KI in der Medizin – Wie sich Medizin gerade grundlegend verändert
27 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Tag
In der zweiten Folge ihres KI-Doppels sprechen Inga
Bergen und Sven Jungmann sehr konkret
darüber, was Künstliche Intelligenz heute bereits für
Patient:innen bedeutet – und wie stark sie Erwartungen,
Rollenbilder und das Arzt-Patienten-Verhältnis verändert. Das
Gespräch bleibt dabei nicht abstrakt, sondern lebt von Studien,
Anekdoten aus der Praxis und ehrlichen Widersprüchen. Genau das
macht diese Episode so hörenswert.
Von „Dr. Google“ zu ChatGPT: informierte Patient:innen als neue
Realität
Zu Beginn zeichnen Inga und Sven nach, wie sich der Umgang mit
Information verschoben hat. Während Ärzt:innen früher vor allem
„Dr. Google“ kritisch gegenüberstanden, stehen sie heute einer
ganz anderen Qualität von Vorbereitung gegenüber. KI-Systeme wie
ChatGPT ermöglichen es Patient:innen, ihre Symptome, Befunde und
Krankengeschichten strukturiert auszuwerten – oft deutlich
tiefergehend, als es in einem 15-minütigen Arztgespräch möglich
wäre. Dadurch verändert sich nicht nur das Informationsniveau,
sondern auch die Erwartungshaltung an medizinisches Personal.
Was Ärzt:innen oft nicht sehen – und warum KI das sichtbar
macht
Inga macht früh deutlich, dass viele Ärzt:innen gar nicht wissen,
wie intensiv sich Patient:innen bereits heute vorbereiten. Ob
Nahrungsergänzungsmittel, alternative Therapien oder eigene
Recherchen: Ein Großteil davon wird nicht offen angesprochen. KI
könnte hier paradoxerweise für mehr Transparenz sorgen, weil
Patient:innen mit konkreten Fragen, Hypothesen und sogar
Therapieoptionen in die Praxis kommen. Ein eindrückliches
Beispiel ist der Fall eines Patienten, der seine komplette
Krankenakte in ChatGPT analysieren ließ – und damit einen klaren
Paradigmenwechsel auslöste.
Zahlen, die aufrütteln: Vertrauen, Nutzung und Widersprüche
Studien und Umfragen unterstreichen diese Dynamik. Ein
erheblicher Teil der Bevölkerung nutzt KI bereits für
Gesundheitsfragen, viele bewerten ihren Einsatz in der Medizin
grundsätzlich positiv. Gleichzeitig zeigt sich ein Widerspruch:
Patient:innen vertrauen Ärzt:innen statistisch weniger, wenn
diese offen angeben, KI einzusetzen. Die Diskussion macht klar,
dass hier weniger Technikfeindlichkeit als vielmehr Unsicherheit
mitschwingt – etwa die Sorge, Ärzt:innen könnten sich zu stark
auf Systeme verlassen oder diese nicht kompetent genug bedienen.
Wenn KI besser diagnostiziert als Mensch und Maschine zusammen
Besonders nachdenklich stimmt die Diskussion um Studien, in denen
KI bei komplexen Fällen bessere Ergebnisse erzielt als Ärzt:innen
– und sogar besser als Ärzt:innen mit KI-Unterstützung. Das
stellt die klassische Arbeitsteilung infrage. Sven und Inga
diskutieren offen, ob Ärzt:innen derzeit eher „Bremser“ als
Verstärker der KI sind, weil sie deren Potenzial noch nicht
richtig in ihre Entscheidungsprozesse integrieren können.
Schatten-KI im Klinikalltag: zwischen Risiko und Notwendigkeit
Ein TikTok-Beispiel aus der Notaufnahme verdeutlicht, wie
Realität und Regulierung auseinanderklaffen. Ärzt:innen nutzen KI
informell, oft aus purer Notwendigkeit heraus, etwa bei
Überlastung oder fehlender Supervision. Dieses Phänomen der
„Schatten-KI“ zeigt, dass KI längst Teil des Alltags ist –
unabhängig davon, ob Organisationen darauf vorbereitet sind oder
nicht.
Wenn Patient:innen genauer hinschauen als Ärzt:innen
Anhand mehrerer Praxisbeispiele wird deutlich, wie sich Macht-
und Vertrauensverhältnisse verschieben. Patient:innen prüfen
Laborwerte selbst nach, hinterfragen Aussagen und erwarten
Erklärungen auf Augenhöhe. Fehler oder Nachlässigkeiten fallen
dadurch schneller auf. Die Folge: Wer als Ärzt:in keine KI nutzt,
könnte künftig eher als unsorgfältig wahrgenommen werden – nicht
umgekehrt.
KI als Chance bei seltenen und komplexen Erkrankungen
Besonders eindrucksvoll sind die Beispiele aus der Neurologie und
Onkologie. KI-Systeme helfen, Differenzialdiagnosen zu
identifizieren, auf die erfahrene Fachärzt:innen nicht gekommen
wären. Gerade bei seltenen Erkrankungen oder ungewöhnlichen
Symptombildern zeigt sich, dass menschliche Expertise und KI sich
sinnvoll ergänzen können – wenn man sie richtig einsetzt.
Die eigentliche Aufwertung: Kommunikation, Beobachtung,
Beziehung
Ein zentraler Gedanke der Folge ist, dass medizinisches Wissen
durch KI „billiger“ wird – und damit andere Fähigkeiten an Wert
gewinnen. Kommunikation, Empathie, Beobachtungsgabe und das
Erfassen des Ungesagten rücken stärker in den Fokus. Inga und
Sven machen klar: Die Ärzt:innen der Zukunft werden weniger über
reines Faktenwissen definiert, sondern über ihre Fähigkeit,
Menschen zu verstehen, einzuordnen und durch ein komplexes System
zu begleiten.
Navigation durch das Gesundheitssystem als neue Kernaufgabe
Über das einzelne Gespräch hinaus wird auch der Weg durch das
Gesundheitssystem thematisiert. Termine, Facharztüberweisungen,
Therapien, Krankenkassen – all das überfordert viele
Patient:innen. KI kann hier unterstützen, doch gleichzeitig
wächst der Bedarf an menschlicher Begleitung. Medizinische Arbeit
wird dadurch breiter, nicht kleiner.
Effizienzgewinne und neue Erwartungen
KI kann Ärzt:innen massiv entlasten – etwa bei Dokumentation,
Verwaltung und Kommunikation. Diese gewonnene Zeit schafft
Spielraum für bessere Versorgung. Gleichzeitig steigen jedoch
auch die Erwartungen der Patient:innen: Sie wollen gesehen,
verstanden und ernst genommen werden. Effizienz allein reicht
nicht mehr.
Fazit: KI wird Teil der Aufklärungspflicht
Am Ende wird deutlich: KI ist kein optionales Extra mehr, sondern
Teil des medizinischen Werkzeugkastens – und damit auch Teil der
ärztlichen Verantwortung. Ärzt:innen müssen künftig nicht nur
über Medikamente und Eingriffe aufklären, sondern auch über den
sinnvollen und kritischen Einsatz von KI. Wer sich darauf
einlässt, kann die Arzt-Patienten-Beziehung stärken. Wer es
ignoriert, riskiert Vertrauen.
Diese Folge lohnt sich für alle, die verstehen wollen,
warum KI nicht das Ende der Medizin bedeutet, sondern ihren Kern
neu definiert. Sie zeigt ehrlich, wo Unsicherheiten
liegen, und macht gleichzeitig Mut, die eigene Rolle aktiv
weiterzuentwickeln. Wer wissen will, wie Medizin im KI-Zeitalter
wirklich aussieht, sollte unbedingt reinhören.
Der Beitrag KI in der Medizin – Wie sich Medizin gerade
grundlegend verändert erschien zuerst auf Visionäre der
Gesundheit.
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