SG #119: Das Bier

SG #119: Das Bier

Ich habe hier schon über die Biergärten in München gesprochen und über das Hofbräuhaus, und natürlich über das Oktoberfest. Aber habe ich schon über das Bier gesprochen? Es wird höchste Zeit! Denn Bier ist das beliebteste alkoholische Getränk der Deuts...
7 Minuten

Beschreibung

vor 9 Jahren

Ich habe hier schon über die Biergärten in München gesprochen und
über das Hofbräuhaus, und natürlich über das Oktoberfest. Aber
habe ich schon über das Bier gesprochen? Es wird höchste Zeit!
Denn Bier ist das beliebteste alkoholische Getränk der Deutschen,
fast 110 Liter Bier trinken die Deutschen im Durchschnitt pro
Jahr. 110 Liter! Ich trinke ungefähr einen Liter pro Jahr…


Bier ist ein Getränk, das Alkohol und Kohlensäure enthält. Das
wusstet Ihr sicher. Es besteht aus drei Grundzutaten. Wasser,
Malz und Hopfen. Damit überhaupt erst Alkohol entsteht, wird
Stärke vergoren. Dazu braucht man Getreide, zum Beispiel Gerste,
Roggen, Mais oder Weizen. Wir trinken Bier pur oder mit Limonade
gemischt, dann heißt es Radler im Süden oder Alster im
Norden.
Die meisten Biersorten in Deutschland haben 4-6 Prozent Alkohol,
es gibt aber auch alkoholfreies Bier. Das Bier ist natürlich
keine deutsche Erfindung – schon die Ägypter kannten es, die
Römer und Kelten auch. Aber ich möchte Euch trotzdem erzählen,
was es mit dem Bier in Deutschland auf sich hat.
In Deutschland gibt es das so genannte Reinheitsgebot seit dem
23. April 1516. Dieses Gebot besagt, dass Bier nur aus drei
Zutaten bestehen darf – aus Wasser, Gerstenmalz und Hopfen. Es
darf zum Beispiel kein Zucker zugegeben werden. Dieser Tag, der
23. April, wird übrigens seit 1995 als „Tag des Deutschen Bieres“
gefeiert – wobei das glaube ich kaum jemand weiß.
Bier hat eine lange Tradition in Deutschland. Hier in München gab
es 1363 schon eine Bieraufsicht – das waren Stadträte, also
Politiker, die das Bier kontrollieren sollten. Wieso war Bier so
wichtig? Zum einen, weil das Wasser in den Städten so dreckig
war, dass es Krankheiten verursachte. Bier aber wurde durch den
Herstellungsprozess fast keimfrei – es war also gesünder als
Wasser. Es enthielt übrigens damals weniger Alkohol als heute,
und so tranken oft auch Kinder Bier.
Bier wird gebraut. Es gibt in München viele Brauereien, bei einer
kann man sogar von außen die großen Kupferkessel sehen, in denen
das Bier gebraut wird. Nur die Brauereien, die auf Münchner Grund
und Boden und mit dem Münchner Wasser ihr Bier brauen, dürfen
übrigens auf dem Oktoberfest ihr Bier ausschenken. Und das
Oktoberfestbier hat es in sich: Es ist ein spezielles Bier, das
mehr Alkohol enthält. Also Vorsicht! Man wird davon schneller
betrunken.
Wer sich die Münchner Biersorten ansieht, wird feststellen, dass
manchmal Mönche darauf abgebildet sind. Warum? Die Mönche brauten
ihr eigenes Bier, denn Bier galt als nahrhaft und doch nicht als
Nahrung – das heißt auch in der Fastenzeit durften die Mönche
Bier trinken und damit ein bisschen ihren Hunger stillen. Und
weil sie mehr brauten, als sie selber verbrauchten, konnten sie
das Bier auch an Menschen außerhalb des Klosters
ausschenken.
Hier in München gibt es die Tradition der Biergärten – dazu gab
es die allererste Folge von Slow German im Jahr 2007, Ihr könnt
sie auf slowgerman.com gerne noch nachlesen und nachhören.


Aber Bier gibt es nicht nur in Bayern, wo wir das Bier gerne in
Maßkrügen trinken, das ist gleich ein Glas für einen ganzen
Liter. In Köln wird Bier in sehr kleinen Gläsern ausgeschenkt,
die „Stange“ heißen und nur 0,2 Liter Bier fassen. So ein Bier
nennt man „Kölsch“.
In Berlin gibt es eine Spezialität, die seltsam aussieht: Hier
wird Bier mit Waldmeister-oder Himbeer-Sirup vermischt, das nennt
man dann „Berliner Weiße“ rot oder grün.
Bier ist eine Wissenschaft für sich – Texte über Bier sind für
Laien nur schwer zu verstehen. Klar ist aber: Auch wenn Bier zur
deutschen Kultur gehört, ist es ein alkoholisches Getränk. Also:
Vorsicht! Trinkt nicht zu viel davon. Vor allem das Bier in
Süddeutschland ist stärker, als man denkt.


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg119kurz.pdf

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