Ein Stück Deutschland - Der Podcast

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49 Menschen, 49 bewegende Geschichten

Episoden

„Sie hieß im Dorf 'Die Judenschule'" - #59 - Anneliese Meyer II
17.09.2025
38 Minuten
Anneliese Meyer fährt in den Osterferien 1933 nicht nach Hause – sie mag ihre Stiefmutter nicht und bleibt lieber im Internat. So ist sie die einzige Schülerin, die miterlebt, wie SA-Männer die Schule stürmen und den Schulleiter Bernhard Uffrecht abführen. Ein einschneidendes Erlebnis für die 20-jährige „Ali“, das ihr Leben von Grund auf verändert. 2022 haben Tim Hoppe, Fotograf von EIN STÜCK DEUTSCHLAND, und ich, die Autorin des Projekts, Irene Uffrecht-Peters in der ehemaligen Schule getroffen. Sie ist die Enkelin des Schulgründers und forscht seit Jahren zu den Kindern und Jugendlichen, die zwischen 1922 und 1933 die Freie Schul- und Werkgemeinschaft Letzlingen besuchten. Viele konnten fliehen. Andere wurden "wurden zwischen Hitler und Stalin zerrieben", kamen entweder durch die Nazis um Leben oder fielen den stalinistischen Säuberungen zum Opfer. Dabei sollte die Schule eigentlich ein Ort des Aufbruchs in ein selbstbestimmtes Leben sein. Denn Berrnhard Uffrecht lehnte bewusste Erziehung ab – hier sollte sich der Mensch aus sich heraus entwickeln. Wie Anneliese Meyer zur Schule stand, hat sie mir 2004 nicht erzählt. Doch Irene Uffrecht-Peters bringt zu unserem Treffen ein besonderes Dokument mit: einen Brief, der genau darüber Aufschluss gibt.
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„Wir haben nicht gewusst, dass Levi ein jüdischer Name ist.“ - #58 - Anneliese Meyer I
27.07.2025
23 Minuten
Anneliese Meyer hat eine kräftige Stimme. Als ich sie 2004 interviewe, ist sie bereits 92 Jahre alt. Ihr Geist ist wach, doch sie neigt dazu, in ihren Erinnerungen hin und her zu springen. Sie erzählt anekdotisch, und bis sie die Fakten herausrückt, dauert es. Es bleiben Lücken, doch nach und nach entsteht ein Bild: Sie stammt aus bedeutenden Familien. Auf der einen Seite die Henckels Zwillingswerke in Solingen, auf der anderen Seite ein Geheimrat. Das Problem nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten: Der eine Großvater hatte eine Jüdin geheiratet, der andere war zum Christentum konvertiert. Das führte dazu, dass Annelieses Eltern nach den sogenannten Rassegesetzen als Halbjüdin und Halbjude galten. Annelieses Vater, der Schauspieler Paul Henckels, erkennt sofort, in welcher Gefahr seine Kinder schweben. Eines Tages kommt er zu seinen drei Kindern und sagt: „Ihr müsst etwas Praktisches lernen, damit ihr auswandern könnt.“
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„Mensch war Mensch!“ - #57 - Lesung Anneliese Meyer
06.07.2025
8 Minuten
Eines Tages kommt Annelieses Vater zu seinen drei Kindern und sagt: „Ihr müsst etwas Praktisches lernen, damit ihr auswandern könnt.“ Anneliese wird am 29. Mai 1912 in Düsseldorf als Tochter des Schauspielerpaares Paul Henckels und Cecilia Brie geboren. Beide Eltern sind nach den Rassegesetzen der Nationalsozialisten als Halbjuden eingestuft, ohne dass dies für das Leben der Familie bis 1933 eine Rolle gespielt hätte. „Wir haben nichts davon gewusst,“ erinnert sich die Tochter heute. „Wir sind sogar katholisch getauft.“ Sie erinnert sich an Herrn Levi, der ihnen Zeichenunterricht gab. „Wir wussten noch nicht einmal, dass Levi ein jüdischer Name ist. Ein Mensch war ein Mensch!“ Mit dieser Folge beginnt eine neue Staffel, in der wir den Lebensspuren Anneliese Meyers folgen. Die Staffel startet mit der Folge, in der die Schauspielerin Lena Klenke uns ihre Geschichte vorliest.
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"... dringend zu befürchten, dass die Ausreise unmöglich werden wird" - #56 - Ruth Vogel IV
02.05.2025
42 Minuten
Es steht auf Messers Schneide. Wir schreiben Mai 1940. Der Jurist Dr. Ernst Kaufmann verfasst für Carl Leopold Anker einen Bittbrief an den Oberfinanzdirektor. Darin fleht er darum, das Ehepaar Anker ausreisen zu lassen. Offensichtlich hat die Devisenstelle erneut Geld gefordert. Die Ankers haben berechtigte Angst, ihre Ausreiseerlaubnis endgültig zu verlieren. Anhand dieses Schreibens und weiterer Dokumente zeichnen wir das Schicksal der Ankers nach und zeigen, wie perfide und boshaft die Nazibehörden vorgingen – und wie menschenverachtend selbst ihre Sprache war. In dieser Folge wird auch die sogenannte Wiedergutmachung thematisiert, denn die Oberfinanzdirektion hatte der Familie Anker den gesamten Besitz genommen, einschließlich des Familienhauses in der Blumenstraße 46, nahe der Außenalster in Hamburg, in dem auch Ruth Vogel mit ihrem Mann Hermann bis zur Flucht nach Argentinien gelebt hatte. Als Experte ist auch in dieser Folge wieder mit dabei: der Historiker Lennart Onken, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen sowie Kurator der Ausstellung „Ausgeraubt vor der Deportation“.
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„Ich bitte, das Strafverfahren gegen Anker durchzuführen.“ - #55 - Ruth Vogel III
05.04.2025
32 Minuten
Es ist unglaublich, was ein Blick in die Akten der Eltern von Ruth über deren Schicksal offenbart. Die Erkenntnisse sind erschütternd. Wir zeigen anhand ausgewählter Dokumente, wie sehr die nationalsozialistischen Deutschen, allen voran die Beamten der Devisenstelle der Oberfinanzdirektion in Hamburg, Ruths Vater, Carl Leopold Anker, zusetzten. In dieser Folge geht es um Strafermittlungen, die in einem Schuldspruch enden. Am Ende steht die Frage: Werden Ruths Eltern es schaffen, dieser Hölle zu entkommen? Mehr dazu in Folge 56. Als Experte mit dabei ist der Historiker Lennart Onken, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen sowie Kurator der Ausstellung „Ausgeraubt vor der Deportation“.
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Über diesen Podcast

"Wir können doch nichts dafür. Deutsch ist und bleibt unsere Muttersprache." In San Miguel, einem Ort nördlich von Buenos Aires, steht das Hogar Adolfo Hirsch, das Altenheim der Deutsch sprechenden Juden Argentiniens. Ungefähr 170 alte Menschen leben hier, inmitten eines großzügigen blühenden Parkgeländes. Alle sind Einwanderer der ersten Generation. Sie sind in Deutschland, Österreich oder Ungarn geboren und ihre Lebensgeschichten sind bis heute eng mit Deutschland verknüpft, mit dem Deutschland der Nazizeit. Wir haben 49 von ihnen besucht, um mehr über ihr Leben zu erfahren. Einige haben wir in ihren Zimmern aufgesucht, andere im Park getroffen oder in der Stadt. Hier erzählen 49 Männer und Frauen von ihrer Emigrationsgeschichte, ihrem Verhältnis zu Argentinien und ob sie je darüber nachgedacht haben, wieder in Deutschland zu leben. Die Initiatorin des Projektes, Corinna Below (Journalistin) spricht in diesem Podcast mit ihrem Freund und Kollegen Carsten Janz über die Schicksale der Vertriebenen. Dazu sind Gäste geladen, Experten aber auch Verwandte oder Zeitzeugen. Und auch aktuelle politische Entwicklungen werden hier besprochen. Gegen das Vergessen.

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