Vorbereitung auf das Fachgespräch – Anwendungsentwickler-Podcast #63
Da viele Prüflinge großen Respekt vor dem Fachgespräch haben, gibt
es in der dreiundsechzigsten Episode des
Anwendungsentwickler-Podcasts einige Tipps zur Vorbereitung auf
diesen Teil der mündlichen Prüfung.
46 Minuten
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Beschreibung
vor 9 Jahren
Da viele Prüflinge großen Respekt vor dem Fachgespräch haben,
gibt es in der dreiundsechzigsten Episode des
Anwendungsentwickler-Podcasts einige Tipps zur Vorbereitung auf
diesen Teil der mündlichen Prüfung.
Inhalt
Nachdem die schriftliche Prüfung geschafft ist, stehen viele
Prüflinge vor der nächsten großen Aufgabe: der
Vorbereitung auf die mündliche Prüfung. Nach der
Projektpräsentation, die man komplett in der eigenen Hand hat,
steht das mit Spannung erwartete Fachgespräch an.
Jedes Mal, wenn es wieder auf die Prüfungszeit zugeht, häufen
sich die Fragen in den einschlägigen Foren:
Was werden die Prüfer fragen? Welche Themen kommen dran? Wie soll
ich mich vorbereiten?
Um nicht immer wieder dasselbe erzählen zu müssen, schreibe ich
im Folgenden mal zusammen, wie man sich sinnvollerweise auf das
Fachgespräch vorbereiten sollte.
Mögliche Themen im Fachgespräch
Grundsätzlich können die Prüfer im Fachgespräch alle möglichen
Themengebiete der Prüfung abfragen. Es gibt also nicht – wie
häufig behauptet wird – eine Einschränkung auf die Themen des
eigenen Abschlussprojekts. Man muss sich letztlich auf alle
potentiellen Themen vorbereiten. Aber das hat man als Prüfling ja
auch schon für die schriftliche Prüfung getan. Und zwar
hoffentlich mit ausreichend Vorlauf, sodass die Inhalte nicht am
Tag nach der Prüfung wieder aus dem Kopf verschwunden sind. Denn
bis zur mündlichen Prüfung vergehen durchaus mehrere Wochen. Und
wenn dann alles Gelernte wieder weg ist, darf man nochmal von
vorne anfangen. Aber dazu mehr hier: Vorbereitung auf die
schriftliche Abschlussprüfung.
Also gilt genau wie für die schriftliche Prüfung meine
Empfehlung: Fang früh an zu lernen und wiederhole die Inhalte
regelmäßig. Dadurch kannst du sie nicht nur in der schriftlichen
Prüfung abrufen, sondern auch in der mündlichen. Und ganz
nebenbei kannst du sie vielleicht sogar im Arbeitsalltag
anwenden, was ja letztlich das Ziel der Ausbildung sein sollte.
Alle Themengebiete der Prüfung sind möglich.
Keine Einschränkung auf die Themen des eigenen
Abschlussprojekts.
Wahrscheinliche Themen im Fachgespräch
Ich kann natürlich nicht für alle Prüfungsausschüsse sprechen,
aber es kristallisieren sich meiner Meinung nach einige
Standardthemen heraus, mit denen man als Anwendungsentwickler/in
im Fachgespräch rechnen sollte. Ich halte es für unwahrscheinlich
(und auch unsinnig), Anwendungsentwickler über strukturierte
Verkabelung oder Netzwerktopologien zu befragen. Ich würde mich
als Prüfer stattdessen auf die Kernkompetenzen konzentieren. Und
das sind meiner Meinung nach:
Programmierung (Datenstrukturen, Schleifen usw.)
Objektorientierung (Vererbung, Kapselung, Polymorphie usw.)
Datenbankmodellierung (ERM, Tabellenmodell, Normalisierung
usw.)
SQL
Wirtschaftlichkeit
Projektmanagement
Zu fast allen Bereichen habe ich in meiner Podcast-Serie zu den
häufigsten Fragen im Fachgespräch schon Episoden aufgenommen. Es
wäre fahrlässig, sich nicht auf diese Themen
vorzubereiten.
Standardthemen
Programmierung (Datenstrukturen, Schleifen usw.)
Objektorientierung (Vererbung, Kapselung, Polymorphie
usw.)
Datenbankmodellierung (ERM, Tabellenmodell,
Normalisierung usw.)
SQL
Wirtschaftlichkeit
Projektmanagement
Mögliche Themen sammeln
Aber es gibt auch noch einen großen anderen Bereich an
potentiellen Themen, den man nicht unterschätzen sollte: das
eigene Abschlussprojekt. Obwohl die Prüfer nicht auf Fragen aus
dem Bereich des Projekts begrenzt sind, werden viele sicherlich
das Projekt als Aufhänger nehmen, um ins Fachgespräch
einzusteigen. Daher sollte man sein Projekt in- und auswendig
beherrschen und z.B. alle verwendeten Fachbegriffe einwandfrei
erklären können.
Eigene Projektdokumentation und -präsentation
Eine einfache Aufgabe in Vorbereitung auf das Fachgespräch ist es
daher, die eigene Projektdokumentation und insb. die
-präsentation auf mögliche Prüfungsinhalte zu durchforsten. Dazu
zählen insb.:
Verwendete Fachbegriffe (insb. Definitionen für Abkürzungen)
Verwendete Technologien (z.B. ORM, MVC, ERM)
Details zum Projektablauf (z.B. Zeitplanung, Vorgehensmodell)
Schnittstellen des Projekts (fachlich und technisch)
Datenschutz und -sicherheit bezogen auf das Projekt (wird
häufig vergessen)
Alternativen zu eingesetzten Technologien (z.B. AngularJS
anstatt Ember.js, JSON anstatt XML, REST anstatt SOAP)
Pro-/Contra-Bewertung der verwendeten Technologien (z.B.
Performance, Kosten, Komplexität)
Im Fachinformatiker-Forum habe ich den Tipp gelesen, sich auf
Basis der eigenen Artefakte eine Mindmap aller potentiellen
Themen zu erstellen, indem man zunächst einfach nur die
verwendeten Begriffe, Technologien usw. in einen Zusammenhang
stellt und im nächsten Schritt dann den Assoziationen freien Lauf
lässt:
Was fällt dir noch zu den Begriffen ein? (z.B. REST zu SOAP,
JSON zu XML)
Was sind mögliche Ergänzungen? (z.B. AJAX bei Webprojekt,
Rich Client)
Was sind Gegensätze oder Alternativen zu den Begriffen? (z.B.
Java vs. .NET, Web vs. Fat Client)
Am besten führst du dieses Brainstorming nicht alleine durch,
sondern holst dir andere ITler zur Hilfe: Ausbilder/in,
Mitschüler/innen, Mitazubis, Kollegen/innen, Chef/in usw. Mehr
Köpfe kommen sicherlich auf mehr Ideen. Gerade auch scheinbar
Unbeteiligte bringen dich vielleicht auf Ideen: der Chef fragt
nach der Amortisation, die Kunden nach der Usability, die
Kollegen nach verwendeten Design Patterns usw.
Häufige Themenbereiche
Wenn du trotzdem noch weitere Anregungen brauchst, dann schau mal
in den üblichen Foren nach: fachinformatiker.de
Dort wirst du sicherlich einige Beiträge finden, in denen
mögliche Fragen zu verschiedenen Projekten diskutiert werden.
Und ich habe z.B. mal eine Liste mit Fragen zu einem PHP-Projekt
erstellt, die dir vielleicht auch weiterhilft.
Häufig vergessene Themen
Wie bereits angedeutet, gibt es auch immer wieder Themen, die die
Prüflinge gerne man „vergessen“. Ob absichtlich oder aus
Versehen, sei mal dahingestellt. Hier kommt eine (unvollständige)
Liste:
Wirtschaft (Stundensatz, Gehaltsabrechnung,
Sozialversicherung usw.)
Datenschutz („Das brauchen wir nicht!„)
Backup („Machen die Admins!„)
Sicherheit („Ist nur ne interne Anwendung!„)
Usability („Der OK-Button ist grün. Das reicht!„)
Die Prüfer steuern
Man kann als Prüfling auch ein wenig Einfluss auf die Fragen der
Prüfer nehmen. Wenn man z.B. bestimmte Sachverhalte in der
Projektpräsentation (die direkt vor dem Fachgespräch stattfindet)
besonders betont, kann das die Prüfer dazu anregen, mal
nachzufragen. Dann sollte man sich aber natürlich auch bestens in
diesem Bereich auskennen!
Ich habe schon oft die Geschichte vom Prüfling erzählt, der in
der Präsentation den Satz brachte „Ich habe als
Architekturprinzip MVC verwendet. Vielleicht werde ich ja gleich
dazu befragt.“ und dann aber keine Ahnung vom Thema hatte. Das
war schon recht witzig. Auch nett war der Prüfling, der unter
Extreme Programming Programmieren ohne Regeln verstand.
Gerade in den Quelltext, der an der Dokumentation hängt, schaue
ich als Prüfer immer sehr gerne. Dort finde ich nämlich meist
viele Sachen, die der Prüfling zwar verwendet, aber gar nicht
verstanden hat. Und moderner Quelltext strotzt nur so vor Lamdas,
LINQ-Abfragen, generischen Klassen usw. Und all das sollte man –
fachlich korrekt – erklären können.
Die mündliche Prüfung simulieren
Zu guter Letzt bleibt noch zu empfehlen, die mündliche Prüfung –
am besten mehrfach – zu simulieren. Dafür steht dir dein/e
Ausbilder/in sicherlich zur Seite.
Allein die Präsentation solltest du ohnehin mehrfach durchspielen
und dann am besten direkt im Anschluss das Fachgespräch üben.
Lade auch ruhig Zuhörer ein, die dein Projekt nicht kennen. Nur
dadurch fallen nämlich noch Sachverhalte auf, die du nicht
verständlich erklärt hast. Gehe nicht davon aus, dass all deine
Prüfer deine Dokumentation gelesen haben. Das ist selten der
Fall. Du musst also in der Präsentation alles so erklären, dass
die Zuschauer es ohne Vorwissen (bezogen auf das Projekt, nicht
auf die IT allgemein) verstehen können.
Und da du selbst sehr tief in der Materie deines Projekts
steckst, fallen dir offensichtliche Fragestellungen ggfs. gar
nicht mehr auf. Also nutze die – meist wochenlange –
Vorbereitungszeit auf die mündliche Prüfung und quäle deine
Kollegen mit Präsentationen und Fragerunden. So bekommst du
bestimmt noch viele Anregungen für mögliche Fragen der Prüfer.
Antworten trainieren
Bei der Gelegenheit kannst du auch gleich üben, die Fragen
vernünftig zu beantworten. Wir wollen korrekte, kurze,
präzise und gut strukturierte Antworten hören und nicht
minutenlanges Rumgelaber ohne zum Punkt zu kommen. Beispiele
dafür findest du in meinen Podcast-Episoden.
Aber es geht nichts über das direkte Training mit deinem/r
Ausbilder/in, der/die dir konkretes Feedback zu deinen
Formulierungen gibt. Es geht nicht darum, Antworten auswendig zu
lernen, sondern die Inhalte verständlich und sauber definiert
rüberzubringen. Auswendig gelernte Antworten erkennen wir als
Prüfer recht schnell und stellen dann direkt die passenden
Fragen, um zu prüfen, ob zusätzlich auch echtes Verständnis da
ist. Also bitte deine/n Ausbilder/in darum, das Fachgespräch zu
üben, wenn er/sie das nicht von sich aus vorschlägt.
Allgemeine Tipps
Unterschätze nicht die Anforderungen.
Fange früh an zu lernen.
Nutze Synergieeffekte durch die Vorbereitung auf die
schriftliche Prüfung.
Erstelle eine Mindmap mit Themen des eigenen Projekts.
Was fällt dir noch zu den Begriffen ein? (z.B. REST zu
SOAP, JSON zu XML)
Was sind mögliche Ergänzungen? (z.B. AJAX bei Webprojekt,
Rich Client)
Was sind Gegensätze oder Alternativen zu den Begriffen?
(z.B. Java vs. .NET, Web vs. Fat Client)
Sammle gemeinsam mit Kollegen/Ausbilder/Chef/Mitschülern
Fragen und simuliere das Fachgespräch. Je mehr Hinweise du
bekommst, desto besser.
Übe am besten die Projektpräsentation und direkt im Anschluss
das Fachgespräch.
Übe die Formulierung der Antworten auf Standardfragen.
Lerne die Antworten nicht auswendig.
Steuere die Prüfer in die gewünschte Richtung.
Bleib ruhig. Die Prüfer sind meistens sehr nett.
Fazit
Mit der richtigen Vorbereitung muss das Fachgespräch kein Grund
zur Sorge sein. Im Gegenteil: Durch die Interaktivität des
Gesprächs lassen sich kleine Fehler auch wieder ausbügeln oder
Fragen zu nicht verstandenen Aufgaben stellen.
Letztlich sind die Prüfer auch nur Menschen und wollen den
Prüflingen nichts Böses, sondern sie gut durch die Prüfung
bringen. Aber wir erwarten auch ein fundiertes Fachwissen und gut
vorbereitete Prüflinge! Also zack zack, an die Arbeit!
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