#744 «Mehr Bier» für die Strafverteidigung?

#744 «Mehr Bier» für die Strafverteidigung?

Haltung, Zweifel, Loyalität – die stillen Werkzeuge der Verteidigung.
9 Minuten

Beschreibung

vor 2 Wochen
Ein dünnes Krimibändchen, ein ungewöhnliches Geschenk und eine
Ermittlerfigur, die alles infrage stellt: In dieser Folge geht es
um «Mehr Bier» von Jakob Arjuni – und darum, weshalb ein
Privatdetektiv wie Kermal Kayankaya überraschend viel über
Strafverteidigung lehren kann. Welche Haltung braucht Verteidigung
wirklich? Wie arbeitet man in einem Umfeld voller Widersprüche,
Lücken, Macht und Zufall? Und was bedeutet es, menschlich zu
bleiben, wenn man täglich mit menschlichen Abgründen zu tun hat?
Duri Bonin überlegt, welche Haltungen und Arbeitsweisen aus dem
Roman für die Strafverteidigung relevant sind: - Misstrauen als
Grundhaltung: Kayankaya glaubt niemandem – weder Polizei noch
Mandanten noch Zeugen. Er prüft jede Aussage, sucht Lücken, achtet
auf das Ungesagte. Genau diese Haltung prägt eine gute
Strafverteidigung: nie der ersten Darstellung vertrauen, immer
prüfen, was fehlt und wer profitiert. - Unabhängigkeit statt
Zustimmung:: Kayankaya ist Aussenseiter und unbequemer Beobachter.
Auch Strafverteidigung erfordert innere Distanz, das Aushalten von
Gegenwind und das Wissen, dass Beliebtheit kein Kriterium für gute
Verteidigung ist. - Humor als Überlebensstrategie: Arjunis
trockener, sarkastischer Stil erinnert daran, dass Humor im
Strafrecht Schutz bietet: Er verhindert Abstumpfung und moralische
Überhöhung. - Loyalität ohne Identifikation: Kayankaya hält zu
seinen Leuten, ohne sie zu verklären. Gute Strafverteidigung
braucht Loyalität gegenüber dem Menschen – nicht Sympathie, nicht
Blindheit. - Die Sprache der Strasse: Verteidigung ist
Kommunikation, nicht Theorie. Wer die Codes und unausgesprochenen
Regeln versteht, kann Menschen auf Augenhöhe begegnen. -
Gesellschaftliche Zusammenhänge: Im Roman wie im echten Strafrecht
stehen Delikte nie isoliert. Sie spiegeln Strukturen: Armut,
Herkunft, Machtverhältnisse, Zufall. Wer nur die Akte liest,
verpasst die Wirklichkeit. - Menschlichkeit als Werkzeug: Empathie
ohne Weichheit, Nähe ohne Verstrickung – das erlaubt gute
Vertretung, ohne erpressbar zu werden. Die Episode stellt Fragen,
die über den Roman hinausreichen: Was steht zwischen den
Paragraphen? Wie arbeitet man in einem Feld, das gleichzeitig
menschlich und gnadenlos ist? Und welche Haltung trägt einen
wirklich durch die Strafverteidigung? Links zu diesem Podcast: -
Das Buch zum Podcast: [In schwierigem Gelände — Gespräche über
Strafverfolgung, Strafverteidigung &
Urteilsfindung](https://www.duribonin.ch/produkt/in-schwierigem-gelaende/)
- [Mehr Bier, Kayankayas zweiter
Fall](https://www.diogenes.ch/leser/titel/jakob-arjouni/mehr-bier-9783257215458.html?srsltid=AfmBOorAZWCIjvantF5hRNqfGoVH_6Ur2Pi9wroJ0kduKOP7cfrWysfU),
von [Jakob Arjouni](https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Arjouni) -
Anwaltskanzlei von [Duri Bonin](https://www.duribonin.ch) Die
Podcasts "Auf dem Weg als Anwält:in" sind unter
https://www.duribonin.ch/podcast/ oder auf allen üblichen
Plattformen zu hören . Dort einfach nach 'Duri Bonin' suchen und
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