Podcaster
Episoden
17.12.2025
1 Stunde 15 Minuten
Unser Gast Dr. Malte Engeler formuliert es zugespitzt: Künstliche
Intelligenz (KI) produziert Aussagen, die sprachlich überzeugen,
aber nicht unbedingt wahr sind. KI-Modelle lassen sich seiner
Ansicht nach nur dann betreiben, wenn man sich von Vorstellungen
wie Richtigkeit und Wirklichkeit verabschiedet. Diese
Einschätzung ist weniger Provokation als Beschreibung eines
technischen Zustands, mit erheblichen rechtlichen Konsequenzen.
Campact e.V. vs. X.AI
Unser Ausgangspunkt ist die Entscheidung im Verfahren Campact vs.
X, in der sich ein Gericht mit der Frage auseinandersetzen
musste, wem KI-generierte Aussagen rechtlich zuzurechnen sind und
ob sich Plattformen durch technische oder rechtliche
Konstruktionen der Verantwortung entziehen können. Konkret ging
es um den Chat-Bot Grok auf Elon Musks Plattform X.
Glaubwürdigkeit trotz „Halluzination“
KI-Chatbots unterscheiden sich von klassischen
Informationsdiensten dadurch, dass sie nicht lediglich Inhalte
auffinden oder ordnen, sondern eigenständig formulieren. Ihre
„menschlich“ wirkende Ausgabe verstärkt das Vertrauen der Nutzer
und verschiebt damit die rechtliche Bewertung.
Begriffe wie „Halluzination“ oder „Konfabulation“ (Buch von
Katharina Zweig) verdecken dabei eher das eigentliche Problem –
KI-Systeme haben keinen Bezug zur Wirklichkeit, sondern erzeugen
Wahrscheinlichkeitsaussagen, die unabhängig von ihrem
Wahrheitsgehalt in der realen Welt plausibel erscheinen können.
Folgen unwahrer KI-Aussagen
Vor diesem Hintergrund diskutieren wir die rechtlichen Folgen
unwahrer KI-Aussagen. Kann ein KI-Output Persönlichkeitsrechte
verletzen, und wenn ja, wessen Verhalten ist maßgeblich, das des
Anbieters, des Nutzers oder der Plattform?
Die Folge schließt mit einem Blick auf Datenschutz,
Berichtigungsansprüche und die offene Frage, ob das Recht künftig
nicht nur KI-Systeme regulieren muss, sondern auch die
ausgeprägte Gutgläubigkeit der Menschen, die ihnen
gegenübertreten.
Als Gast begrüßen wir Dr. Malte Engeler. Er ist promovierter
Jurist und war bisher für eine Datenschutzaufsichtsbehörde und als
Richter am Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgericht tätig.
Aktuell ist er im Bundesministerium der Justiz und für
Verbraucherschutz tätig. Er ist Mitbegründer des digitalpolitischen
Denkkollektivs „Strukturelle Integrität“ und spricht im Podcast in
rein privater Rolle. Mastodon, Web, LinkedIn.
Wir bedanken uns bei unserem Gast für die klaren Worte und die
anschaulichen Erläuterungen, wünschen viel Vergnügen beim Hören
und freuen uns auf Eure Meinungen zum Thema KI und Wahrheit.
Zeitmarken / Kapitelübersicht
00:00:00 – Vorstellung des Gastes und
Einführung ins Thema.
00:03:53 – „Campact vs. X“: Entscheidung des
LG zu Aussagen eines KI-Bots.
00:15:00 – Kann die Haftung für KI-Chatbots
wirksam ausgeschlossen werden?
00:21:00 – Macht es rechtlich einen
Unterschied, dass KI-Output als „menschlich“ wahrgenommen wird?
00:24:00 – Halluzinationen vs.
Konfabulationen: Sind diese Begriffe zutreffend – und haben KIs
überhaupt einen Wirklichkeitsbezug?
00:28:00 – Rechtsfolgen unwahrer KI-Aussagen:
Können KI-Systeme .(Unternehmens-)Persönlichkeitsrechte
verletzen?
00:36:00 – KI als Werkzeug oder als „Täter“?
Wer haftet? KI-System, sein Anbieter oder die KI-Nutzer?
00:37:00 – Vergleich mit der
BGH-Rechtsprechung zur Google-Autocomplete-Funktion.
00:44:00 – Gilt die Campact-Entscheidung auch
für andere Netzwerke und KI-Chatbots?
00:50:00 – Haftung von KI-Nutzern für die
Weiterverbreitung unwahrer KI-Aussagen.
00:52:30 – Kann X der Entscheidung praktisch
nachkommen oder sind Wiederholungen durch KI unvermeidbar?
00:57:30 – Datenschutz und KI:
Personenbezogene Daten, Recht auf Berichtigung und praktische
Umsetzbarkeit.
01:05:00 – Ausblick: Wie entwickelt sich
KI-Recht weiter und lässt sich die Gutgläubigkeit von Menschen
gegenüber KI verhindern?
Einschlägige Veröffentlichungen und Vorträge von Dr. Malte
Engeler zum Thema der Folge:
Anmerkung zur Entscheidung des Landgerichts Hamburg vom
23.09.2025, K&R 2025, 804, zusammen mit Louis Rolfes.
Unterlassungsansprüche bei der Erzeugung von ehrverletzenden
Falschinformationen durch LLMs, Aufsatz in ZD 2024, 496, zusammen
mit L. Rolfes.
Datenschutzrechtliche Korrekturansprüche bei Erzeugung von
Falschinformationen durch LLMs, Aufsatz in ZD 2024, 423, zusammen
mit L. Rolfes.
Fascist AI, Vortrag in der Reihe “Loops | New Practice” an
der Technischen Universität Berlin, 03.07.2025, zusammen mit
tante.
KI nach dem Kapitalismus: Hat ChatGPT in der besseren neuen
Welt einen Platz? Vortrag auf dem 38. Chaos Computer Congress,
29.12.2024, zusammen mit S. Sieron.
Der Beitrag KI: Abschied von der Wirklichkeit? – Rechtsbelehrung
142 erschien zuerst auf Rechtsbelehrung.
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02.12.2025
1 Stunde 4 Minuten
Wer hätte gedacht, dass das Beamtenrecht so polarisierend wirken
kann? Daher sprechen wir über Kritik, freuen uns über
Hörerzahlen, lassen uns von der Vergangenheit einholen und
blicken in die Zukunft.
Viel Vergnügen beim Hören!
Ich bin auf dem Sprung in den Urlaub, daher ist der Begleittext
kürzer als sonst, aber das gibt es ohnehin alles zum Nachhören.
Zeitmarken
00:00:00 – Beamtenkommentare und -kontroversen:
Umgang mit negativen Kommentaren und die Frage, ob
Stammtisch-Rants doch nicht das Schlechteste waren? Dazu Therapie
und bunte Haare.
00:33:00 – Smartphone über Tasten sperren, um
biometrische Erkennung zu blockieren.
00:35:00 – Gäste der Rechtsbelehrung in der
Rechtsprechung (Dr. Marcus Wünschelbaum in „Wann hat die Polizei
das Recht, mich zu filmen? – Rechtsbelehrung 128“ und Dr.
Christoph Engel-Bunsas in „Das Recht an der eigenen Stimme –
Rechtsbelehrung 138 )“.
00:37:00 – GEMA gegen OpenAI – Urteil und
Einschränkungen der KI-Nutzung für Rechtsberatung?
00:50:30 – Unsere aktuellen Hörerzahlen.
00:56:00 – Die private Frage an die Podcaster.
Der Beitrag Kritiker, Hörerzahlen, Haarfarben und Therapie –
Obiter Dictum 17 erschien zuerst auf Rechtsbelehrung.
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04.11.2025
1 Stunde 44 Minuten
Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland stehen im
Beamtenverhältnis. Sie arbeiten in Verwaltungen, Schulen,
Gerichten oder bei der Polizei. Damit prägt das Beamtentum nicht
nur den öffentlichen Dienst, sondern idealerweise auch das
Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in den Staat.
Doch was bedeutet das Beamtenverhältnis konkret? Welche Rechte,
Pflichten und Grenzen gelten im Dienst und darüber hinaus? Und
wie viel Neutralität, Loyalität und persönliche Freiheit verträgt
dieses besondere Verhältnis zwischen Staat und Individuum? Um all
diese Fragen geht es in der heutigen Episode, die sich ganz dem
Thema „Beamtenrecht“ widmet.
Aufgaben, Verantwortung und Disziplin
Wir sprechen über die historischen Ursprünge und rechtlichen
Grundlagen des Beamtentums, die Beamtenlaufbahn, über Pflichten,
Verantwortung und Konsequenzen, von Entlassungsgründen bis zu
disziplinarischen Maßnahmen bei Machtmissbrauch oder Korruption.
Voraussetzungen und Eignung
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Zugangsvoraussetzungen und
der persönlichen Eignung. Welche Rolle spielen charakterliche
Zuverlässigkeit, politische Neutralität oder frühere
Verfehlungen? Ebenso diskutieren wir gesellschaftliche Fragen,
etwa, ob Beamte häufiger aus privilegierten Schichten stammen und
wie stark der Servicegedanke im öffentlichen Dienst tatsächlich
gelebt wird.
Zwischen Loyalität und Privatleben
Zum Schluss geht es um das Spannungsfeld zwischen Dienstpflicht
und Privatsphäre. Welche Grenzen setzt das Beamtenrecht bei
politischem Engagement, öffentlicher Kritik oder persönlichen
Überzeugungen und wie lassen sich Familie und Beruf im
Staatsdienst miteinander vereinbaren? Ist z.B. die Mitgliedschaft
in einer als gesichert rechtsextrem geltenden Partei ein Grund
jemandem die Beamtenlaufbahn zu versagen?
Unsere Gästin
Zu Gast ist Sindy, Beamtin im höheren Dienst einer Bundesbehörde
und dort in der Rechtsabteilung tätig. Sie ist privat bei uns zu
Gast und bleibt anonym, warum, erfahrt Ihr in der Episode.
Wir bedanken uns herzlich bei Sindy für den Besuch und die
anschaulichen Einblicke in das Beamtenrecht und wünschen euch
viel Vergnügen beim Hören!
Viel Vergnügen beim Zuhören!
00:00:00 – Vorstellung der Gästin und des
Themas.
00:04:30 – Warum gibt es Beamte, und seit wann
existiert das Beamtentum?
00:10:00 – Was bedeutet der Beamtenstatus, und
welche Aufgaben dürfen Beamten übertragen werden?
00:17:00 – Unter welchen Umständen können Beamte
entlassen werden?
00:30:00 – Korruption, Machtmissbrauch und die
Folgen dienstlicher Vergehen.
00:31:30 – Der Weg zur Verbeamtung: Widerrufs-,
Probe- und Lebenszeitverhältnis.
00:39:00 – Welche Voraussetzungen gelten für die
Beamtenlaufbahn?
00:43:00 – Politische Neutralität als
Eignungskriterium: Steht eine Mitgliedschaft in einer
rechtsextremen Partei dem entgegen?
00:53:30 – Charakterliche Eignung und Vorstrafen
als Hinderungsgrund.
00:55:00 – Gehören Beamte eher der sozialen
Oberschicht an?
01:00:30 – Gibt es Altersgrenzen für den
Einstieg in den Beamtenstatus?
01:02:00 – Kommt der Servicegedanke bei Beamten
zu kurz?
01:16:00 – Wohlverhaltens- und
Neutralitätspflichten im Privatleben.
01:23:00 – Dürfen Beamte ihre Dienstherren und
den Staat kritisieren?
01:30:00 – Müssen Beamte sich rechtswidrigen
Anweisungen widersetzen – ein Bollwerk gegen den
Faschismus?
01:39:00 – Vereinbarkeit der Beamtentätigkeit
mit dem Familienleben.
In der Episode angesprochene Rechtsfälle
Ein administrativer Verfassungsschutz –
Veröffentlicht in: Verfassungsblog (Berlin), Von: Sofiane
Benamor.
Parteimitgliedschaft als Ausschlusskriterium –
Veröffentlicht in: Verfassungsblog (Leipzig/Berlin), Von: Dr.
Andreas Nitschke.
Polizei-Tweet: Disziplinarverfahren gegen Aslan
beendet – Veröffentlicht in: Legal Tribune Online
(LTO), Köln, Von: LTO-Redaktion.
Polizisten in der AfD: Grötsch erwägt
Dienstentlassung – Veröffentlicht in: Legal Tribune
Online (LTO), Berlin, Von: dpa / LTO-Redaktion.
‚Reichsbürger‘: Bezüge von Lehrerin zu Recht
gekürzt – Veröffentlicht in: Legal Tribune Online
(LTO), Stuttgart/Sigmaringen, Von: dpa / LTO-Redaktion.
Remonstration an der Grenze – Veröffentlicht
in: Verfassungsblog (Berlin), Von: Dr. Andreas Nitschke &
Prof. Dr. Klaus Krebs.
Tätowierte Polizisten: Blumen sind erlaubt –
Veröffentlicht in: Legal Tribune Online (LTO), Berlin, Von:
Hasso Suliak.
Verfassungsfeinde als Spitzenbeamte? –
Veröffentlicht in: Legal Tribune Online (LTO), Berlin Von: Dr.
Markus Sehl & Oscar Genter.
Der Beitrag Beamte haben Recht – Rechtsbelehrung 141 erschien
zuerst auf Rechtsbelehrung.
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14.10.2025
1 Stunde 35 Minuten
Es ist keineswegs neu, dass die Realität mit technischen Mitteln
manipuliert wird. Schon vor über einem Jahrhundert wurden
beispielsweise in Ungnade gefallene Politiker aus Fotos
retuschiert. Und noch vor wenigen Jahren war der Hinweis
„Photoshopped“ ein Synonym für digital veränderte Bilder.
Doch seit dem Aufkommen künstlicher Intelligenz ist es für nahezu
jede und jeden möglich, schnell, einfach und kostengünstig
Bilder, Videos oder sogar Stimmen anderer Menschen zu
manipulieren oder vollständig nachzubilden.
Die dabei entstehenden sogenannten Deepfakes (ein Kofferwort aus
„Deep Learning“ und „Fake“) können nicht nur den politischen
Diskurs beeinflussen, sondern auch für einzelne Menschen
schwerwiegende Folgen haben.
Sie können beispielsweise zur Täuschung über Tatsachen eingesetzt
werden, Menschen beleidigen oder diffamieren und – besonders
gravierend – in Form sexualisierter Deepfakes zu erheblichen
psychischen und physischen Belastungen für Betroffene führen.
Angesichts der Vielzahl und Schwere der möglichen Folgen stellen
wir uns in dieser Folge die Frage: Schützen uns die bestehenden
Gesetze ausreichend vor Deepfakes?
Dazu haben wir mit Dr. Jessica Flint eine Expertin eingeladen,
die sich intensiv mit der Verbreitung von Fake News und dem
Schutz von Persönlichkeitsrechten beschäftigt. Gemeinsam mit ihr
werfen wir einen Blick in das Dickicht der relevanten
Vorschriften, die einen rechtlichen Schutz vor Deepfakes bieten
könnten.
Dr. Jessica Flint, LL.M. (Edinburgh) ist Rechtsanwältin bei der
JUN Legal GmbH und Lehrbeauftragte an der
Julius-Maximilians-Universität Würzburg. In ihrer Dissertation
befasste sie sich mit dem Thema „Fake News im Wahlkampf“ und
untersuchte dabei die rechtlichen Herausforderungen von
Desinformation in sozialen Netzwerken am Beispiel von Facebook.
(LinkedIN)
Das Ergebnis fällt eher ernüchternd aus. Trotz zahlreicher
rechtlicher Ansatzpunkte fehlt, zumindest nach unserer Ansicht,
eine zentrale Regelung, die ein konsequentes Vorgehen gegen
rechtswidrige Deepfakes erleichtern würde.
Wir bedanken uns herzlich bei Dr. Flint und wünschen euch viel
Vergnügen beim Zuhören!
Wie immer freuen wir uns aber auch auf eure Meinungen zu diesem
Thema. Haltet ihr Deepfakes ebenfalls für ein großes Risiko?
Würdet ihr euch einen eigenen „Deepfake-Paragrafen“ wünschen,
oder seid ihr der Ansicht, dass die bestehenden Gesetze
ausreichen? Schreibt uns!
Zeitmarken
00:00:00 – Einführung & Definition von
Deepfakes: Vorstellung unserer Gästin und gemeinsame
Definition, was unter Deepfakes zu verstehen ist.
00:07:30 – Täuschungswirkung & Nachbildung der
Realität: Wann werden reale Personen, Orte,
Gegenstände, Ereignisse oder Einrichtungen nachgebildet – und
wie wirkt die Täuschung?
00:14:00 – Medium & Strafbarkeit von
Deepfakes: Spielt es eine Rolle, ob ein Deepfake als
Bild, Audio oder Video vorliegt? Und: Sind Deepfakes strafbar?
00:26:00 – Kennzeichnungspflichten & rechtliche
Konsequenzen: Welche Kennzeichnungspflichten bestehen
für Deepfakes und welche rechtlichen Folgen drohen bei
Verstößen?
00:29:00 – Kennzeichnungspflichten für
Privatpersonen: Gilt die Pflicht zur Kennzeichnung
auch für private Nutzer:innen?
00:34:00 – Plattformverantwortung im Digital Services
Act (DSA): Welche Pflichten haben Plattformbetreiber
im Umgang mit Deepfakes laut DSA?
00:38:00 – Kennzeichnungspflichten für
KI-Anbieter: Welche Vorgaben gelten für Anbieter von
KI-Systemen im Hinblick auf synthetische Inhalte?
00:46:00 – Anbieter vs. Betreiber von
KI-Systemen: Wer gilt rechtlich als Anbieter einer KI
und wer lediglich als Betreiber?
00:49:00 – Kennzeichnung nach der KI-Verordnung (AI
Act): Wie müssen Deepfakes gemäß der EU-KI-Verordnung
gekennzeichnet werden?
00:53:00 – Folgen bei Verstößen gegen
Kennzeichnungspflichten: Was passiert, wenn gegen die
Kennzeichnungspflicht von Deepfakes verstoßen wird?
01:00:00 – Deepfakes von Ereignissen &
Gegenständen: Dürfen Produktbilder oder
Ereignisdarstellungen mithilfe von Deepfakes erstellt werden?
01:11:00 – Deepfakes von Personen &
Unterlassungsansprüche: Besonderheiten bei der
Nachbildung von Personen und mögliche zivilrechtliche
Ansprüche.
01:13:00 – Beleidigung, Verleumdung &
Urheberrecht: Wie können Deepfakes
Persönlichkeitsrechte verletzen oder gegen das
Kunsturhebergesetz verstoßen?
01:15:00 – Hürden bei der Rechtsverfolgung:
Welche praktischen und rechtlichen Schwierigkeiten bestehen bei
der Verfolgung von Deepfakes?
01:20:00 – Bedarf für neue Gesetze &
Plattformregulierung: Brauchen wir einen speziellen
„Deepfake-Paragrafen“ oder zusätzliche Regeln für Plattformen?
Weiterführende Links
Video zur Übergabe der von über 367.000 Menschen
unterstützten WeAct-Petition an das
Bundesjustizministerium – unter anderem durch Autor
Marcuwe Kling und Expertin Jessica Flint –, in der ein Verbot
von Deepfakes mit echten Personen gefordert wird, um Demokratie
und Persönlichkeitsrechte besser vor KI-Manipulation zu
schützen.
„Vorbild Italien – Auch Deutschland will Deepfakes unter
Strafe stellen“ – Leonie Schilling, 09/24, LTO.
„Braucht es eine Strafnorm für ‚Deepfakes‘?“ – Hasso Suliak,
09/25, LTO.
„Deepfakes: Wie Hassrede, nur schlimmer“ – Maximilian Amos,
07/2024, Beck Online, u.a. zum angesprochenem Video von
Bundeskanzler a.d. Olaf Scholz.
Der Beitrag Brauchen wir ein Deepfake-Verbot? – Rechtsbelehrung
140 erschien zuerst auf Rechtsbelehrung.
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15.09.2025
1 Stunde 22 Minuten
Einen Fingerabdruck auf den Sensor legen, um das Smartphone zu
entsperren, ist bequem und einfach. Aber darf der Finger auch
unter Zwang von Polizeibeamten geführt werden? Der
Bundesgerichtshof hat diese Frage in einem Beschluss von diesem
Jahr bejaht (BGH, 13.03.2025, Az. 2 StR 232/24).
Eine altes Gesetz für moderne Technik
Ermittlungsbehörden dürfen nach Ansicht des BGH Beschuldigte
unter Zwang dazu bringen, ihr Smartphone mittels biometrischer
Verfahren freizuschalten. Begründet wird dies mit einer
erkennungsdienstlichen Vorschrift aus den 1960er Jahren, die nach
Auffassung des Gerichts auch auf moderne biometrische Daten
anwendbar ist (§ 81b StPO).
Kritik an der Entscheidung
Die Entscheidung ist hoch umstritten. Kritiker sehen darin eine
verfassungswidrige Ausweitung des Strafprozessrechts. Eine Norm,
die eigentlich nur die Feststellung körperlicher Merkmale
erlaubt, wird plötzlich zur Universalermächtigungsgrundlage für
tiefgreifende Eingriffe in das digitale Leben. Damit geraten der
Grundsatz der Selbstbelastungsfreiheit und das IT-Grundrecht auf
Vertraulichkeit und Integrität der Endgeräte massiv unter Druck.
Diskussion mit Dr. Felix Ruppert
Dr. jur. Felix Ruppert (LinkedIn) lehrt & forscht als
Akademischer Rat a.Z. an der LMU München am Lehrstuhl für
Deutsches, Europäisches und Internationales Strafrecht und
Strafprozessrecht, Wirtschaftsstrafrecht und das Recht der
Digitalisierung. Er ist Herausgeber der Zeitschrift für
Cyberstrafrecht.
Gemeinsam mit unserem Gast Dr. Felix Ruppert, der die
Entscheidung bereits scharf kritisiert hat (StV-S, 8/2025, LTO,
Deutschlandfunk Kultur), sprechen wir darüber, warum die
Argumentation des BGH auf wackeligen Füßen steht.
Außerdem geht es um die Rolle von Zufallsfunden, die Grenzen
durch Verhältnismäßigkeit und Durchsuchungsbeschlüsse, die Frage,
ob Ermittlungsbehörden mit dem Urteil einen Blankoscheck in den
Händen halten, und warum die letzte Instanz wohl das
Bundesverfassungsgericht sein könnte.
Praktische Fragen
Zum Schluss diskutieren wir auch die praktische Seite. Wie sollte
man sich als Beschuldigter verhalten und sind biometrische
Sicherungen wirklich die beste Wahl?
Wir bedanken uns herzlich bei unserem Gast und wünschen wie immer
viel Vergnügen beim Hören.
Zeitmarken
00:00:00 – Einführung ins Thema und
Vorstellung des Gastes
00:09:40 – „Freiwillige“ Entsperrung unter
psychischem Druck – ist die Einwilligung wirksam?
00:15:00 – Grundsatz der
Selbstbelastungsfreiheit
00:16:45 – Dreiklang: Freiwilliger Zugang,
biometrische Entsperrung, technischer Zugriff ohne Mitwirkung
des Besitzers
00:18:00 – Das Smartphone als zentraler
Datenpunkt des modernen Menschen
00:24:00 – Zufallsfunde im Strafverfahren –
dürfen sie verwertet werden?
00:27:00 – Technisches Aufbrechen, Durchsuchen
von Endgeräten, Beschlagnahme von Daten &
Kommunikationsüberwachung
00:33:30 – Erzwungene biometrische Entsperrung
– darf man sich dagegen wehren?
00:37:30 – Welche Rechtsgrundlage gibt es für
die Zwangsentsperrung?
00:45:00 – Technikoffenheit und kreative
Rechtsauslegung: eine Blankovollmacht für Ermittlungsbehörden?
00:53:50 – Ein Fall für das
Bundesverfassungsgericht?
00:56:40 – Durchsuchungsbeschluss &
Verhältnismäßigkeit als Grenzen der Zwangsentsperrung
01:04:00 – Reaktionen auf das Urteil
01:08:00 – Verwertung rechtswidrig erlangter
Beweise – und warum die konkrete Sachlage (Kindesmissbrauch)
das Urteil beeinflusst haben könnte
01:16:00 – Zukunftsperspektiven: Welche
Entwicklungen sind zu erwarten?
01:20:00 – Praktische Tipps: Wie sollte man
sich verhalten?
Der Beitrag Zwangsentsperrung von Smartphones – Rechtsbelehrung
139 erschien zuerst auf Rechtsbelehrung.
Mehr
Über diesen Podcast
Die „Rechtsbelehrung“ ist ein Jurapodcast, der sich monatlich dem
Recht und seinen Auswirkungen auf moderne Technologien und die
Gesellschaft widmet. Während Rechtsanwalt Dr. Thomas Schwenke die
rechtlichen Hintergründe erklärt, führt der Radiojournalist Marcus
Richter durch die Sendung und sorgt mit seinen Fragen und
Erklärungen dafür, dass der Podcast auch für Nichtjuristen
verständlich bleibt.
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