
Ein Podcast von Anton und Jakob. 



Instagram: https://www.instagram.com/sprachpfade 
___
Wissenschaftliche Literatur


Beate Hennig (1991): „Von adelmüetern und züpfelnunnen.
Weibliche Standes- und Berufsbezeichnungen in der
mittelhochdeutschen Literatur zur Zeit der Hanse“, in: Barbara
Vogel, Ulrike Weckel (Hg.): Frauen in der Ständegesellschaft.
Leben und Arbeiten in der Stadt vom späten Mittelalter bis zur
Neuzeit, Hamburg, S.117-146.

Rudi Keller (1995): „Sprachwandel, ein Zerrspiegel des
Kulturwandels?“, in: Karl-Egon Lönne (Hg.): Kulturwandel im
Spiegel des Sprachwandels, Tübingen/Basel, 207–218.

Birgit Kochskämper (1999): ‚Frau‘ und ‚Mann‘ im
Althochdeutschen (Germanistische Arbeiten zu Sprache und
Kulturgeschichte 37), Frankfurt a.M. u.a.

Werner König, Stephan Elspaß, Robert Möller (2015): dtv-Atlas
Deutsche Sprache, 18. durchgesehene und korrigierte Aufl.,
Grafiken von Hans-Joachim Paul, München. (Schaubilder aus der
Folge: S. 22 und S. 112)

Damaris Nübling (2011): „Von der ‚Jungfrau‘ zur ‚Magd‘, vom
‚Mädchen‘ zur ‚Prostituierten‘. Die Pejorisierung der
Frauenbezeichnungen als Zerrspiegel der Kultur und als Effekt
männlicher Galanterie?“, in: Jahrbuch für Germanistische
Sprachgeschichte 2.1, S.344-362.

Luise F. Pusch (2023): „Das Deutsche als Männersprache.
Diagnose und Therapievorschläge“, in: dieselbe: Das Deutsche als
Männersprache. Aufsätze und Glossen zur feministischen Linguistik
(Edition Suhrkamp Neue Folge 217), 15. Auflage, Frankfurt a.M.,
S.46-68.



Fürs kleine Lesen:


Kap. „5.1.5 Bedeutungsverschlechterung (Pejorisierung)“ und
Kap. „5.4 Erste Fallstudie: Pejorisierung der
Frauenbezeichnungen“, aus: Damaris Nübling, Antje Dammel, Janet
Duke, Renata Szczepaniak (2017): Historische Sprachwissenschaft
des Deutschen, 5. aktualisierte Auflage, Tübingen, S.147-148 und
S.163-167.



Zitate aus der Presse:


Ronen Steinke (06.09.2020): „Antisemitismus in der Sprache.
Da schwingt was mit“, in: taz online, URL:

(27-02-2024).

Der Tagesspiegel (06.03.2023): Interview „Lisa Paus: ‚Wir
leben nach wie vor im Patriarchat‘“, Website des BMFSFJ, URL:
<
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/reden-und-interviews/lisa-paus-wir-leben-nach-wie-vor-im-patriarchat--222218>
(27-02-2024).




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Sprachwissenschaft und Anregungen jeder Art sind wir stets offen.
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Artwork und Musik von Elias Kündiger 


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