Angelesen! Audio-Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Das ZMSBw stellt Bücher zur (Militär-)Geschichte vor
Podcaster
Episoden
27.11.2025
15 Minuten
In dieser Folge von ANGELESEN, dem Buchjournal des
Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der
Bundeswehr, stellen wir das Buch von Sönke Neitzel "Die
Bundeswehr. Von der Wiederbewaffnung bis zur Zeitenwende" vor. Es
erschien 2025 im Verlag C. H. Beck.
Für die Bewertung aktueller Entwicklungen der deutschen
Sicherheitspolitik bietet das Buch eine komprimierte Rückschau
aus der Feder eines kritischen Wegbegleiters der Geschichte der
Bundeswehr.
Die Aufstellung der Bundeswehr begann 1955 kurz nach dem Beitritt
der Bundesrepublik Deutschland zur NATO. Nach schwierigen
Anfangsjahren, die von einem Mangel an Ausbildern und
Infrastruktur geprägt waren, wuchs die Bundeswehr bis Anfang der
1970er Jahre zu einer Friedensstärke von rund 500 000 Mann auf.
Sie leistete in Zentraleuropa den entscheidenden Beitrag zum
Abschreckungskonzept der NATO. Im internen Bewertungssystem der
NATO erhielt sie gute Noten, von der DDR wurde sie als
ernstzunehmender Gegner eingestuft. Das Ende der
Blockkonfrontation 1990/91 brachte für die Bundeswehr eine
deutliche Verkleinerung und den Umbau zum Instrument des
internationalen Krisen- und Konfliktmanagements mit sich.
Auslandseinsätze standen in den folgenden Jahrzehnten im
Vordergrund. Die aggressive Politik Russlands gegenüber der
Ukraine seit 2014 bewirkte eine Rückbesinnung auf Landes- und
Bündnisverteidigung, die seit der Vollinvasion Russlands in der
Ukraine 2022 wieder im Mittelpunkt aller Planungen steht.
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30.10.2025
15 Minuten
Eine Gemeinschaft, die sich von Beginn an westlichen
Werten verpflichtet sah. In dieser Folge von Angelesen, dem
Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und
Sozialwissenschaften der Bundeswehr, stellen wir das Buch "Die
Gründung der Nordatlantischen Allianz" von Gero von Gersdorff
vor. Es erschien 2009 im Oldenbourg Verlag.
Zum 60. Geburtstag der NATO im Jahr 2009 legte der
Militärhistoriker Gero von Gersdorff diese minutiös
ausgearbeitete Darstellung der Gründungsgeschichte des
Nordatlantikpakts vor, die auch 16 Jahre später unübertroffen
ist. Die britische Idee zu einer solchen Vertragsorganisation
stieß 1947 in USA und Frankreich noch auf eher distanzierte
Reaktionen. Erst von Kommunisten organisierte gewalttätige
Streiks in Frankreich und Italien im Winter 1947/48 und insb. der
Staatsstreich, mit dem 1948 die Kommunistische Partei die
alleinige Macht in der Tschechoslowakei an sich riss,
beeinflussten die öffentliche Meinung in Frankreich und die
politischen Entscheider in Washington entscheidend zugunsten
einer transatlantischen Verteidigungsgemeinschaft. Die
Verhandlungen zwischen USA, Kanada, Großbritannien und Frankreich
begannen im Juli 1948 und mündeten im April 1949 in die Gründung
der NATO. Sie war von Anfang an auch als Gemeinschaft konzipiert,
die sich westlichen Werten verpflichtet sah.
Fazit
Ein bekanntes Zitat besagt, ihre Gründung habe drei Zielen
gedient: die Sowjets abzuschrecken, die USA als militärischen
Partner in Europa zu halten und erneute von Deutschland
ausgehende Aggression zu verhindern. Die dritte Zielsetzung ist
längst obsolet, hat sich doch Deutschland in den vergangenen 70
Jahren als verlässlicher Partner in der NATO erwiesen.
Abschreckung potentieller Aggressoren und Stärkung der
transatlantischen Bindung bleiben hingegen Ziele, zu deren
Erreichen die NATO noch lange ein wichtiges Instrument bleiben
wird.
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24.09.2025
17 Minuten
Den "Zerfall des Friedens von 1990" beschreibt der
Historiker Andreas Rödder als Verdrängen der freiheitlichen
Demokratie durch militärische Gewalt in Osteuropa. Mit seinem
Werk, das wir in dieser Angelesen-Folge vorstellen, liefert er
einen guten Überblick über neuere globale Entwicklungen in der
internationalen Sicherheitspolitik.
Andreas Rödder ist Professor für Neueste Geschichte an der
Johannes Gutenberg-Universität Mainz. In seinem Werk zeichnet er
mit vielen Beispielen und einer überzeugenden historischen
Erzählung die Bruchlinien und Widersprüche in der
prodemokratischen Geschichtserzählung vom "Ende der Geschichte",
dem Zerfall der Sowjetunion in den 1990er Jahren, nach. Die
Überzeugung, dass sich die freiheitliche Demokratie naturgemäß
immer weiter ausbreiten müsse, wird von Rödder infrage gestellt.
Er beschreibt in seinen Ausführungen: „Der globale Westen als
Sieger von 1989 steht nicht mehr vor der weltweiten Verbreitung
seiner Ordnung, sondern vor der existenziellen Herausforderung
seiner Selbstbehauptung.“
In Bezug auf die großen Debatten der Gegenwart bleibt
Andreas Rödder in seinem Werk allerdings verhalten. Eine
Strategie für die Ukraine, für das Baltikum, für Taiwan, für die
Zukunft der NATO, für Deutschland in Europa oder auch für eine
mögliche gemeinsame europäischen Verteidigung werden in seinem
Werk kaum angesprochen.
Fazit
Rödders Buch beschreibt ausführlich, wie die Hoffnung auf die
Ausbreitung von Freiheiten und demokratischen Rechten in der
neuesten Geschichte enttäuscht wurde. Die Hoffnung sollte dennoch
nicht aufgegeben werden. Denn eine Flucht in Isolationismus,
Gleichgültigkeit oder Selbstbezogenheit wäre kontraproduktiv in
der heutigen dynamischen Welt. Die Errungenschaften der
westlichen Tradition mit ihrem freiheitlichen Grundgedanken
werden sich langfristig als robuster und anpassungsfähiger
gegenüber autoritären Modellen erweisen.
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21.08.2025
18 Minuten
Obwohl die drei baltischen Länder oft als Einheit gesehen
werden, hat doch jeder Staat seine eigene Geschichte. Die
Auseinandersetzung mit dieser Geschichte ist notwendig, um die
aktuellen Entwicklungen zu verstehen. Einen guten Überblick
liefert das Werk Geschichte der baltischen Länder von Norbert
Angermann und Karsten Brüggemann, das wir in dieser
Angelesen-Folge vorstellen.
Norbert Angermann war bis zu seiner Entpflichtung Professor für
Osteuropäische Geschichte an der Universität Hamburg. Karsten
Brüggemann lehrt estnische Geschichte an der Universität Tallinn.
Gemeinsam haben die beiden Spezialisten eine
Überblicksdarstellung zur Geschichte der baltischen Länder
vorgelegt. Diese Region hatte seit dem Mittelalter einen hohen
Stellenwert in den politischen, kulturellen und wirtschaftlichen
Beziehungen zwischen West und Ost. Während Litauen eine eigene
Staatlichkeit ausbildete und in dynastischer Verbindung mit Polen
ein einflussreiches Staatsgebilde wurde, gerieten die kleinen
Staaten auf dem Gebiet des heutigen Lett- und Estland zunächst
unter schwedische und 1721 unter russische Herrschaft.
Fazit
Im Zuge der Teilung Polens gelangte 1795 auch Litauen unter die
Knute der Zaren. Die russische Fremdherrschaft konnte am Ende des
Ersten Weltkriegs abgeschüttelt werden. Das Einvernehmen,
das Nazis und Sowjets 1939 über die Abgrenzung ihrer
Interessensphären herstellten, überlebten die drei baltischen
Republiken nicht. Sie wurden 1940 und nach dreijähriger deutscher
Besatzung 1944 nochmals und bis zu deren Ende 1991 Teil der
Sowjetunion. Anschließend gelang Litauern, Letten und Esten eine
umfassende politisch-gesellschaftliche und wirtschaftliche
Transformation, die ihre Länder zum festen Bestandteil des
europäischen Projekts und zu zuverlässigen Partnern in der NATO
machte.
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23.07.2025
15 Minuten
Welche Erinnerungskulturen haben sich in Litauen seit
1945 aufgrund von Erfahrungen und Erinnerungen
herausgebildet? In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal
des ZMSBw stellen wir das Buch "Erinnerungen an den Krieg - Krieg
der Erinnerungen: Litauen und der Zweite Weltkrieg" vor.
Die an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
lehrende Osteuropa-Historikerin Ekaterina Makhotina untersucht im
vorliegenden Werk die Erinnerungskulturen Litauens und deren
Entwicklung von 1945 bis in die Gegenwart. Nachverfolgt wird
diese Entwicklung der Erinnerungskulturen anhand von Museen und
Gedenkstätten. Dabei widmet sich die Autorin Fragen wie z.B.: Wie
wurde zu Sowjetzeiten des Zweiten Weltkriegs gedacht? Wie
wandelte sich das Gedenken nach dem Ende der Sowjetunion? Wie
unterscheiden sich die Erinnerungskulturen der Litauer, der
russischen Minderheit und der jüdischen Gemeinde?
Fazit
Die Sowjetunion inszenierte das litauische Volk als Opfer der
deutschen Invasion und die Rote Armee als seine Befreierin. Nach
1991 sahen Litauerinnen und Litauer sich in erster Linie als
Opfer der 1940 beginnenden und 1991 endenden sowjetischen
Besatzung. Das dreijährige Intermezzo der deutschen Besatzung
1941-1944 trat in den Hintergrund. Dies führt zu Spannungen mit
der Erinnerungskultur der jüdischen Gemeinde, die aus
naheliegenden Gründen vor allem an die deutsche Besatzungszeit
erinnert und die Rolle der umfangreichen litauischen
Kollaboration dabei nicht ausklammert.
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