141 — Passagier oder Steuermann? Ein Gespräch mit Markus Raunig
58 Minuten
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Beschreibung
vor 4 Tagen
Der Titel der heutigen Episode lautet: Passagier oder Steuermann?
und ist ein Gespräch mit Markus Raunig.
Markus Raunig ist Chairman der Startup-Dachplattform
AustrianStartups und Co-Host von Österreichs führendem
Tech-Podcast Future Weekly. Als Initiator der Stiftung
Unternehmerische Zukunft setzt er sich für einen Kulturwandel zu
mehr Unternehmergeist ein und berät politische
Entscheidungsträger bei der Umsetzung einer
innovationsfreundlichen Politik – unter anderem im Startup-Rat
der österreichischen Bundesregierung und in der Startup Nations
Alliance der EU-Kommission. Als Co-Autor des Austrian Startup
Monitors und der Austrian Startup Agenda ist er einer der
führenden Experten für die Entwicklung von innovativen
Wachstumsunternehmen.
Mein neues Buch: Hexenmeister oder Zauberlehrling? Die
Wissensgesellschaft in der Krise ist verfügbar! Schon gelesen?
Die heutige Episode ist ausnahmsweise sowohl sehr passend für die
aktuelle Situation in Europa, besonders in Deutschland und
Österreich, als auch langfristig gültig.
Wir sprechen über die Frage, was Unternehmertum heute bedeutet
und warum Unternehmer heute oftmals in einem so eigenartigen
Licht dargestellt werden: Haben wir Angst vor Entscheidungen und
vor Freiheit?
Wer schafft Werte in modernen Gesellschaften und wie gelingt es
uns, irreführende Narrative abzubauen? Klassenkampf wird von
manchen Seiten inszeniert, aber wohl ohne zu verstehen, welcher
Schaden damit angerichtet wird.
Was kann man besonders jungen Menschen raten, die innovative
Ideen haben und diese umsetzen wollen – ohne durch vermeidbare
Fehler zu scheitern?
Aber das Thema geht im Grunde weit über unternehmerische und
wirtschaftliche Fragen hinaus. Was können wir tun, damit Menschen
sich nicht wie Passagiere im eigenen Leben fühlen, sondern in die
Lage versetzt werden, eigene, selbstbestimmte Entscheidungen zu
treffen?
Wie kann eine Gesellschaft strukturiert werden, um individuelle
Freiheit und unterschiedliche Lebensentwürfe nicht nur auf dem
Papier, sondern in der Realität zu ermöglichen?
Wir beginnen das Gespräch mit der Frage, was Markus Raunig
persönlich motiviert, sich so intensiv mit Wirtschaft und vor
allem Unternehmertum auseinanderzusetzen.„
»Ich habe mich gefühlt wie ein Passagier im eigenen Leben.«
Was ist dann passiert? Wie ist diese Erkenntnis zustande
gekommen?
»Jedes Problem da draußen ist eigentlich auch eine Chance, etwas
selbst in die Hand zu nehmen – und es macht richtig Spaß, auch
etwas aufzubauen.«
Wie ist es aber mit dem Unternehmertum in Österreich, Deutschland
und in Europa bestellt? Sind wir hier im internationalen
Vergleich noch wettbewerbsfähig? Die kurze Antwort ist: In vielen
Bereichen leider nicht. Aber was ist die längere Antwort?
»Wenn man sich das Unternehmertum in der Gesellschaft ansieht,
gibt es teilweise auch ein sehr verzerrtes Bild. […] So sagen 1/3
der Millennials, dass Unternehmer keinen positiven Beitrag zur
Gesellschaft leisten.«
Auch Universitäten leisten bei Weitem nicht das, was man erwarten
würde. Was können wir ändern?
»Im Jammern, im Raunzen sind wir richtig gut als Österreicher –
da muss etwas gemacht werden –, aber dass wir selbst etwas
beitragen können, das ist für viele Menschen nicht greifbar.«
Was ist das aktuelle Bild des Unternehmertums in der
Gesellschaft, wie sieht die Wirklichkeit aus?
»Medial getragene Klassenkrieg-Narrative spielen eine Rolle.«
Was können wir tun, um diese besser in Einklang zu bringen? Wie
kann man verständlich machen, dass ein Kuchen gebacken werden
muss, bevor er verteilt werden kann, und außerdem, dass jeder
mehr bekommt, wenn zwei statt einem Kuchen gebacken werden?
Arbeitsteilung ist eines der erfolgreichsten und fundamentalsten
Prinzipien der Moderne und damit drängt sich natürlich die Frage
auf, wie diese Arbeit genau zu verteilen ist und wer das
»bestimmt«.
»Die Komplexität hat ein Level erreicht, dass das zentral nicht
mehr steuerbar ist. Ich glaube, es braucht den Markt als Ort, der
diese Komplexität managbar macht.«
Was ist aber der Reiz dieser zentralen Modelle, warum glauben
immer noch so viele Menschen, dass zentrale Einheiten, »der
Staat« oder im schlimmsten Fall gar ein »Führer« diese
Herausforderungen im Sinne der Menschen lösen könnten? Warum kann
hier die kurzfristige Betrachtung in die Irre führen?
Wo ist das »Wissen der Welt« verortet, das wir benötigen, um
unsere Welt am Laufen zu halten und weiterzuentwickeln? Wie kann
man diese Komplexität und das Menschliche dahinter greifbar
machen?
Wie können wir das Unternehmerische auch im Bildungssystem
verankern und damit früh wecken?
Dazu kommt – besonders heute immer wieder betont – Menschen haben
sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Lebensentwürfe. Wer glaubt,
dass diese von einer zentralen staatlichen Autorität
berücksichtigt würden? Was passiert, wenn Freiheiten kollidieren?
Nehmen wir Freiheit für selbstverständlich und verlieren sie
daher schneller, als wir es für möglich halten? Fürchten sich
manche Menschen gar vor Freiheit? Muss man Freiheit lernen? Muss
man es üben, eigene Entscheidungen zu treffen? Wie kann das
gelingen?
Was macht Markus Raunig und seine Organisationen, um auch bei
Kindern und Jugendlichen den unternehmerischen Funken zu wecken?
Wie funktionieren diese Programme in der Praxis? Wie kann man
daran teilnehmen?
Was hat Fortschritt ermöglicht? Was hat sich seit der
industriellen Revolution und ihren enormen Leistungen verändert?
Stecken wir heute bei fast allen größeren Unternehmungen im Sand
fest? Bringen wir nicht einmal das zustande, was unsere
Urgroßväter mit wesentlich weniger Technik geleistet haben?
Strukturen und Organisationen entwickeln häufig ein Eigenleben,
das nicht mehr mit der initialen Mission vereinbar ist. Ist das
alternativlos? Entstehen Parallelgesellschaften,
protektionistische Systeme, die Macht und Geld verwalten, aber
ihren ursprünglichen Zweck entweder verloren haben oder aus
prinzipiellen Gründen nicht mehr erreichen können?
Zwei wichtige Fragen sind noch zu diskutieren: Verantwortung und
Risiko – wie geht man damit in einer komplexen Gesellschaft
produktiv um?
Gehen wir zu unsauber mit dem Begriff »Marktversagen« um,
wenn tatsächlich ein politisches Versagen dahintersteht?
Dann sprechen wir ein Risiko-Dilemma an: Wie kann man damit
umgehen, dass man es als Gesellschaft einerseits möchte, dass
Menschen (unternehmerische) Risiken eingehen und dafür auch die
Verantwortung tragen, aber andererseits die negativen Effekte
nicht so dramatisch sein dürfen, dass eben diese Risiken niemand
mehr eingehen möchte?
»Die Angst vor dem Scheitern ist ein sehr wichtiger Faktor, wenn
es darum geht, warum viele Menschen nicht in eine
unternehmerische Karriere gehen.«
Nur wenige Unternehmen machen nach fünf Jahren noch das, womit
sie begonnen haben. Ist das normal?
»Dieses Scheitern im Kleinen, das muss kulturell viel normaler
werden. […] Das gehört dazu, zum unternehmerischen Wirken.«
Was ist in den letzten 25 Jahren passiert, das unsere Nationen,
jedenfalls in Europa, auf den Weg in die tiefe Krise, in eine
dysfunktionale Wirtschaft geführt hat?
»Es gibt viele Themen, wo man aktuell unpopuläre, aber mutige
Entscheidungen treffen müsste, und es gibt aus einer ganz
klassischen Anreiz-Perspektive überhaupt keine Anreize für
Politiker, in diese Richtung zu gehen.«
Aber es ist nicht nur ein politisches Problem. Warum ist es für
Startups so viel einfacher, vernünftige Finanzierung etwa in den
USA zu bekommen, während in Europa dem Anschein nach kaum jemand
bereit ist, diese Risiken aufzunehmen?
Aber es ist nicht nur Politik und Finanzierung, auch die
Kundenseite ist ein positiver oder eben (in Europa) negativer
Faktor.
Aber auch in den USA gibt es Bewegungen, die dem Anreiz, Talente
aus Europa anzuziehen, entgegenwirken. Warum gelingt es uns
trotzdem nicht, diese in Europa zu binden?
»Der Ruf des Kontinents ist aktuell: Regulierung, Regulierung,
Regulierung.«
Wie lässt sich das Narrativ des Unternehmertums nun in der
Breite, im öffentlichen Diskurs verbessern? In früheren Episoden
habe ich das »Future Brunels«-Programm in England angesprochen;
wären solche Initiativen auch in Österreich und Deutschland
sinnvoll? Können wir uns so vielleicht von Individuen, von
Personen motivieren lassen und Identifikationsfiguren schaffen?
Markus Raunig erwähnt hier auch ganz konkret Programme wie etwa
das Entrepreneurial Leadership Program.
Zuletzt stelle ich die Frage, was man ganz konkret jungen
Menschen empfehlen kann, die eine Idee haben und diese umsetzen
wollen.
Referenzen
Andere Episoden
Episode 140: Mensch und Technik über Generationen — eine
Reflexion mit Magdalena Molnar und Gabriel Kopper
Episode 138: Im Windschatten der Narrative, ein Gespräch mit
Ralf M. Ruthardt
Episode 136: Future Brunels? Learning from the Generation
that Transformed the World. A Conversation with Dr. Helen Doe
Episode 135: Friedrich Hayek und die Beschränktheit der
menschlichen Vernunft. Ein Gespräch mit Nickolas Emrich
Episode 131: Wot Se Fack, Deutschland? Ein Gespräch mit Vince
Ebert
Episode 130: Populismus und (Ordo)liberalismus, ein Gespräch
mit Nils Hesse
Episode 128: Aufbruch in die Moderne — Der Mann, der die Welt
erfindet!
Episode 117: Der humpelnde Staat, ein Gespräch mit Prof.
Christoph Kletzer
Episode 114: Liberty in Our Lifetime 2: Conversations with
Lauren Razavi, Grant Romundt and Peter Young
Episode 109: Was ist Komplexität? Ein Gespräch mit Dr. Marco
Wehr
Episode 102: Live im MQ, Verantwortung. Ein Gespräch mit
Daphne Hruby
Episode 74: Apocalype Always
Episode 71: Stagnation oder Fortschritt — eine Reflexion an
der Geschichte eines Lebens
Episode 65: Getting Nothing Done — Teil 2
Episode 64: Getting Nothing Done — Teil 1
Fachliche Referenzen
Markus Raunig auf LinkedIn
Podcast Future Weekly
Future Weekly Episode 465 (Liquid AI)
Stiftung Unternehmertum
Entrepreneurial Leadership Program
Youth Entrepreneurship week
Initiative for Teaching Entrepreneurship IFTE
Friedrich von Hayek, The Road to Serfdom, Routledge (1944)
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