Podcaster
Episoden
18.11.2025
44 Minuten
Die KI-Verordnung oder der „AI Act“ der EU, tritt seit Beginn 2025
sukzessive in Kraft und reguliert schon heute die Entwicklung und
den Einsatz von KI-Systemen, die in Europa zum Einsatz kommen
sollen. Mit dem umfangreichen Regelwerk stellt sich der Gesetzgeber
einer großen Herausforderung: Die Wirkung von KI-Technologien, die
über Staatsgrenzen hinweg massive Transformationen provozieren,
soll in demokratischen Prozessen soweit beherrscht werden, dass
große Risiken identifiziert und vermieden werden können. Dabei wird
mitgedacht, dass sich der Gegenstand KI fortlaufen entwickelt und
nicht losgelöst von seinem Anwendungskontext betrachtet oder
bewertet werden kann. In der Praxis heißt das auch, dass sich
sowohl Entwickler als auch Anwender von KI-Systemen auf neue
Pflichten einstellen und verstehen lernen müssen, KI-Systeme nicht
nur sinnvoll einzusetzen, sondern sie hinsichtlich ihrer Risiken im
konkreten Einzelfall zu bewerten. Auch fordert der AI-Act explizit,
bei Nutzerinnen und Nutzern spezifische KI-Kompetenz zu entwickeln.
Dass neue Regulierung immer auch neuen Aufwand bedeutet, den
Unternehmen, Behörden und Zivilgesellschaft nun betreiben müssen,
ist klar. Dazu, dass das in der Breite gelingt, kann auch die
Wissenschaft einen Beitrag leisten. Domenik Wendt ist Professor für
Bürgerliches Recht, Europäisches Wirtschaftsrecht und Europarecht
an der Frankfurt University of Applied Sciences und ausgewiesener
Experte für das Recht der KI und den AI Act im Besonderen. Im
Digitalgespräch erklärt er, was wesentliche Kernelemente des AI
Acts sind und welche schon heute gelten. Er beschreibt, wie sich
Unternehmen und Behörden aufstellen, um die Forderungen der EU
umzusetzen, und welche Unterstützung es gibt, die KI-Verordnung zu
verstehen und im eigenen Kontext zu befolgen. Mit den
Gastgeberinnen Marlene Görger und Petra Gehring diskutiert Wendt,
wie Regulation und Kompetenzaufbau ineinandergreifen, wie es
möglich ist, dass der AI Act zwar gewisse Anwendungen ganz
verbietet und andere streng reguliert, aber dennoch mehr Raum für
Innovation und Entwicklung zulässt, als manche vielleicht
befürchten – und ob der AI Act in der Lage ist, auch angesichts
tiefgreifender gesellschaftlicher Wirkungen von KI-Systemen Risiken
zu reduzieren und Schaden abzuwenden. Link zum Originalbeitrag:
https://zevedi.de/digitalgespraech-072-domenik-wendt Link zum
Digitalgespräch Folge 48 "Der AI Act der EU: Wie er zustande kam
und wie er KI reguliert" mit Domenik Wendt :
https://zevedi.de/digitalgespraech-048-domenik-wendt/ Link zum
KI-Service Desk der Bundesnetzagentur:
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/Digitales/KI/start_ki.html
Link zum Hinweispapier „KI-Kompetenzen nach Artikel 4
KI-Verordnung“ der Bundesnetzagentur:
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/Digitales/KI/_functions/Hinweispapier.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Link zum Paper „KI-Kompetenzanforderungen nach Art. 4 AI Act. –
Juristische Analyse und praxisorientierte Maßnahmen“ unter
Beteiligung der Frankfurt University of Applied Sciences:
https://zenodo.org/records/17407983
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28.10.2025
51 Minuten
Mit dem AI Act versucht der europäische Gesetzgeber einen
schwierigen Balance-Akt: Einerseits ist effektive Regulierung
hochriskanter, in der Entwicklung befindlicher Technologien nötig,
die bereits heute gravierende gesellschaftliche Effekte zeitigen.
Andererseits soll Europa an den Chancen ebendieser technologischen
Entwicklung teilhaben, also nicht einfach bremsen, sondern
gestalten. Ein Instrument dieser regulativen Innovationsförderung
sollen KI-Reallabore oder „Sandboxes“ sein: Sie sind als besondere
Testumgebungen für KI-Produkte kurz vor der Marktreife konzipiert,
als behördliche Anlaufstelle und Unterstützung für Unternehmen und
Startups – und auch als Lernfelder für die beaufsichtigenden
Behörden, die ihre Verwaltungsprozesse an den unscharfen Gegenstand
„KI“ anpassen müssen. Gelernt werden soll im und durch das
Reallabor also einerseits, wie man KI-Anwendungen so designen kann,
dass die Sicherheitsanforderungen des AI Act erfüllt werden, aber
auch, wie man entsprechende Prüfkriterien klug in
Verwaltungsprozessen abbilden sollte. Keine leichte Aufgabe für die
EU-Mitgliedsstaaten, denen nicht viel Zeit bleibt, erste „AI
Sandboxes“ zu realisieren: Am 2. August 2026 müssen diese
neuartigen Behördentypen zumindest formal existieren und ins
Arbeiten gekommen sein. Johannes Buchheim ist Professor für
Öffentliches Recht und das Recht der Digitalisierung an der
Philipps-Universität Marburg. Im Digitalgespräch erklärt der
Experte für Verwaltungsrecht und Fragen der Rechtsordnung in der
digitalen Gesellschaft, welche Funktion die KI-Reallabore bei der
Umsetzung des AI Act einnehmen und welche Maßnahmen die EU dafür
von ihren Mitgliedern fordert. Er beschreibt, welche Formen von
KI-Reallaboren für unterschiedliche konkrete Technologien denkbar
wären, wer sich mit der Entwicklung dieser öffentlichen
Einrichtungen befasst, und was sich politische Entscheidungsträger
davon erhoffen. Mit den Gastgeberinnen Marlene Görger und Petra
Gehring diskutiert Buchheim, welche Vorstellungen, Erwartungen und
Befürchtungen bei den beteiligten Akteuren mitschwingen könnten,
wie die Rahmenbedingungen für KI-Reallabore zu den Anforderungen
von Wirtschaftsunternehmen im Wettbewerb passen, ob und wenn ja
unter welchen Voraussetzungen die Teilnahme an Reallaboren für
KI-Entwickler attraktiv ist – und wie mit Transparenz und
Informationspflichten eine kritische Öffentlichkeit hergestellt
werden muss, um diese Form staatlich finanzierter Ertüchtigung
potentiell hochriskanter Technologien demokratisch zu legitimieren.
Link zum Originalbeitrag:
https://zevedi.de/digitalgespraech-071-johannes-buchheim Link zu
Informationen zu KI-Reallaboren auf der Webseite der
Bundesnetzagentur:
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/Digitales/KI/5_Innovationen/start.html
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07.10.2025
40 Minuten
Das eBike ist wesentliches Element der Verkehrswende und vor allem
für viele Pendler:innen eine echte Alternative zum Auto. Freilich
sind E-Bikes deutlich teurer in der Anschaffung als ein klassisches
Fahrrad. Kein Wunder also, dass die erste digitale Anwendung für
das E-Bike dem Diebstahlschutz diente. Aber mit Bewegungs- und
Sensordaten lässt sich rund ums Fahrrad – auch das ohne Motor –
noch viel mehr machen. Vermessen lassen sich im Prinzip alle
möglichen Parameter, sowohl des Fahrzeugs als auch des radelnden
Menschen, und in einer zunehmend digitalen Umgebung kann man das
Bike auch als vernetztes Gerät im Internet of Things denken.
Automatisierung im Straßenverkehr ist dabei ein wichtiges
Stichwort. Und: Jenseits ihres Nutzens für individuellen Komfort
bei hinreichender persönlicher Begeisterung für digitale Tools und
Gadgets, sind aussagekräftige Daten aus dem Radverkehr auch von
hohem Wert für die Verkehrsplanung einerseits – und die Entwicklung
innovativer Geschäftsmodelle andererseits. Rainer de Mey ist Chief
Digital Officer beim eBike-Hersteller Riese & Müller, einem
Unternehmen mit Erfahrung in der Digitalisierung für das Radfahren.
Im Digitalgespräch beschreibt der Experte, welche digitalen
Anwendungen heute für das Rad zur Verfügung stehen, wie sich die
Bedürfnisse der sehr verschiedenen Gruppen von Radler:innen
entwickeln, welche Daten fürs digitalisierte Radfahren erhoben
werden und wie sie von wem genutzt werden können. De Mey erklärt,
welche Grenzen kleinen und mittleren Unternehmen in Sachen
digitaler Entwicklung gesetzt sind, und welche Bedarfe bei
Kund:innen in Zukunft zu erwarten sein könnten. Mit den
Gastgeberinnen Marlene Görger und Petra Gehring diskutiert de Mey
auch, wo Digitalisierung am Fahrrad sinnvoll ist und wo eher
Spielerei, was nötig sein wird, um Fahrraddaten für Stadtplanung
und Verkehrssicherheit zu nutzen – und ob dabei der gänzlich
undigitale Drahtesel bald auf der Strecke bleibt. Link zum
Originalbeitrag:
https://zevedi.de/digitalgespraech-070-rainer-de-mey Link zur
Webseite des LOEWE Schwerpunkts _DyNaMo_ der Universität Kassel:
https://www.uni-kassel.de/forschung/dynamo.html Link zur Webseite
des Datenportals „Radverkehr in Deutschland“, über das eine
Ausgründung der Technischen Universität Dresden Verkehrsdaten aus
den STADTRADELN-Kampagnen bereitstellt:
https://www.radverkehr-in-deutschland.de/
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16.09.2025
49 Minuten
Cyber-Angriffe gehören heute zur Normalität, und ihre Abwehr sowie
die permanente Anpassung von IT-Systemen an neue Sicherheitslücken
zum Alltag in großen und kleinen IT-Abteilungen. Zu den ganz Großen
gehören auch Hochschulrechenzentren, die ein weit verzweigtes
Netzwerk aus etlichen Abteilungen und Standorten managen müssen.
Dass innerhalb historisch gewachsener Hochschulstrukturen mitunter
ganz unterschiedliche Anforderungen und Voraussetzungen bestehen,
macht die Aufgabe, tausenden Mitarbeitenden und zehntausenden
Studierenden jederzeit zuverlässige, sichere und nutzerfreundliche
Dienste bereitzustellen, nicht gerade einfacher. Wie massiv schwere
Cyber-Attacken den Hochschulbetrieb treffen können, musste die
Justus-Liebig-Universität Gießen schmerzlich erfahren, als sie im
Dezember 2019 als erste deutsche Hochschule Opfer eines
Ranson-Ware-Angriffs wurde. Seither ist das Bewusstsein für den
Stellenwert von IT-Sicherheit in öffentlichen Einrichtungen
gestiegen und Hochschulen widmen diesem Thema wachsende
Aufmerksamkeit und Ressourcen. Was genau passierte damals? Welche
Auswirkungen hatte der Angriff auf die Universität, und was hat man
daraus für Lehren gezogen? Matthias Stenke hat die stellvertretende
Leitung und operative Leitung der IT-Sicherheit an der
Justus-Liebig Universität Gießen inne, und leitet zudem die
Stabsstelle für Enterprise Architecture Management der Hochschule.
Im Digitalgespräch erklärt der Experte für IT-Sicherheit aus erster
Hand, wie sich der Hacking- Angriff auf die JLU Gießen im Dezember
2019 ereignete, welche Strategie die Angreifer verfolgten, wie
Verantwortliche und Unterstützer:innen reagierten, und wie es
gelang, trotz des gewaltigen Ausmaßes der Schäden gestärkt aus
dieser Krise hervorzugehen. Mit den Gastgeberinnen Marlene Görger
und Petra Gehring diskutiert Stenke, welche Rolle Solidarität und
gute Kommunikation dabei spielten, und warum IT Sicherheit an
Hochschulen kein Thema nur für Expert:innen ist, sondern angesichts
zunehmender Bedrohungen alle Mitglieder einen Beitrag leisten
müssen. Link zum Originalbeitrag:
https://zevedi.de/digitalgespraech-069-matthias-stenke Link zum im
Gespräch erwähnten Artikel „#JLUoffline. Der Cyber-Angriff auf die
Justus-Liebig-Universität Gießen im Dezember 2019“ in der ABI
Technik:
https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/abitech-2022-0005/html?lang=de
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05.08.2025
55 Minuten
Die Digitalität ist für die Archäologie ein vielschichtiges
Phänomen. Digitale Werkzeuge und Analysemethoden schaffen neue
Möglichkeiten des Auffindens, Untersuchens und Dokumentierens von
Kulturgütern. Daten, die dabei erfasst werden, lassen
Forschungsfragen zu, die mit analogen Mitteln und ohne Big Data und
KI kaum denkbar gewesen wären – die schiere Menge an Optionen,
denen Forscher:innen dabei zur Verfügung stehen, nötigt aber auch
zur Reflexion: im Einzelfall sind Einschränkungen nötig, um gut
begründet bestimmte Daten nicht zu erfassen. Und innerhalb der
Community müssen Standards etabliert werden. Auch nach außen sind
die Effekte digitaler Archäologie sichtbar: Digitale Zwillinge
antiker Funde und Stätten entstehen, die anschaulich vermitteln,
was Wissenschaftler:innen über frühere Kulturen herausfinden. Und
wo der Verlust der originalen Kulturgütern droht, etwa durch große
Bauprojekte, Umweltkatastrophen, Kriege oder Terrorismus, können
die Methoden der digitalen Archäologie auch wenigstens das Wissen
um diese Güter mittels digitaler Dokumentation retten. Nicht
zuletzt ist archäologische Forschung auch durch Medienbrüche des
digitalen Zeitalters herausgefordert: Frühe digitale Datenträger,
auf denen große Mengen archäologischer Befunde dokumentiert sind –
und die für Langzeitarchivierung alles andere als geeignet waren –
müssen erschlossen, und die darauf archivierten Informationen in
neu entstehende Datensysteme und Archive integriert werden. Eine
komplexe Aufgabe, der sich das Fach erst langsam nähert. Friederike
Fless ist Professorin für Klassische Archäologie an der Freien
Universität Berlin und war über Jahre Sprecherin des
Exzellenzclusters TOPOI zur Antiken Welt. Seit 2011 ist Sie
Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Im
Digitalgespräch erklärt die Expertin, für welche Zwecke die
Archäologie digitale Werkzeuge einsetzt, wie sie entwickelt werden,
und wie sich dabei Workflows verändern. Fless beschreibt, wie
moderne Ausgrabungen organisiert sind, erklärt den Prozess hinter
Einsätzen zur Kulturgutrettung etwa in Syrien,und gibt Einblick in
die internationale Zusammenarbeit. Mit den Gastgeberinnen Marlene
Görger und Petra Gehring diskutiert Fless, warum der tägliche
Umgang mit Möglichkeiten und Grenzen digitaler Datenerfassung
angesichts der Vergänglichkeit von Kulturgütern einen beherzten
Pragmatismus erfordert, welche neuen Trends für die digitale
Präsentation und Vermittlung antiker Kulturen wichtig werden, wie
Wissenschaft mit dem Problem „alternativer Fakten“ umgehen sollte,
die über archäologische Themen im Internet kursieren – und welche
Fragen zu Datensouveränität und Eigentum bei digitaler
Kulturguterfassung im internationalen Kontext aufkommen. Link zum
Originalbeitrag:
https://zevedi.de/digitalgespraech-068-friederike-fless Link zur
Webseite des Projekts „KulturGutRetter“:
https://www.kulturgutretter.org/ Link zur Webseite des DAI:
https://www.dainst.org/
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Über diesen Podcast
Das Digitalgespräch ist ein Podcast von ZEVEDI, dem Zentrum
verantwortungsbewusste Digitalisierung. Er wendet sich an Menschen,
die aus erster Hand wissen wollen, was sich im Feld der Digitalität
konkret tut und vor welchen Herausforderungen Wissenschaft und
Politik dabei stehen. Im Digitalgespräch kommen Expert:innen zu
Wort, die ihr Wissen zu aktuellen Arbeitsgebieten, Projekten und
Forschungsperspektiven mit den Gastgeberinnen – Marlene Görger und
Petra Gehring – teilen. Der Scheinwerfer fällt dabei auf komplexe
Handlungsfelder und sorgt so dafür, dass sich der Nebel großer
Schlagworte lichtet. Teils geht es um Themen, die unter Fachleuten
gerade heiß diskutiert werden, teils ist von Dingen zu hören, die
womöglich erst in Zukunft in das Sichtfeld der breiteren
Öffentlichkeit gelangen. Impressum: https://zevedi.de/impressum/
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