Von Marskanälen zum Wolkenatlas: Dünne Luft auf dem Mars
1965 zerstört ein einziges Foto die Träume vom Leben auf dem Mars.
Jahrzehnte später entdeckt ein Doktorand rätselhafte Wolken – und
eröffnet ein neues Forschungsfeld. Eine kleine Geschichte der
Mars-Atmosphäre.
1 Stunde 13 Minuten
Podcast
Podcaster
Im AstroGeo Podcast erzählen sich die Wissenschaftsjournalisten Franziskia Konitzer und Karl Urban regelmäßig Geschichten, die ihnen entweder die Steine unseres kosmischen Vorgartens eingeflüstert – oder die sie in den Tiefen und Untiefen des Universum...
Beschreibung
vor 1 Monat
Am 15. Juli 1965 kommt es in den Räumen des Jet Propulsion
Laboratory der NASA in Kalifornien zu einem Showdown: Drei Männer
betrachten eine der ersten Aufnahmen der Marsoberfläche, welche die
Raumsonde Mariner 4 nur wenige Stunde zuvor beim Vorbeiflieg aus
der Nähe gemacht hatte. Ein Foto vom Mars – eigentlich ein
großartiger Erfolg für die Wissenschaft! Und doch war jene Aufnahme
eine riesige Enttäuschung – denn ein Bild sagt mehr als tausend
Worte, und jenes Bild der Marsoberfläche sagte den NASA-Vertretern:
Der Mars ist ganz anders als gedacht – und vor allem ist er kalt
und tot. Das Bild zeigte, dass es wohl kein weit verbreitetes Leben
auf dem Mars gibt, was vor allem mit seiner Atmosphäre
zusammenhängt. In dieser Folge erzählt Karl eine kleine Geschichte
der Mars-Atmosphäre. Die Astronomen der Antike sahen beim Mars
zunächst nicht mehr als einen rötlichen Wandelstern, der in
Schleifen übers Firmament läuft. Und während auch die ersten
Astronomen der Neuzeit nur wenige Details des Planeten in Erfahrung
bringen konnten, so waren sie doch überzeugt: Der Mars ist eine
belebte Welt, die der Erde ähneln sollte. Doch bis ins 20.
Jahrhundert hinein wussten Forscherinnen und Forscher lediglich:
Die Tage auf dem Mars sind vergleichbar lang wie auf der Erde (24
Stunden und 37 Minuten), der Planet besitzt vermutlich Polkappen
und Jahreszeiten. Der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli
hatte im 19. Jahrhunderte lange Linien beschrieben, die er canali
nannte und die folgende Generationen über die Möglichkeit einer
marsianischen Zivilisation spekulieren ließen. Doch die
Voraussetzung für solches Leben auf dem Mars wäre, dass diese
Außerirdischen Luft zum atmen hätten. Die Aufnahmen der NASA-Sonde
Mariner 4 aus dem Jahr 1965 bereitete all diesen Mutmaßungen ein
abruptes Ende: Auf ihnen erschien der Rote Planet als tote, kalte
und tiefgefrorene Welt mit einer extrem dünnen Atmosphäre. Dass in
der kaum vorhandenen Marsluft dennoch etwas passiert, wurde zwar
früh erkannt, war aber nie genauer untersucht worden. Marsianische
Wolken bestehen aus Eiskristallen und waren eher ein Störfaktor für
Kameras, die eigentlich Krater, Canyons oder Flusstäler der festen
Oberfläche fotografieren sollten. Erst 2018 gibt ein spanischer
Doktorand Anlass, die Marswolken genauer zu untersuchen. Jorge
Hérnandez-Bernal findet am Riesenvulkan Arsia Mons eine extrem
lange Wolke, die über die letzten Jahrzehnte immer zu einer
bestimmten Jahreszeit wiederkehrt. Diese Entdeckung von
Hérnandez-Bernal motivierte ein Team um Daniela Tirsch vom Institut
für Weltraumforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt genauer nachzusehen. Die europäische Raumsonde Mars
Express hatte seit 2003 tausende Bilder gemacht. Und damit gelang
etwas, was sich die NASA-Mitarbeitenden aus dem Jahr 1965 kaum
hätten vorstellen können: der allererste Wolkenatlas einer
außerirdischen Welt.
Laboratory der NASA in Kalifornien zu einem Showdown: Drei Männer
betrachten eine der ersten Aufnahmen der Marsoberfläche, welche die
Raumsonde Mariner 4 nur wenige Stunde zuvor beim Vorbeiflieg aus
der Nähe gemacht hatte. Ein Foto vom Mars – eigentlich ein
großartiger Erfolg für die Wissenschaft! Und doch war jene Aufnahme
eine riesige Enttäuschung – denn ein Bild sagt mehr als tausend
Worte, und jenes Bild der Marsoberfläche sagte den NASA-Vertretern:
Der Mars ist ganz anders als gedacht – und vor allem ist er kalt
und tot. Das Bild zeigte, dass es wohl kein weit verbreitetes Leben
auf dem Mars gibt, was vor allem mit seiner Atmosphäre
zusammenhängt. In dieser Folge erzählt Karl eine kleine Geschichte
der Mars-Atmosphäre. Die Astronomen der Antike sahen beim Mars
zunächst nicht mehr als einen rötlichen Wandelstern, der in
Schleifen übers Firmament läuft. Und während auch die ersten
Astronomen der Neuzeit nur wenige Details des Planeten in Erfahrung
bringen konnten, so waren sie doch überzeugt: Der Mars ist eine
belebte Welt, die der Erde ähneln sollte. Doch bis ins 20.
Jahrhundert hinein wussten Forscherinnen und Forscher lediglich:
Die Tage auf dem Mars sind vergleichbar lang wie auf der Erde (24
Stunden und 37 Minuten), der Planet besitzt vermutlich Polkappen
und Jahreszeiten. Der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli
hatte im 19. Jahrhunderte lange Linien beschrieben, die er canali
nannte und die folgende Generationen über die Möglichkeit einer
marsianischen Zivilisation spekulieren ließen. Doch die
Voraussetzung für solches Leben auf dem Mars wäre, dass diese
Außerirdischen Luft zum atmen hätten. Die Aufnahmen der NASA-Sonde
Mariner 4 aus dem Jahr 1965 bereitete all diesen Mutmaßungen ein
abruptes Ende: Auf ihnen erschien der Rote Planet als tote, kalte
und tiefgefrorene Welt mit einer extrem dünnen Atmosphäre. Dass in
der kaum vorhandenen Marsluft dennoch etwas passiert, wurde zwar
früh erkannt, war aber nie genauer untersucht worden. Marsianische
Wolken bestehen aus Eiskristallen und waren eher ein Störfaktor für
Kameras, die eigentlich Krater, Canyons oder Flusstäler der festen
Oberfläche fotografieren sollten. Erst 2018 gibt ein spanischer
Doktorand Anlass, die Marswolken genauer zu untersuchen. Jorge
Hérnandez-Bernal findet am Riesenvulkan Arsia Mons eine extrem
lange Wolke, die über die letzten Jahrzehnte immer zu einer
bestimmten Jahreszeit wiederkehrt. Diese Entdeckung von
Hérnandez-Bernal motivierte ein Team um Daniela Tirsch vom Institut
für Weltraumforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt genauer nachzusehen. Die europäische Raumsonde Mars
Express hatte seit 2003 tausende Bilder gemacht. Und damit gelang
etwas, was sich die NASA-Mitarbeitenden aus dem Jahr 1965 kaum
hätten vorstellen können: der allererste Wolkenatlas einer
außerirdischen Welt.
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