Gewalt sehen, Spuren sichern, Betroffene stärken: Warum Wien eine eigene Untersuchungsstelle braucht

Gewalt sehen, Spuren sichern, Betroffene stärken: Warum Wien eine eigene Untersuchungsstelle braucht

15 Minuten

Beschreibung

vor 1 Woche
In der neuen Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene an der MedUni
Wien widmet sich die Gerichtsmedizinerin Dr. Katharina Stolz einer
Aufgabe, die oft im Verborgenen bleibt: der professionellen
Sicherung von Gewaltspuren – unabhängig davon, ob Betroffene sofort
Anzeige erstatten. Rund 300 Untersuchungen in den ersten Monaten
zeigen, wie groß der Bedarf ist. Vor allem stumpfe Gewalt, Hämatome
und scheinbare Bagatellverletzungen werden hier detailliert
dokumentiert, fotografiert und bis zu zehn Jahre archiviert. Genau
diese sorgfältige forensische Arbeit kann später entscheidend sein,
um Tathergänge nachvollziehbar zu machen und Betroffenen eine
realistische Chance auf Gerechtigkeit zu geben. Stolz betont, dass
die Stelle mehr ist als eine medizinische Untersuchung: Sie bietet
Zeit, Schutz und eine vertrauliche Umgebung, in der Betroffene
erstmals ihre Geschichte erzählen können. Der Großteil kommt aus
dem sozialen Nahraum – Partnergewalt, familiäre Gewalt, wiederholte
Übergriffe. Professionell geschulte Allgemeinmedizinerinnen sichern
Spuren, während psychologische Unterstützung und Beratung Wege zu
weiteren Hilfsangeboten eröffnen. Für die Leiterin steht fest: Jede
Region braucht solche Einrichtungen, denn kurze Wege und schnelle
Dokumentation können Leben verändern – und im besten Fall sogar
retten.

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