Podcaster
Episoden
03.12.2025
1 Stunde 4 Minuten
Gottesbilder sind nie nur privat – sie prägen, wie wir über
Autorität, Freiheit und Politik denken. Manuel und Stephan fragen
in dieser Folge, wie theologische Vorstellungen kippen können und
warum manche Gottesbilder Menschen für autoritäre Ideologien
empfänglich machen. Im «Hallelujah der Woche» erzählt Stephan von
einer berührenden Begegnung: Sein Sohn freundet sich ganz
selbstverständlich mit einem Jungen aus einer geflüchteten Familie
an – ein kleiner Moment, der zeigt, wie unkompliziert Offenheit
eigentlich sein könnte. Manuels «Stossgebet» dagegen hat mehr mit
Druck zu tun: Er ringt immer noch mit einem überfälligen
wissenschaftlichen Aufsatz zum Thema christlicher Nationalismus und
spürt den selbstverursachten Stress im Nacken. Im «Thema der Woche»
geht es um die Macht der Gottesbilder. Denn wie man sich Gott
vorstellt – als strengen Kontrolleur, als patriarchalen Hausherrn
oder als nationalen Souverän – prägt, wie man über Gehorsam,
Freiheit, Politik und gesellschaftliche Ordnung denkt. Manuel und
Stephan zeigen, warum diese Vorstellungen politisch wirksam werden
und wieso sie in vielen rechten Bewegungen eine zentrale Rolle
spielen. Sie sprechen über die «Big-God»-Theologie des «neuen
Calvinismus», die leicht in eine Sehnsucht nach starken Führern
kippt; über patriarchale Hausordnungen, die Top-down-Gehorsam
einüben und spirituellen Missbrauch begünstigen; und über
christliche Nationalismen, die Gott zum Garanten einer
«christlichen Nation» machen und Pluralismus als Bedrohung framen.
Zum Schluss betont Stephan, dass es doch eigentlich gerade zum
Wesen reformierter Theologie gehört, Gottes Unverfügbarkeit
festzuhalten: Gott darf nicht vor den Karren einer politischen
Agenda gespannt werden. Wer Gottes Willen zu direkt in politische
Programme übersetzt, verrät diese theologische Grundintuition.
Genau hier liegt eine wichtige Gegenkraft zu autoritären
Gottesbildern: Ein Gott, der sich nicht vereinnahmen lässt,
legitimiert auch keine unantastbaren Führerfiguren, keine
sakralisierte Nation und keine «göttliche Ordnung», die sich jeder
Kritik entzieht. Die Unverfügbarkeit Gottes schützt vor religiöser
Übergriffigkeit – und öffnet Raum für demokratische Verantwortung,
Irrtumstoleranz und gemeinsames Ringen um das Gute. Eine Folge über
die politische Sprengkraft theologischer Bilder – und darüber,
warum es entscheidend ist, wer unser Gottesbild prägt und welche
Konsequenzen daraus folgen.
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26.11.2025
1 Stunde 3 Minuten
Im «Hallelujah der Woche» ist Manuel noch immer ein bisschen
verzaubert: Ein spontaner Rückblick auf Back to the Future hat ihn
direkt in die 80er katapultiert – dorthin, wo die Welt (zumindest
im eigenen Rückblick) noch einfacher wirkte. Stephan hingegen
bringt ein genervtes «Stossgebet» mit: Beim Tennisspielen wurde er
von verzweifelten Mitspielern vom Nebenplatz ausgebremst, die
ausgerechnet auf seinem Court unermüdlich nach ihren neu gekauften
Bällen suchten… Das «Thema der Woche» stellt dann die große Frage:
Braucht es im 21. Jahrhundert wirklich noch Glaubensbekenntnisse?
Oder sind Apostolicum und Nicänum nur kirchliche Relikte aus einer
anderen Epoche? Manuel und Stephan zeichnen nach, wie diese
Bekenntnisse entstanden, welche Konflikte sie beantworten wollten
und warum sie immer auch Fragen von Macht und Identität berühren:
Wer entscheidet, was «recht» zu glauben ist? Wo stiften
Bekenntnisse Orientierung – und wann werden sie zur Waffe, die
ausgrenzt und diszipliniert? Der Blick geht aber auch in die
Gegenwart: Während Kirchen ihr Verhältnis zu alten Bekenntnissen
verhandeln, entstehen überall neue Credos – bei Influencer:innen,
Coaches, Motivationsgurus. Von «Manifestieren» über
Selbstoptimierung bis hin zu spirituellen Life-Hacks: Auch heute
leben Menschen mit Glaubenssätzen, die Halt bieten, Zugehörigkeit
schaffen und Verhalten normieren. Wie unterscheiden sich diese
modernen Bekenntnisse von den klassischen? Und sind sie ihnen
vielleicht ähnlicher, als wir gerne denken würden? Eine Folge für
alle, die ahnen: Ganz ohne Bekenntnisse kommt niemand durchs Leben.
Die Frage ist nur, welche wir wählen – und wer darüber die
Deutungshoheit behält.
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19.11.2025
1 Stunde 16 Minuten
Wenn die Welt aus den Fugen gerät, reicht dann Jesu Gewaltverzicht
– oder braucht es harte sicherheitspolitische Entscheidungen?
Manuel und Stephan diskutieren anhand der neuen Denkschrift der
EKD, wie christliche Friedensethik zwischen Ideal und Realität
navigieren kann. Im «Hallelujah der Woche» erzählt Manuel von einer
Tagung der EKS zu Religionsfreiheit und Christenverfolgung, an der
prominente Vertreter aus Politik und Kirchen geschlossen auftraten
– ein ernstes Thema, aber ein ermutigendes Zeichen gemeinsamer
Verantwortung. Das «Stossgebet der Woche» steuert Stephan bei: Er
hat letzte Woche das Internet gelöscht… oder zumindest die
Startseite einer Homepage, die er einzurichten versuchte. Der
IT-Experte hat ihm dann aus der Klemme geholfen… Das «Thema der
Woche» ist angesichts globaler Krisen nahezu unausweichlich:
Friedensethik. Waffenlieferungen? Aufrüstung? Atomwaffen?
Wehrpflicht? Wie sollen gerade evangelisch-reformierte Christ:innen
sich hier positionieren? Anlass für die Diskussion ist die neue
EKD-Denkschrift «Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick».
Manuel und Stephan diskutieren engagiert und nicht ohne Reibung, ob
dieser neue Realitätssinn notwendig ist oder ob die EKD damit
hinter die radikale Ethik Jesu zurückfällt. Manuel ist besonders
wichtig, dass man zwischen einer Nachfolgeethik für Christ:innen
und einer politischen Ethik für Staaten unterscheiden muss: Während
Militarismus nur top-down funktioniert – mit Befehlsketten,
Sanktionen und Einberufungen –, kann Pazifismus nur bottom-up
entstehen, aus freiwilligen Bewegungen, zivilem Mut und kollektiver
Selbstorganisation. Zwei völlig unterschiedliche Logiken, die nicht
dieselben Erfolgsbedingungen teilen. Ein Gespräch, das nicht
umsonst in Überlänge ausgeartet ist: Es gibt viel zu besprechen –
und wir freuen uns, wenn ihr reinhört und euch über Kommentare und
Nachrichten an der Diskussion beteiligt!
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12.11.2025
1 Stunde 3 Minuten
Ist die Welt ein gefährlicher Ort – oder ein Raum voller Spuren
Gottes? Manuel Schmid und Stephan Jütte sprechen über Angst,
Vertrauen und eine neugierige Haltung zum Leben. Diese Folge von
Ausgeglaubt startet, wie es sich gehört: mit einem kleinen Desaster
und einer grossen Ermutigung: Als «Stossgebet der Woche»
schildert Stephan, wie er kurz vor Beginn der Kirchensynode beherzt
in seine Jackentasche greift – und mit den Fingern mitten in der
klebrigen Liquid-Sosse seiner E-Zigarette landet. Das «Hallelujah
der Woche» kommt dann von Manuel, der zwei ermutigende
Speaking-Engagements in freikirchlichen Kontexten hinter sich hat,
wo er auf offene, differenzierte, neugierige Menschen getroffen ist
– ein wohltuender Kontrast zu den schrillen evangelikalen
Social-Media-Stimmen und amerikanischen Kulturkämpfern. Diese
Begegnungen öffnen den Raum für eine grundsätzliche Frage: Wie
blicken Christinnen und Christen eigentlich auf die Welt? Für
manche prägt eine misstrauische, ängstliche Haltung den Blick:
Alles ausserhalb kirchlicher Räume scheint potenziell gefährlich,
voll von Versuchungen und Einflüssen, die einen vom Glauben
abbringen könnten – ob Fantasyromane, Heavy Metal, Halloween oder
moderne Popkultur. Dem gegenüber steht eine ganz andere
Perspektive, die Manuel bei Paulus entdeckt: eine gelassene
Zuversicht, dass Gottes Wirken sich überall zeigen kann – in Kunst
und Gedanken, in Geschichten, Musik und in der Begegnung mit
Menschen. Statt vor der Welt zurückzuschrecken, sieht diese Haltung
die Schöpfung als durchdrungen von göttlicher Schönheit und
Wahrheit und lädt dazu ein, sie neugierig zu erkunden. Doch wie
bleibt man offen für das Gute, ohne blind für das Schädliche zu
sein? Manuel und Stephan diskutieren, wie man neugierig und
weltzugewandt leben kann, ohne seine Urteilsfähigkeit zu verlieren
– und warum Christen keine Angst davor haben müssen, die Welt zu
entdecken.
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29.10.2025
1 Stunde 10 Minuten
Eine Ausgeglaubt-Folge über Lust, Glauben, Scham – und die Frage,
wie frei Christ:innen tatsächlich lieben. In dieser brisanten Folge
sprechen Manu und Stephan über die Ergebnisse der gross angelegten
empirica-Sexualitätsstudie. Das Forschungsinstitut empirica (unter
der Leitung von Prof. Dr. Tobias Künkler und Prof. Dr. Tobias Faix)
hat über mehrere Jahre hinweg (2022–2025) untersucht, wie
(hoch-)religiöse Christ:innen im deutschsprachigen Raum über
Sexualität denken – und wie sie tatsächlich leben. Mehr als 10'000
Teilnehmende geben dabei spannende, manchmal widersprüchliche
Einblicke in ihr Liebesleben zwischen Dogmatik, Beziehungsalltag
und Schamkultur. Zu den zentralen Erkenntnissen gehören: >
Zwischen Dogmatik und Bett: Glaube prägt Überzeugungen, aber kaum
das Erleben. Zwischen theologischen Idealen und gelebter Sexualität
klafft ein tiefer Graben. > Ein breites Spektrum: Innerhalb der
Christenheit reicht das Verständnis von Sexualität von strenger
Norm bis zu freudigem Genuss. Die Mehrheit bewegt sich in einer
ambivalenten Mitte – zwischen Geschenk und Risiko. > Keine
Prüderie, aber Inkongruenz: Christliche Paare sind sexuell aktiver
als der Durchschnitt, Singles deutlich weniger. Beim Thema
Selbstbefriedigung zeigen sich die größten Konflikte zwischen Ethik
und Praxis – mit entsprechenden Schuldgefühlen. > Sexualisierte
Gewalt: 13 % der Befragten berichten von (versuchten)
Vergewaltigungen, ein Achtel davon im kirchlichen Kontext. Die
Aufarbeitung bleibt meist aus, was zu tiefem spirituellem
Misstrauen führt. > Kirche und Schamkultur: Christliche
Sexualpädagogik gilt laut Studie als Kommunikationsdesaster – zu
viel Schweigen, zu viele Normen. Gewünscht wird mehr Empathie und
eine stärkere Förderung sexueller Handlungsfähigkeit. Die Studie
zeigt: Auch in der christlichen Welt hat in den letzten zehn Jahren
eine spürbare Liberalisierung der Sexualethik stattgefunden –
angeführt vor allem von Frauen. Ausserdem: Stephans Stossgebet:
erzählt von einem verregneten UEFA-Spielbesuch mit Sohn Theo,
kalten Knochen und einer kurzen Nacht. Manus Halleluja: berichtet
von einem bewegenden Dankesapéro beim Reflab Festival, wo ein Hörer
erzählte, dass Ausgeglaubt ihm half, seinen Glauben neu zu
entdecken.
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Über diesen Podcast
Was heisst das eigentlich, Christ zu sein? Woran glauben Christen
und was können sie getrost aufgeben? Logisch, dass sich Manuel
Schmid & Stephan Jütte dabei nicht immer einig sind. Aber sie
versuchen in diesem Podcast zusammen herauszufinden, was für sie
wirklich zählt und was ihnen eher im Weg steht. Und klar: Beide
wissen es auch nicht wirklich. Aber vielleicht regt es dich an zum
Mitdenken. Oder es regt dich auf und du magst mit ihnen streiten.
Oder du schreibst ihnen einfach mal, was du nicht mehr glauben
kannst oder musst oder willst.
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