Podcaster
Episoden
22.05.2025
25 Minuten
Die Maison de l’Absinthe in Môtiers präsentiert in einer
Ausstellung die abenteuerliche Geschichte von 502 Absinthflaschen,
die 120 Jahre auf dem Meeresgrund gelegen sind. Mats Staub schafft
in seiner künstlerischen Praxis Räume, die zum Nachdenken und
Erzählen einladen. Neu gibt’s ein Buch dazu. Rund 120 Jahre hat sie
am Meeresgrund gelegen: eine grüne Flasche. Einst war sie mit
Absinth gefüllt, hergestellt im Val-de-Travers, im westlichsten
Zipfel des Kantons Neuenburg. Auf einem französischen Dreimaster
gelangte sie mit 502 weiteren Absinthflaschen in den Indischen
Ozean. Auf dem Weg in die Kolonien. Doch das Schiff sank 1872. Zwei
Geschäftsmänner aus der Waadt entdeckten das Schiff – und seine
Ladung – Anfang der 1990er Jahre wieder. Eine Ausstellung in der
Maison de l’Absinthe in Môtiers erzählt von dieser abenteuerlichen
Geschichte. Wann hast du aufgehört, Kind zu sein? Welche
Erinnerungen hast du an deine Grosseltern? Welche Todesfälle und
Geburten haben dich geprägt? In den letzten 20 Jahren hat Mats
Staub viele Gespräche mit Menschen auf der ganzen Welt geführt.
Seine sorgsam editierten Video- und Audioinstallationen schaffen
Erinnerungsräume und wurden an internationalen Festivals und in
Museen gezeigt. Im Buch «The Attentive Stranger» gibt Mats Staub
Einblick in seine künstlerische Praxis und erzählt, wie sich seine
Arbeit verändert hat in einer Welt, in der Lautstärke, Klicks und
Skandale immer mehr den Ton angeben.
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15.05.2025
27 Minuten
Die Intendantinnen des Theaters Neumarkt blicken auf sechs Zürcher
Jahre zurück. Und: Merchandise-Artikel spielen nicht nur in der
Musik, sondern auch in der Literatur eine immer wichtigere Rolle.
Das Zürcher Theater Neumarkt ist das experimentelle Haus zwischen
der Institution Schauspielhaus und der freien Szene. Im Sommer
endet hier die sechsjährige Intendanz der Kodirektorinnen Hayat
Erdoğan, Tine Milz und Julia Reichert. Im Gespräch mit Andreas
Klaeui blicken sie zurück auf prägende Theatererlebnisse, das
Ankommen in der Stadt und die Möglichkeit von Moral auf der Bühne:
Geschichten erzählen mit Ernst, aber ohne den Humorstecker zu
ziehen. In der Musik sind Fan-Produkte wie Band-Shirts längst
etabliert. Aber auch in der Literatur wird sogenanntes Merchandise
immer beliebter: Verlage verkaufen Käppis und Badeschlappen. Mit
der Buchveröffentlichung erscheinen Pullis, Socken und Sticker in
den Farben des Romans und mit Zitaten bedruckt. Taschen und
T-Shirts preisen mit passenden Slogans das Lesen an. Warum wird
Merchandise in der Literatur immer wichtiger? Wer trägt diesen
Lese-Merch und was erzählen diese Produkte über das Image von
Literatur? Tim Felchlin hat in der Literaturbranche und bei
Lesefans nachgefragt.
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08.05.2025
28 Minuten
Der italienische Bildhauer Medardo Rosso revolutionierte um 1900
die Skulptur und ist heute dennoch relativ unbekannt – eine
Ausstellung im Kunstmuseum Basel würdigt sein Werk. Wynton Marsalis
ist einer der berühmtesten Jazz-Trompeter und ein unermüdlicher
Kämpfer gegen gesellschaftliche Missstände. Selbst
Kunstinteressierten dürfte dieser Name nicht viel sagen: Medardo
Rosso. Rosso war ein italienischer Bildhauer, der die Skulptur um
1900 revolutionierte, ein Zeitgenosse des heute sehr viel
berühmteren Auguste Rodin. Inwiefern Rossos Kunst wegweisend war
und wieso er heute trotzdem relativ unbekannt ist – das zeigt jetzt
eine beeindruckende Ausstellung im Kunstmuseum Basel, die in
Kooperation mit dem Mumok Wien entstanden ist. Dort war die Schau
bereits im vergangenen Jahr zu sehen – und wurde vom Kunstmagazin
«Art» zur besten Ausstellung 2024 im deutschsprachigen Raum gekürt.
Wynton Marsalis war auf seinem Peak einer der grössten Trompeter,
die je gelebt haben. Noch wichtiger aber ist sein unermüdlicher
Kampf gegen gesellschaftliche Missstände in den USA – heute mehr
denn je. Als Kind erlebte er den täglichen Kampf seines Vaters
gegen Rassismus, als junger Musiker definierte er «Jazz» eng als
afro-amerikanische Musik und kämpfte dafür, dass die Tradition als
solche respektiert würde. Musikalisch bald in unerreichbaren Höhen
unterwegs, blieb sein Leben doch immer ein Kampf – und das «Jazz at
the Lincoln Center Orchestra» wurde zu seinem Instrument gegen
gesellschaftliche Windmühlen. Warum er diesen Kampf noch immer
führt und was ihn beglückt an der Musik, das erzählt er in Künste
im Gespräch.
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01.05.2025
27 Minuten
Im Kinospielfilm «Bagger Drama» verarbeitet der Schweizer
Filmregisseur und Künstler Piet Baumgartner viel von seiner eigenen
Biografie. Und: Tiktok gehört zu der weltweit beliebtesten Social
Media-Plattformen. Und die Plattform wird auch immer wichtiger für
musikalische Experimente. In seinem neuen Kinospielfilm erzählt der
Schweizer Künstler und Filmemacher Piet Baumgartner eine
Familiengeschichte: Im Zentrum steht eine mittelständige Schweizer
Familie, die eine Baggerfirma hat. Gefühle werden nicht gezeigt
oder besprochen, auch nicht die Trauer um die verunfallte Tochter
und Schwester. Die Familie droht am Unausgesprochenen zu
zerreissen. In «Bagger Drama» steckt viel von Piet Baumgartners
eigener Biografie. Das erzählt der Künstler und Filmemacher im
Gespräch - und auch davon, wie er auf die Idee gekommen ist, die
Bagger tanzen zu lassen. Tiktok gehört zum Lebensgefühl der
Generation Z. Junge Menschen aus aller Welt erstellen und teilen
kurze Videos zu allen möglichen Themen. Tiktok ist auch ein Raum,
wo musikalische Identitäten ausgelebt werden: von Pop über Jazz bis
zu Folklore oder Oper. Musikwissenschaftler Juan Bermúdez der
Universität Graz hat erstmals in einer ethnographischen
Langzeitstudie erforscht, wie mit und in der App musikalisch
interagiert wird, wie kreative Opernformate entstehen und wie sich
die Hörgewohnheiten der Nutzerinnen und Nutzer verändern.
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24.04.2025
28 Minuten
Im Nachlass der österreichischen Schriftstellerin Mela Hartwig ist
ein Roman von 1943 über eine gescheiterte Emanzipation aufgetaucht.
Gardi Hutter hat mit ihrer Clownfigur Hanna Schweizer
Kulturgeschichte geschrieben. Nun ist sie nach über 4000
Vorstellungen in 35 Ländern auf Abschiedstournee. In den 1920er
Jahren war die Österreicherin Mela Hartwig ein aufsteigender Stern
am Literaturhimmel. Und das mit dezidiert feministischen Texten.
«Das Weib ist ein Nichts» hiess ihr erster Roman von 1928. Es
sollte der einzige bleiben, den sie zu Lebzeiten publizieren
konnte. Sie war Jüdin und musste fliehen. Im Londoner Exil
interessierte sich niemand für ihre Bücher. Nun ist in ihrem
Nachlass ein Roman von 1943 aufgetaucht: «Der verlorene Traum»,
über eine gescheiterte Emanzipation. Franziska Hirsbrunner spricht
mit der Autorin und Hartwig-Kennerin Julya Rabinovich. Mela
Hartwig. Der verlorene Traum. Roman. 223 Seiten. Droschl Verlag.
Nach 44 Jahren und über 4000 Vorstellungen macht Gardi Hutter mit
ihrer Clownfigur Schluss. Mit der kugelrunden, verschrobenen und
liebenswürdigen Hanna hat sie 35 Länder bereist und Schweizer
Kulturgeschichte geschrieben. Auf einer grossen Abschiedstournee
verabschiedet sich die 72-jährige Künstlerin nun von ihren
berühmten Soloprogrammen, weil sie Kopf und Herz freimachen will
für ein neues Bühnenprojekt. Eine Würdigung ihres Lebenswerks von
Kaa Linder und eine humorvolle Lektion in Sachen «loslassen».
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Über diesen Podcast
«Künste im Gespräch» nimmt aktuelle Ereignisse, Publikationen und
Veranstaltungen auf und ordnet sie kritisch ein.
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