Zwischen Ich und Wir. Die Zukunft der Religion

Zwischen Ich und Wir. Die Zukunft der Religion

1 Stunde 7 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat
Was wird aus dem Glauben in einer Welt, in der jeder sein eigener
Sinnstifter ist – und die alten religiösen Gewissheiten bröckeln?
Manuel Schmid und Stephan Jütte fragen, ob das Christentum seine
Zukunft eher im Ich oder im Wir finden wird – und was das für
Kirche, Theologie und Gemeinschaft bedeutet. Wie immer beginnt
Ausgeglaubt mit zwei persönlichen Momenten: Manuels «Stossgebet der
Woche» gilt seiner eigenen Verplantheit – nach einer
RefLab-Veranstaltung hetzt er wie ein Gejagter zum Zug, um
pünktlich an ein Geburtstagsfest zu kommen, nur um dort
festzustellen: Das Fest findet erst in mehreren Wochen statt.
Stephan dagegen jubelt im «Hallelujah der Woche» über eine neue
Leidenschaft: Tennis. Er hat erst vor kurzem angefangen zu spielen
– und ist schon ziemlich beeindruckt von seinen eigenen
Fortschritten. Von dort aus geht’s ins eigentliche Thema: die
Zukunft der Religion. Stephan und Manuel knüpfen an ihre letzten
beiden Gespräche über Individualismus und Kollektivismus an und
fragen, wie sich beides im Christentum verschränkt – und vielleicht
auch gegenseitig korrigiert. Einerseits hat das Christentum in
seiner Geschichte stark individualisierende Kräfte freigesetzt: Der
reformatorische Gedanke, dass jeder Mensch unmittelbar vor Gott
steht, hat das moderne Selbstbewusstsein, die Gewissensfreiheit und
das Ideal persönlicher Verantwortung entscheidend geprägt.
Andererseits stammen die biblischen Texte selbst aus ausgesprochen
kollektivistischen Kulturen, in denen Familie, Clan und Sippe die
Identität bestimmten. Jesus und Paulus stellen genau dieses Primat
infrage – und schwören ihre Anhänger auf eine neue Form von
Gemeinschaft ein: das Reich Gottes, in dem soziale, ethnische und
geschlechtliche Grenzen keine Rolle mehr spielen («Weder Jude noch
Grieche, weder Sklave noch Freier…»). Von hier aus spannt das
Gespräch einen Bogen in die Gegenwart: Wie hat das Christentum über
Jahrhunderte hinweg die westliche Gesellschaft geprägt – und warum
verliert es heute seine Selbstverständlichkeit? Was bedeutet die
oft zitierte «metaphysische Obdachlosigkeit» des modernen Menschen,
der zwischen Selbstverwirklichung und Sinnsuche pendelt? Und wovon
darf oder soll man als protestantischer Christ heute noch träumen?
Eine Rückkehr zur alten Grösse? Wohl kaum – und sicher nicht auf
dem autoritären Weg, auf dem christliche Nationalisten in den USA
derzeit Macht zurückerobern wollen. Aber was wäre die Alternative?
Einfach «kleinere Brötchen backen»? Und wenn ja – wie könnten die
aussehen? Manuel und Stephan diskutieren, ob die basisdemokratische
Struktur der reformierten Kirche dabei hilft, Machtmissbrauch zu
verhindern – oder ob sie zugleich mutige Initiativen und visionäre
Aufbrüche bremst. Ein intensives Gespräch über Glauben zwischen
Autonomie und Bindung, und über Kirchenstrukturen zwischen
Tradition und Aufbruch.

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