#740 Wahrheit vor Gericht – wie Urteile wirklich entstehen

#740 Wahrheit vor Gericht – wie Urteile wirklich entstehen

Duri Bonin über Wahrnehmung, Zweifel und die Kunst, Gerechtigkeit zu erzählen
14 Minuten

Beschreibung

vor 4 Wochen
In dieser Folge von 'Auf dem Weg als Anwält:in' führt Duri Bonin in
das Herz richterlicher Entscheidungsfindung – dorthin, wo Recht,
Wahrnehmung und Psychologie aufeinandertreffen. Er vergleicht die
Justiz mit einem Fussballspiel, bei dem selbst der VAR nicht alle
Zweifel klärt. Doch Richter:innen sind deutlich weiter entfernt:
Sie sehen das Spiel nicht selbst, über das sie urteilen müssen, sie
sitzen nicht im Video-Operations-Raum. Ihnen werden vielmehr
Beweise wie Zeugenaussagen vorgelegt, die ihnen ein Bild davon
vermitteln sollen, was auf dem Platz geschehen sein soll. So wird
sichtbar, wie anspruchsvoll und komplex diese Aufgabe ist – und wie
naturgemäss ungenau jedes Urteil letztlich ausfallen kann. Wie also
entstehen Urteile aus Zeugenaussagen, Gutachten und Berichten, die
alle nur Bruchstücke einer Geschichte erzählen? Ist eine gute
richterliche Entscheidung wirklich ein Finden von Wahrheit – oder
vielmehr das Handwerk des Zweifelns, des Ordnens und des
Transparentmachens? Duri zeigt, wie menschliche Wahrnehmung
funktioniert: wie unser Gehirn nach Kohärenz sucht, Widersprüche
glättet und Geschichten formt, die Sinn ergeben sollen. Doch was
passiert, wenn diese Geschichten zu schön, zu rund werden? Wann
kippt Plausibilität in Täuschung oder Manipulation? Zentrale Themen
und Fragen dieser Episode: - Warum jede richterliche Entscheidung
eine Erzählung ist – und keine absolute Wahrheit. - Wie Priming,
Ankereffekt und narrative Transportation Urteile unbewusst prägen.
- Weshalb Verständlichkeit in Urteilen kein Luxus, sondern
Voraussetzung für Gerechtigkeit ist. - Wieso Verteidiger:innen und
Staatsanwält:innen als Geschichtenerzähler:innen wirken und warum
Ehrlichkeit dabei entscheidend bleibt. - Welche Rolle Zweifel,
Widersprüche und das Zulassen von Unsicherheiten für eine faire
Rechtsprechung spielen. Diese Folge zeigt, wie sehr Justiz vom
Menschlichen geprägt ist – von Wahrnehmung, Erinnerung und der
Kunst, Sinn zu schaffen. Wer Strafverfahren verstehen will, muss
verstehen, wie Geschichten Urteile formen. Duri Bonin verbindet in
dieser Episode juristisches Denken mit psychologischer Tiefe und
macht deutlich, warum Transparenz, Zweifel und Sprache die wahren
Garanten von Gerechtigkeit sind. In dieser Folge erfährst du, wie
du als Anwält:in oder Staatsanwält:in überzeugende, aber ehrliche
Geschichten erzählst, wie du als Richter:in Urteile nachvollziehbar
machst und warum genau das der beste Schutz vor Willkür ist. Und
weshalb – in den Worten von Lezama Lima – nur das Schwierige
wirklich anregend ist. Als Strafverteidiger erhält man Einblicke in
die unglaublichsten Fälle und arbeitet eng mit sehr
unterschiedlichen und spannenden Menschen zusammen. Im Podcast 'Auf
dem Weg als Anwält:in' versucht der Anwalt Duri Bonin gemeinsam mit
seinen Gesprächspartnern (Beschuldigte, Verurteilte, Staatsanwälte,
Strafverteidiger, Gutachter, Opfer, Unschuldige, Schuldige …) zu
ergründen, wie diese ticken, was sie antreibt und wie sie das
Rechtssystem erleben. Behandelt werden urmenschliche Themen. Bei
genauerem Hinsehen findet man Antworten auf eigene Fragen des
Lebens und der Gesellschaft. Die Podcasts "Auf dem Weg als
Anwält:in" sind unter https://www.duribonin.ch/podcast/ oder auf
allen üblichen Plattformen zu hören . Dort einfach nach 'Duri
Bonin' suchen und abonnieren.

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