Bundestagswahl 2021 in Deutschland – SG #241

Bundestagswahl 2021 in Deutschland – SG #241

In Deutschland gibt es momentan nur drei Themen: Die Corona-Pandemie, die Klimakrise und die Bundestagswahl. Am 26. September wird in Deutschland gewählt, und diese Wahl ist etwas Besonderes. Denn danach haben wir einen neuen Kanzler - oder eine neue K...
11 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

In Deutschland gibt es momentan nur drei Themen: Die
Corona-Pandemie, die Klimakrise und die Bundestagswahl. Am 26.
September wird in Deutschland gewählt, und diese Wahl ist etwas
Besonderes. Denn danach haben wir einen neuen Kanzler – oder eine
neue Kanzlerin. Überall hängen Wahlplakate, im Fernsehen laufen
zahllose Politik-Sendungen, und sogar Kinder diskutieren über das
Thema, wie ich letztens gehört habe.


Jeder deutsche Staatsbürger und jede deutsche Staatsbürgerin darf
ab dem Alter von 18 Jahren wählen. Über das Wahlalter wird
übrigens diskutiert – manche Parteien möchten auch jüngeren
Menschen erlauben, an Wahlen teilzunehmen. Bis jetzt liegt die
Grenze aber bei 18 Jahren.


Zum ersten Mal dürfen bei dieser Bundestagswahl auch behinderte,
schuldunfähige und psychisch kranke Menschen teilnehmen – das hat
das Bundesverfassungsgericht 2019 beschlossen. Das sind immerhin
85.000 Deutsche.


Blicken wir mal zurück zur letzten Bundestagswahl. Die fand 2017
statt. Damals wählten 76,2 Prozent aller Menschen, die
wahlberechtigt waren. Man kann auch sagen: Die Wahlbeteiligung
lag bei 76,2 Prozent. Gewonnen hat damals die Union, das sind die
beiden Parteien CDU und CSU, mit 32,9 Prozent. Danach kam die SPD
mit 20,5 Prozent, die AfD mit 12,6 Prozent, die FDP mit 10,7
Prozent und die Linke mit 9,2 Prozent. Die Grünen waren damals
bei 8,9 Prozent. Das bedeutete, dass die AfD zum ersten Mal in
den Bundestag kam. Dafür muss eine Partei nämlich über die
sogenannte 5-Prozent-Hürde kommen. Mehr zum politischen System
gibt es übrigens in Folge 31 von Slow German.


Ihr habt es schon ausgerechnet: Eine absolute Mehrheit hatte die
Union damals nicht. Also musste sie sich sozusagen einen Partner
suchen. Man nennt das „Sondierungsgespräche“. Da sprechen die
Politiker und Politikerinnen verschiedener Parteien miteinander
um zu sehen, ob eine Kooperation möglich ist. Vier Wochen dauerte
das. Letzten Endes wurde es eine sogenannte Große Koalition, also
eine Regierung aus SPD und Union. Soviel zum Rückblick. Kanzlerin
blieb Angela Merkel, die diesen Job seit 2005 macht.


Bei der diesjährigen Bundestagswahl sieht die Sache etwas anders
aus. Angela Merkel hat gesagt, dass sie nicht mehr Kanzlerin sein
möchte. Also streiten sich gerade drei Menschen in Deutschland
darum, wer der beste Kanzler oder die beste Kanzlerin wäre. Man
nennt sie Kanzlerkandidat und Kanzlerkandidatin. Für die SPD
tritt Olaf Scholz an, er war Bürgermeister von Hamburg und ist
jetzt Finanzminister. Für die Union geht Armin Laschet ins
Rennen, der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Und für
die Grünen tritt Annalena Baerbock an, sie wäre mit 40 Jahren die
jüngste Kanzlerin, die Deutschland je hatte – und die einzige mit
Kindern. Diese drei liefern sich nun also Fernseh-Debatten, sie
geben unzählige Interviews und machen Wahlkampf. Es gab kleine
und größere Skandale – und wir sind gespannt, wer gewinnt. In der
aktuellen Umfrage zwei Wochen vor der Wahl führt die SPD, gefolgt
von der Union und den Grünen.


Es gibt aber natürlich weitaus mehr Parteien als die genannten.
Insgesamt machen 47 Parteien bei der Bundestagswahl mit, es ist
also ein sehr langer Zettel, auf dem wir unsere beiden Kreuzchen
machen dürfen. Ich kann das bestätigen, denn ich habe schon per
Briefwahl gewählt. Normalerweise gehe ich in das nächste
Wahllokal, um dort zu wählen. Bei uns hier ist das in der
Grundschule, ich habe aber auch schon im Gebäude einer
Feuerwehr-Station gewählt. Dieses Mal muss ich am Wahlsonntag
arbeiten, also habe ich per Briefwahl gewählt.


Ich konnte zwei Stimmen abgeben: Die Erststimme und die
Zweitstimme. Bei der Erststimme standen die Kandidaten und
Kandidatinnen, die hier bei mir in der Region für ihre Parteien
antreten. Es gibt in Deutschland 299 Wahlkreise, in jedem leben
ungefähr 250.000 Menschen. Und mit meiner Erststimme habe ich
also einen Menschen aus meinem Wahlkreis gewählt. Wer die meisten
Stimmen in einem Wahlkreis bekommt, darf mit einem sogenannten
Direktmandat nach Berlin in den Bundestag. Es gibt dann also 299
Bundestags-Abgeordnete, für jeden Wahlkreis ist das ein Politiker
oder eine Politikerin.


Wichtiger ist aber die Zweitstimme: da geht es um die Partei.
Welche Partei bekommt die meisten Zweitstimmen und bekommt damit
mehr Platz im Bundestag? Wer 20 Prozent der Zweitstimmen hat
bekommt auch mindestens 20 Prozent der Sitze im Bundestag. Mal
vereinfacht gesagt. Dann gibt es noch einige Besonderheiten im
deutschen Wahlrecht, die lasse ich hier aber mal weg. Bis zu 1000
Abgeordnete könnte unser neuer Bundestag haben – so viele wie
noch nie. Und das wird übrigens auch ganz schön teuer…


So, jetzt weißt Du also, wie sich der deutsche Bundestag
zusammensetzt. Aus jeder Region sind Menschen dort, und die
Parteien sind unterschiedlich stark vertreten, je nachdem wie wir
sie wählen. Dann müssen sie sich noch zu Koalitionen
zusammenschließen, um eine Mehrheit zu haben. Nur so können sie
Entscheidungen treffen. Und wie kommen wir nun zu einer neuen
Kanzlerin oder einem neuen Kanzler? Der Bundespräsident schlägt
jemanden vor, der gute Chancen für das Amt hat – dieses Jahr also
Laschet, Baerbock oder Scholz. Dann wird im Bundestag geheim
gewählt: Mit absoluter Mehrheit können sich die Abgeordneten für
den vorgeschlagenen Kandidaten oder die Kandidatin entscheiden.
Danach muss der Bundespräsident ihn oder sie noch ernennen, das
ganze also offiziell machen. Wir müssen also noch etwas Geduld
haben, bis wir wissen, wer Deutschland in Zukunft regiert. Bis
dahin macht Angela Merkel einfach weiter.


Übrigens gibt es zu jeder Wahl in Deutschland den Wahl-O-Mat. Das
ist eine Internetseite und eine App, bei der man Fragen
beantworten kann – und am Ende erfährt man, welche Partei am
besten zu den eigenen Antworten passt. Mach doch einfach mal mit!


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg241kurz.pdf

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